Eigentlich ist Deutschland bei der Elektromobilität ganz vorne mit dabei. Zumindest, wenn man auf die reinen Verkaufszahlen schaut. Doch die Stimmung scheint zu kippen. Neue Auswertungen der Analyseplattform TradingPedia, basierend auf ACEA- und IEA-Daten sowie Zulassungszahlen für das erste Quartal 2025, zeigen: Der deutsche Markt verliert an Dynamik. Vor allem bei gewerblichen Fuhrparks dürfte das zu denken geben.
Der Rückgang kommt zu einem Zeitpunkt, an dem politisch über mögliche EV-Quoten für Mietwagen- und Flottenbetreiber ab 2030 diskutiert wird – ein Vorschlag, den Bundeskanzler Friedrich Merz scharf ablehnte. Die Zahlen zeigen, warum.
Deutschland weltweit auf Platz 3
Mit über 572.000 neu zugelassenen E-Fahrzeugen (BEVs und PHEVs) im Jahr 2024 belegt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin einen Spitzenplatz. Nur China (11,3 Millionen Fahrzeuge) und die USA (1,5 Millionen) verkaufen mehr E-Autos. Damit bleibt Deutschland klar europäischer Marktführer – vor Großbritannien (549.148 Einheiten) und Frankreich (437.006). Auch Belgien, die Niederlande und Schweden schaffen es weltweit unter die Top Ten. Europa ist also durchaus engagiert unterwegs in Sachen E-Mobilität.
Rückgang trotz hoher Stückzahlen
Doch der Blick auf die absoluten Zahlen täuscht über die tatsächliche Marktentwicklung hinweg. Denn: Die Verkaufszahlen sanken 2024 in Deutschland um 18,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders bemerkbar macht sich das im Marktanteil: Der Anteil der elektrifizierten Fahrzeuge (BEVs + PHEVs) an den gesamten Neuzulassungen ging von 24 auf 19 Prozent zurück – ein Minus von 20 Prozentpunkten.
Damit gehört Deutschland weltweit zu den Ländern mit dem stärksten Rückgang – hinter Neuseeland, Island, Rumänien, Japan, Finnland und Slowenien. Ein Alarmsignal für Politik und Branche, insbesondere im Flottengeschäft, wo Budgets knapp und Restwertsorgen groß sind.
Im Vergleich: Skandinavien deutlich weiter
Dass es auch anders geht, zeigen die skandinavischen Länder: Norwegen etwa kommt auf einen Marktanteil von über 91 Prozent, Schweden auf 58,4 Prozent, Dänemark auf 55,6 Prozent. Insgesamt haben 14 europäische Länder mittlerweile einen höheren E-Anteil bei Neuzulassungen als Deutschland.
Die Zahlen machen deutlich: Während Deutschland mengenmäßig stark ist, fällt es beim relativen Anteil zurück. Vor allem für Flottenverantwortliche, die sich an politischen Zielvorgaben orientieren müssen, sind solche Entwicklungen entscheidend – etwa bei Ausschreibungen oder Car Policies.
Merz warnt vor Überforderung der Branche
Dass Bundeskanzler Merz sich kürzlich kritisch zu einem EU-Vorschlag äußerte, ab 2030 nur noch E-Fahrzeuge in Miet- und Großflotten zuzulassen, wirkt vor diesem Hintergrund weniger überraschend. Seine Warnung: Ein solches Vorhaben könnte die europäische Autoindustrie "zerstören", wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen.
Die aktuellen Zahlen von TradingPedia unterstreichen seine Sorge: Die Nachfrage wächst nicht automatisch weiter – weder bei privaten Käufern noch in Unternehmen. Infrastruktur, TCO-Fragen und die Verfügbarkeit geeigneter Modelle bleiben Hürden.
Welche Deutsche Marken sind unter den Top 20?
Im ersten Quartal 2025 gehörten dennoch vier deutsche Hersteller zu den weltweit 20 meistverkauften E-Auto-Marken:
- BMW auf Platz 5
- Volkswagen auf Platz 6
- Mercedes-Benz auf Platz 10
- Audi auf Platz 18
Den Markt dominieren jedoch weiterhin chinesische Anbieter: BYD führt die Liste an, Tesla belegt Platz 2. Mit Volvo (Platz 13) ist nur ein weiterer europäischer Hersteller vertreten.
Diese Rankings zeigen: Auch wenn deutsche Marken sichtbar bleiben, wird der globale Wettbewerb härter – gerade bei preisgünstigen und volumenstarken E-Modellen, die für viele Flotten relevant sind.