Bund erhöht Tempo bei Transparenz und Rückspeisetechnik
Der Markt für Elektrofahrzeuge entwickelt sich rasant – und mit ihm die Anforderungen an Infrastruktur, Tarifgestaltung und Netzintegration. Während heute über 95 Prozent aller Ladevorgänge in Deutschland vertragsbasiert erfolgen, richtet die Bundesregierung den Blick gleichermaßen auf Preistransparenz beim Laden und auf das Potenzial bidirektionaler Technologien. Beide Themen sollen durch neue politische Maßnahmen strukturell vorangebracht werden.
Vertragsbasiertes Laden dominiert den deutschen Markt
Über 95 Prozent der Ladevorgänge für Elektrofahrzeuge erfolgen in Deutschland vertragsbasiert – also über Karten oder Apps von Mobilitätsdienstleistern. Dieses Modell ermöglicht den Zugang zu nahezu allen öffentlichen Ladepunkten, unabhängig vom jeweiligen Betreiber. Weil diese Struktur auch künftig prägend sein dürfte, strebt die Bundesregierung Verbesserungen bei Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit von Ladetarifen an.

Lars Jacobs, Chief Commercial Officer E-Mobility bei der EnBW, sieht mögliche staatliche Eingriffe kritisch: Sie könnten zusätzliche Komplexität und Bürokratie erzeugen – mit dem Risiko steigender Kosten.
Mehr Preistransparenz beim Laden geplant
Weil dieser Markt weiter wachsen dürfte, plant die Bundesregierung Maßnahmen zur besseren Übersichtlichkeit von Ladetarifen. Im Gespräch ist eine verpflichtende Preis-Datenmeldung für vertragsbasiertes Laden. Aus Sicht der EnBW ist Transparenz bereits gegeben. „Wer mit Tarifen der EnBW lädt, hat jederzeit die absolute Preistransparenz“, sagt Lars Jacobs, Chief Commercial Officer E-Mobility bei der EnBW. Kunden hätten die Wahl zwischen verschiedenen Modellen: „Wir haben verschiedene Tarife im Programm, die je nach Bedarf von unseren Kunden gebucht werden können. Darunter Tarife mit und ohne Grundgebühr sowie Vorteilstarife für Heimstromkunden.“
Regierung setzt interministerielle Arbeitsgruppe ein
Zur Erarbeitung konkreter Vorschläge richtet die Bundesregierung eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus BMV, BMWK, BMUKN und BMJV ein. Zusätzlich eingebunden werden das Bundeskartellamt, die Monopolkommission, Verbraucherschutzorganisationen und Ladeanbieter. Die Ergebnisse sollen bis Ende des zweiten Quartals 2026 vorliegen und anschließend entweder in die Überprüfung der AFIR einfließen oder als nationale Regelungen umgesetzt werden.
Warnung vor zusätzlicher Bürokratie durch Preisgestaltung
Jacobs sieht mögliche staatliche Eingriffe kritisch: Sie könnten zusätzliche Komplexität und Bürokratie erzeugen – mit dem Risiko steigender Kosten. Das bestehende Wettbewerbsrecht biete einen klaren Rahmen, so Jacobs. Die Vielfalt an Endkundenangeboten zeige, „dass der Wettbewerb funktioniert und die Kunden echte Wahlfreiheit haben.“
Bundestag beschließt Maßnahmen zur Förderung von V2G
Bidirektionales Laden ermöglicht es, Strom aus der Fahrzeugbatterie wieder ins Netz einzuspeisen. Dies kann zur Netzstabilität beitragen und Nutzerinnen und Nutzern zusätzliche Einnahmen verschaffen – etwa durch die Optimierung des Eigenverbrauchs oder durch netzdienliche Rückspeisevorgänge.
Regierung will V2G regulatorisch vereinfachen
Der politische Vorstoß umfasst mehrere geplante Anpassungen:
- Vereinfachung des Grünstrom-Status für zwischengespeicherten Strom
- Öffnung der EEG-Förderung für rückgespeiste Energiemengen
- Verzicht auf Netzentgelte für V2G-Strom
- Gesetzesänderung, damit Nutzerinnen und Nutzer beim Rückspeisen nicht automatisch Steuerschuldner werden
Damit sollen bestehende Hürden ausgeräumt und der Einstieg in V2G wirtschaftlich attraktiver werden.
EnBW sieht V2G als Schlüsseltechnologie für die Energiewende
EnBW bewertet die Initiative positiv. „Wir sind überzeugt, dass bidirektionales Laden unser Energiesystem grundlegend verändern kann – vorausgesetzt, es wird begleitet von entschlossenem Handeln aller Beteiligten, interoperablen Standards und regulatorischen Anpassungen“, sagt Jacobs. Nutzende würden profitieren: „Sie optimieren ihren Eigenverbrauch, senken Kosten und erzielen Einnahmen.“ Zusätzlich entstünden neue Geschäftsmodelle wie Smart Charging und Energy Sharing.
Technische Standards als Voraussetzung für breite Einführung
EnBW kündigt an, den Prozess aktiv zu begleiten und Lösungen zu unterstützen, die sowohl für Nutzerinnen und Nutzer als auch für das Gesamtsystem einen Mehrwert bieten. Entscheidend sind dabei aus Unternehmenssicht interoperable Standards und ein verlässlicher regulatorischer Rahmen.








