Mazdas Vision für CO2-reduzierte Mobilität
Daniel Düsentrieb hätte es sich wohl nicht besser ausdenken können und Donalds Auto mit einem Gerät ausgestattet, das während der Fahrt durch Entenhausen hilft, die Klimakrise einzudämmen. Was in einem Comic-Heft von Disney schnell gezeichnet ist, könnte vielleicht schon in einem Jahrzehnt Realität werden. Davon zumindest träumen Mazdas Ingenieure in Hiroshima.
Innovative Antriebe und Entwicklungskompetenz
Die Forscher und Entwickler gehören zweifellos zu den findigsten Tüftlern in der Branche. Und das schon länger, exklusive Antriebslösungen zeigen dies. So werkelt unter der Haube einiger Mazda-Serienmodelle ein Motor, der verbrennungstechnisch einen Mix aus Diesel und Otto bildet (Skyactiv-X). Ergebnis: leiser Lauf, geringer Verbrauch. Auch am Prinzip des Wankelmotors hält der japanische Autobauer fest, sowohl als reine Antriebsmaschine als auch in kleinerer Dimension für den Einsatz als Range Extender.
Neues Konzept: Mobile CO2-Abscheidung im Auto
Nun überrascht Mazda die Öffentlichkeit mit einem neuen Technik-Schmankerl unter der Karosserie der Studie Vision X-Coupé: eine CO2-Sammler. Das Ding hört auf die Bezeichnung "Mazda Mobile Carbon Capture". Die Idee dahinter: Das Auto soll während der Fahrt der Umgebungsluft Kohlendioxid entziehen. Motto: Je mehr man fährt, desto größer der positive Einfluss auf die Umwelt.
Warum Verbrenner nicht CO2-frei fahren können
Bislang fährt kein Verbrenner-Auto wirklich CO2-frei, egal, ob der Tank mit Bio-Sprit aus organischen Abfällen oder E-Fuels gefüllt ist. Aufbereitung, Raffinierung und Transport der Kraftstoffe zahlen stets auf das CO2-Konto ein. Daher bescheinigt Mazda seinem aus Mikro-Algen gewonnenen Bio-Sprit auch nur eine Klimaneutralität von 90 Prozent. Heißt: Das Algen-Auto stößt während der Fahrt noch zehn Prozent der CO2-Menge aus, die bei fossilem Kraftstoff entstehen würden.

Mazda hat die CO2-Abscheidung schon auf der Rennstrecke getestet.
Negativbilanz als Entwicklungsziel
Mazdas Tüftlern war dies jedoch immer noch zu viel. Null wäre gut, negativ jedoch besser. Letzteres soll das Mazda-Mobile-Carbon-Capture-System ermöglichen – ein Gewirr aus Rohren und zwei CO2-Abscheidern im hinteren Teil des Vision X-Coupés. Mit porösem Zeolith (kristallines Silizium-Aluminium) wird den Abgasen CO2 entzogen und gesammelt. Ist ein Abscheider voll, wechselt das System automatisch. Der gefüllte Abscheider wird erhitzt, das CO2 freigesetzt und in einer Kartusche gespeichert. Diese kann getauscht oder extern abgesaugt werden.
Erste Ergebnisse und CO2-Abscheidungsrate
Die CO2-Abscheidungsrate über verschiedene Fahrzyklen soll im ersten Entwicklungsstadium etwa 20 Prozent betragen. "In Kombination mit unserem nachhaltigen Biosprit aus Algen ergibt sich damit eine zehnprozentige negative CO2-Bilanz", sagt Toshihide Yamamoto, General Manager des Technical Research Centers in Hiroshima.
Praxistest im Rennsport
Kürzlich ließ Yamamoto die Carbon-Capture-Technologie sogar auf der Rennpiste einsetzen, um Erfahrungen unter Extrembedingungen zu sammeln. Im Rahmen der Super Taikyu Serie auf dem Fuji International Speedway hielt das System einem vierstündigen Rennen stand. Auch im kommenden Jahr soll die Technik genutzt und die Abscheidungsrate weiter gesteigert werden.

Auch die Studie Vision X soll über das System verfügen.
Herausforderungen bei Skalierung und Infrastruktur
So vielversprechend die Idee klingt, bleiben viele Fragen offen. Um einen wirksamen Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten, müssten Millionen Fahrzeuge mit dem Abscheidesystem ausgestattet sein. Dies würde eine Normung voraussetzen und Investitionen in eine breite Infrastruktur für Kartuschentausch und Absaugstationen benötigen. Wer diese Milliarden stemmt, ist unklar. "Wir befinden uns in einer sehr frühen Phase", sagt Yamamoto. "So etwas kann nur gemeinsam entwickelt und skaliert werden."
Akzeptanzfragen bei Autofahrern
Auch der Autofahrer darf nicht aus dem Fokus geraten. Nimmt er diese Technik an? Wie weit kann er fahren, bis die Speicher voll sind? Tauscht er die Kartuschen regelmäßig? Könnte ein Pfandsystem nötig sein? Und was passiert, wenn er volle Speicher ignoriert? Schaltet das System den Motor ab?
Mikro-Algen als weiterer Baustein
Näher an der Realität ist Mazda zumindest bei Mikro-Algen, deren Potenzial man hoch einschätzt. Japans Küsten sind lang, Sonnenlicht reichlich vorhanden. Werden die Algen gepresst, entsteht Öl zur Herstellung von Benzin oder Diesel. Die Ausbeute ist jedoch gering: Zwei Wochen Wachstum in 11.000 Litern ergeben nur einen Liter Kraftstoff.
Nutzungsmöglichkeiten für eingefangenes CO2
Auch die Verwertung des eingesammelten CO2 ist technisch gelöst: Statt es unterirdisch einzulagern, kann es als Basis für Bio-Kraftstoffe, Stickstoffdünger, Kunststoffe oder als Wachstums-Booster in Treibhäusern eingesetzt werden.






