Wetterkapriolen statt Sommeridylle
Früher gab es im Winter noch Schlittenfahren, in den großen Ferien Badespaß. Der Sommer war ein verlässlicher Kumpel. Kam nie zu früh, blieb nie zu lange. Die Sommerferien brachten Freibad-Pommes, laue Nächte und das Brutzeln auf dem Handtuch – aber eben kontrolliert, mit Rücksicht. Heute ist er eher wie ein cholerischer Praktikant auf Ketamin: unberechenbar, überambitioniert und ständig kurz vor der Eskalation. Die Wetter-App ist inzwischen spannender als jede Netflix-Serie: Montag Gluthitze, Dienstag Wolkenbruch, Mittwoch Tornadowarnung – und Donnerstag fährt der Firmenwagen freiwillig in die Tiefgarage und weigert sich, wieder rauszukommen.
Flexibilität hat Grenzen
Währenddessen macht die EU ihre Klimaziele "flexibler". Klingt charmant – ist aber ungefähr so sinnvoll, als würde man bei 180 km/h die Bremsen neu verhandeln. Und hier liegt der Hund begraben (der übrigens auch keine Lust mehr hat, bei 38 Grad Gassi zu gehen): Wir sind mit Vollgas auf der linken Spur unterwegs, obwohl längst klar ist, dass die Leitplanke näher kommt. Da sind viele Unternehmen im Thema betriebliche Mobilität weiter als die Politik. Sie rechnen, probieren aus. Nicht, weil’s bequem ist, sondern weil es nötig ist.

Der Autor ist Geschäftsführer des Bundesverbands Betriebliche Mobilität und Sprecher der FMFE Fleet And Mobility Management Federation Europe.
Kosten des Nichtstuns
Natürlich ist es unbequem, jetzt umzusteuern. Vor allem in der betrieblichen Mobilität, wo jeder Umbruch gleich eine Excel-Tabelle zum Glühen bringt. Aber wir sollten uns eine einfache Frage stellen: Was kostet es, nichts zu tun?
Spoiler: Es wird nicht billiger. Wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels weiter wie Spesenabrechnungen behandeln (»Kann man später machen«), wird uns die Rechnung irgendwann auf den Tisch geknallt – mit Nachdruck, ohne Zahlungsziel und ohne Rabatt für Bestandskunden.
Unternehmen übernehmen Verantwortung
Die gute Nachricht? Viele Unternehmen sind längst in Bewegung. Sie elektrifizieren, sie konsolidieren, sie hinterfragen alte Mobilitätsdogmen. Nicht aus romantischem Idealismus, sondern weil sie rechnen können. Und weil sie verstanden haben, dass eine kaputte Welt ein verdammt schlechter Business Case ist. Vielleicht ist es an der Zeit, die Mobilitätswende nicht mehr als Umweg, sondern als Ausfahrt zu sehen – bevor die Autobahn endgültig in den Abgrund führt. Denn eins ist sicher: Auf der linken Spur hat noch niemand den Klimawandel überholt.