Nio-CEO Sultzer: Flotten als Rettung der Marke?

Nio-Chef David Sultzer im Interview
Harte Zeiten für Nio?

Im Interview spricht David Sultzer, CEO von Nio Deutschland, unter anderem über aktuelle Wachstums- und Flottenstrategien - und warum Subscription-Angebote attraktiv für Dienstwagennutzer sind.

Nio David Sulter Nicole Holzer 2025
Foto: Nio

Nio startete 2022 ambitioniert auf dem deutschen Markt. Die chinesische Premium-Elektromarke wollte den Markt mit innovativen Fahrzeugen, Abo-Modellen und einem einzigartigen Batteriewechselsystem aufmischen. Doch zwei Jahre später kämpft Nio mit ernüchternden Verkaufszahlen: Der Absatz brach um rund zwei Drittel ein – ein herber Rückschlag. Nio steht vor großen Herausforderungen. Nun soll eine neue Strategie die Wende bringen.

Expansion mit der neuen Submarke Firefly

Dazu setzt David Sultzer, bereits der dritte Geschäftsführer von Nio Deutschland, auf zwei Säulen: den B2B-Markt und die Expansion mit der neuen Submarke Firefly. Während Nio mit Premium-Modellen vor allem Firmenkunden überzeugen will, soll Firefly günstigere Elektroautos. Im Interview spricht David Sultzer über die aktuellen Herausforderungen, seine Wachstumspläne und warum attraktiven Subscription-Angebote attraktiv für Dienstwagennutzer sind.

Welche Rolle spielt der Flottenmarkt in Nios Wachstumsstrategie, und wie wollen Sie speziell Flottenmanager von Ihren Fahrzeugen überzeugen?

Der Flottenmarkt ist ein wichtiger Bestandteil von Nios Wachstumsstrategie. Flottenmanager möchten wir vor allem durch die hohe Qualität unserer Fahrzeuge überzeugen. Zudem erleichtern unsere attraktiven Subscription-Angebote sowie das Batteriemietmodell, Battery-as-a-Service (BaaS), den Einstieg für Dienstwagennutzer.

Nio David Sulter Nicole Holzer 2025
Nicole Holzer

David Sultzer (r.), Geschäftsführer von Nio Deutschland und Nicole Holzer, firmenauto-Redakteurin.

Unternehmen achten zunehmend auf die Gesamtkosten ihrer Flotte. Wie positioniert sich Nio beim Thema TCO, insbesondere in Bezug auf Wartung und Restwert?

Die Gesamtkosten der Flotte sind ein entscheidender Faktor für Unternehmen. Genau hier setzt NIO mit einem innovativen und nachhaltigen Ansatz an. Ein wichtiger Bestandteil ist unser Batteriemietmodell BaaS (Battery-as-a-Service). Dadurch garantieren wir eine gleichbleibend hohe Batteriegesundheit, unabhängig von der Haltedauer des Fahrzeugs oder der gefahrenen Kilometer. Das bietet nicht nur Sicherheit während der Nutzung, sondern trägt auch erheblich zur Wertstabilität der Fahrzeuge bei. Bei einem eventuellen Wiederverkauf profitieren Unternehmen von einer deutlich stabileren Wertentwicklung.

Wie groß ist derzeit Ihr Netz an Servicezentren und Partnern für Aftersales und welche Erweiterungen sind geplant?

In den vergangenen zwei Jahren haben wir erheblich in unsere Infrastruktur investiert, um unseren Usern ein erstklassiges Serviceerlebnis zu bieten. Aktuell verfügen wir über 22 Authorized Service Center (ASCs) in Deutschland und haben mit Vergölst einen wichtigen Partner gewonnen, durch den wir Zugriff auf über 150 Partnerwerkstätten für Reifenwechsel- und Montage haben. Darüber hinaus setzen wir auf unsere Mobile Techs, die direkt zum User fahren und Unterstützung leisten können. Und zu guter Letzt haben wir 3 Nio-Hubs eröffnet, die unseren Usern den Fahrzeugservice anbieten.

Mit diesen Maßnahmen stellen wir sicher, dass unsere Fahrzeuge nicht nur durch ihre Technologie und Effizienz überzeugen, sondern auch durch attraktive Gesamtkosten und eine verlässliche Planungssicherheit für Flottenmanager. Unser Ziel ist es, dieses Servicenetz in Zukunft weiter auszubauen, um eine noch engmaschigere und zuverlässigere Versorgung zu gewährleisten.

Nio EL8 Dynamic 2025
Nio

Aktuell verfügt Nio über 22 Authorized Service Center (ASCs) in Deutschland.

Ihr Batteriewechselsystem Power Swap bietet eine Alternative zur klassischen Ladestruktur. Wie sehen Ihre Pläne für eine flächendeckende Infrastruktur aus?

Unsere Power-Swap-Stations bieten eine verlässliche Alternative zur klassischen Ladestruktur. Vor allem auch für Flottenkunden sind sie eine ideale Lösung, um Zeit und Ressourcen zu sparen. In China betreibt NIO bereits über 3.100 Power-Swap-Stations, in der EU sind es aktuell 59. In Deutschland sind 19 Power-Swap-Stations in Betrieb, die wir für unsere User an strategische Punkte in Deutschland gebaut haben. Somit sind Langstrecken mit einem NIO keine Herausforderung mehr. Weitere Standorte wie Hamburg sind bereits in Planung. Speziell für Taxifahrer und Flottenbetreiber bieten unsere Power-Swap-Stations enorme Vorteile. Nach einer langen Schicht können Fahrer ihre leere Batterie innerhalb weniger Minuten gegen eine zu 90 Prozent geladene Batterie austauschen und so ohne lange Standzeiten weiterarbeiten oder in den verdienten Feierabend gehen. Dies sorgt für maximale Effizienz und Betriebssicherheit.

Welche Rolle bei der Expansion spielt etwa die Kooperation mit Freenow und wie stehen Sie zum Auto-Abo-Modell?

Die Kooperation mit Freenow spielt eine wichtige Rolle in unserem Wachstum. Durch diese Partnerschaft können wir unsere Fahrzeuge gezielt im Taxigewerbe etablieren und zeigen, wie sich innovative Technologien optimal in den (Berufs-)Alltag integrieren lassen. Unsere vollelektrischen und smarten Premium-Modelle Nio ET7 und Nio ET5 bieten sich im Taxigeschäft besonders an. Mit intelligenten Fahrtechnologien, höchstem Komfort und einem eleganten Design überzeugen sie sowohl optisch als auch technisch. Beide Modelle punkten zudem mit ihrer Reichweite, die ideal für den täglichen Einsatz ist.

Das Subscription-Modell sehen wir als einen wichtigen Ansatz an, um Usern den Zugang zu unseren Fahrzeugen noch flexibler zu ermöglichen. Es bietet eine ideale Lösung für User, die keine langfristige Verpflichtung eingehen möchten, aber dennoch die Vorteile unserer innovativen und hochwertigen Modelle erleben wollen. Erfahrungswerte zeigen, dass User ihr Abo nach einer kurzen Laufzeit von z.B. einem Monat häufig verlängern.

Mit der Submarke firefly zielt Nio offenbar auf ein neues Marktsegment. Welche Zielgruppe sprechen Sie mit firefly an? Und was sind die Besonderheiten?

Die neue Marke firefly ist speziell auf die Bedürfnisse urbaner User zugeschnitten, die Wert auf Stil, Komfort und Nachhaltigkeit legen und keine Kompromisse bei Qualität oder Technologie eingehen möchten.

Wird firefly eigene Infrastruktur wie Servicezentren oder Batteriewechselstationen nutzen, oder wird sie vollständig in das bestehende Nio-Ökosystem integriert?

Grundsätzlich nutzt firefly in der Entwicklung die jahrzehntelange Erfahrung von NIO. Die derzeitigen Power-Swap-Stations von Nio werden nicht mit firefly kompatibel sein – stattdessen wird firefly auf kleinere Power-Swap-Stations zurückgreifen. Alle weiteren Informationen geben wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt.