Audi e-Tron GT Test Taycan-Herausforderer

Audi e-tron GT 2021 Foto: Audi 15 Bilder

Audi erweitert die e-Tron-Baureihe um eine super sportliche Coupé-Limousine. Und doch bleibt der Fahrkomfort nicht auf der Strecke.

Gran Turismo, das steht für „große Fahrt“, für komfortables Reisen in schnellen und sportlichen Limousinen. Auf dieser Schiene fährt nun der jüngste Ableger von Audis großem Elektroauto. Knapp 600 PS stark, 250 km/h schnell und extrem aufregend geformt bildet der fast fünf Meter lange, aber 1,41 Meter flache Viertürer RS e-Tron GT die neue Speerspitze im Modellprogramm. Sie zielt auf Kunden, denen ein A7 Sportback zu konventionell und ein e-Tron Sportback nicht exklusiv genug ist. Mindestens 116.000 Euro (alle Preise netto) muss man für das schnelle viertürige Coupé anlegen.

Dafür wird allerdings einiges geboten: 21-Zöller samt Keramikbremsen etwa sowie zwei 238 und 456 PS starke E-Motoren an Vorder- und Hinterachse für den Allradgrip. Damit’s der Hochvolt-Technik nicht zu heiß wird, halten sie vier Kühlkreisläufe im Wohlfühlbereich zwischen 30 und 35 Grad.

Die 93 kWh fassende Batterie im Unterboden soll den Boliden nach WLTP bis zu 487 Kilometer weit bringen, was in der Praxis auf rund 400 Kilometer rausläuft. Wer zwischendrin eine Power-Säule ansteuert, lädt mit bis zu 270 kW. In nur fünf Minuten fließt dann Strom für 100 Kilometer in die 33 Module des Akkus. Passende Stationen nennt das Navisystem schon bei der Tourenplanung und die Ladekarte liefert Audi auf Wunsch gleich mit. Nur Einstöpseln und Laden wie bei Porsche oder Tesla klappt aber noch nicht: Noch muss die Säule freigeschaltet werden.

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RS oder "normaler" GT Quattro - beiden laden mit bis zu 270 kW und damit extrem schnell.

Differenzialsperre, adaptive Dämpfer und die standesgemäße Vernetzung samt Online-Anbindung sind Serie. Zusätzlich lädt der Konfigurator bei der Bestellung zum fleißigen Klicken ein. Von Matrix-Scheinwerfern mit Laserlicht (2.430 Euro) über Keramikbremsen (7.560 Euro) bis zum künstlichen Motorsound (420 Euro), der einen potenten Verbrenner imitiert, ist alles machbar. Nebenbei stehen diverse Designs zur Wahl, darunter das 1.300 Euro teure und fast schon martialisch anmutende schwarze Optikpaket. Und wem es ums letzte Gramm geht: Selbst ein rund zehn Kilo leichteres Carbondach wird für 3.100 Euro angeboten.

Unter der Hülle steckt viel der Technik, die schon Porsche im Taycan verbaut. Auch sonst ähneln sich die Autos, von der tiefen Sitzposition ein paar Zentimeter über dem Asphalt bis zur breiten Mittelkonsole, die Fahrer und Beifahrer trennt. Der zentrale Armaturenträger neigt sich wie in allen sportlichen Audis leicht dem Fahrer zu. In der Mitte sitzt der übliche Touchscreen mit dem Bedienmenü, während das Head-up-Display übersichtlich alle nötigen Infos direkt ins Sichtfeld spielt.

Audi e-tron GT 2021 Foto: Audi
Innenraum des RS

Spätestens im engen Heckabteil wird dann klar, dass es sich beim e-Tron GT um ein Fahrerauto handelt, in dem die hinteren Passagiere einen geringeren Stellenwert besitzen. Das beginnt beim Einstieg in den Fond durch die schmale Pforte und endet im Versuch, große Füße unter den Vordersitzen zu verstauen. Daran ändern auch die sogenannte Fuß-Garage wenig, die Audi genauso wie Porsche in die unter dem Boden verlegte Batterie geschnitten hat. Ebenso schmal geschnitten ist das nur 405 Liter fassende Heckabteil unter der schrägen Klappe.

Vorne dagegen verbaut Audi schmale, eng anliegende und vielfach elektrisch verstellbare Ledersitze. Für 1.400 Euro gibt‘s den Innenraum auch in einer lederfreien Stoff-Kunstleder-Kombination aus recyceltem Kunststoff, passend zum Öko-Anspruch, den manche Kunden mit dem Kauf eines E-Autos verbinden.

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Die Bedienung ähnelt der aller Audis und verlangt keine Umgewöhnung. Der Wagen gibt sich angenehm handzahm, wenn man sich das erste Mal in den fließenden Verkehr einfädelt. Selbst wenn bei Vollgas nach 3,3 Sekunden die „100“ auf dem Digitaltacho stehen: Standardmäßig fährt der GT im lang übersetzten zweiten Gang an, beschleunigt also bei vernünftigem Umgang mit dem Strompedal angenehm sanft. Keine Spur von der Nervosität, die manche hochmotorisierte E-Autos an den Tag legen. Auch die Federung macht klar: Dieser Wagen ist für lange Strecken gebaut, komfortabel abgestimmt, ohne die Mitfahrer zu malträtieren. Stress wegen mangelnder Reichweite sollte auch nicht aufkommen. Selbst bei sehr flotter Fahrweise verbrauchte der Wagen auf unserer Runde laut Bordcomputer unter 30 kWh/100 km. Wer sich zurückhält, sollte gut Werte um 22 kWh schaffen.

Natürlich kann der GT auch anders und wer sich nicht vorsieht, fährt ständig jenseits der Straßenverkehrsordnung. In schnellen Kurven und bei Top-Speed liegt er wie ein Brett. Er folgt dem kleinsten Zupfen am Volant mit präziser Lenkbewegung und mit brachialer Beschleunigung auf den Tritt aufs Pedal. Geschwindigkeit und Fahrdynamik werden hier nicht zum Problem des Autos, sondern des Fahrers, der möglicherweise seine Fähigkeiten schnell überschätzt.

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