Die Bundesregierung plant neue steuerliche Anreize für E-Dienstwagen. Doch wird dabei die Ladeinfrastruktur im Betrieb zu kurz gedacht? Im Interview erklärt Florian Resatsch, CEO von Elevion Green, warum Firmenparkplätze und PV-Anlagen entscheidende Bausteine der E-Mobilitätswende sind – und welche Hürden Unternehmen noch von der Eigenstromversorgung abhalten. Sein Rat: Jetzt handeln und Planungssicherheit schaffen.
Die Bundesregierung plant neue steuerliche Anreize für E-Dienstwagen. Wird dabei das Thema Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz zu kurz gedacht?
In jedem Fall sollten Unternehmen, die die Förderung mitnehmen wollen, ihre Ladeinfrastruktur vorab überdenken. Denn dort, wo die Autos lange stehen – auf dem Betriebshof oder dem Parkplatz vorm Büro – sollten sie ja auch geladen werden können; nichts ist für Mitarbeitende ärgerlicher, als zwar einen E-Dienstwagen zu haben, aber nicht im Unternehmen laden zu können.
Zudem sollten bei der Planung auch Entwicklungen antizipiert werden, also etwa absehbare Anpassungen bei Fuhrparkrichtlinien oder die Homeoffice-Quote im Unternehmen. Nach dieser Bedarfsanalyse lohnt sich dann der ganzheitliche Blick auf die Infrastruktur: Denn woher soll der Strom zum Laden der E-Auto-Flotte eigentlich kommen, aus den eigenen Quellen oder dem Netz?
Weshalb setzen Unternehmen selten auf eigene Solarenergie?
In vielen Fällen liegt das nicht am fehlenden Willen, sondern an Unsicherheit. Unternehmen wissen oft nicht, ob sich eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach oder über dem Parkplatz tatsächlich lohnt – oder wie aufwändig die Umsetzung wäre. Und: Die Energieversorgung ist für viele Unternehmer:innen kein Kernthema, sondern eine Notwendigkeit. Entsprechend greift man auf Lösungen zurück, die bekannt und kurzfristig umsetzbar sind – also Netzstrom. Jüngst gab es dazu Zahlen vom Fraunhofer IIS mit der Bundesvereinigung Logistik, laut denen sich nur auf 19 Prozent der Hallendächer in Deutschland PV-Anlagen befinden. Da ist noch viel Potenzial, auch wirtschaftlich. Denn ökologisch und auch unternehmerisch sinnvoller wäre es in den meisten Fällen, wenn der Strom dort erzeugt wird, wo er gebraucht wird – also direkt vor Ort.

Florian Resatsch ist CEO von Elevion Green. Sein Ziel: Unternehmen bei der Dekarbonisierung durch PV- und Ladelösungen wirtschaftlich voranzubringen. "Die Autos stehen da – also sollen sie laden", sagt er mit Blick auf das ungenutzte Potenzial firmeneigener Ladeinfrastruktur.
Wo bremsen Bürokratie und Vorschriften beim PV-Ausbau?
Zwei Dinge stehen ganz oben: erstens die langwierigen Netzanschlussverfahren. Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel Abstimmung und Papierkram das bedeutet. Und zweitens die fehlende Transparenz über regulatorische Anforderungen. Gerade Mittelständler haben oft nicht die Ressourcen, sich mit EEG, Einspeisevergütung oder Flächenversiegelung im Detail auseinanderzusetzen. Wenn dann noch mehrere Gewerke – PV, Speicher, Ladeinfrastruktur – zusammenspielen sollen, wird es schnell unübersichtlich.
Welche Lösungen helfen Unternehmen, die Energieversorgung für E-Dienstwagen zu planen?
Ein zentraler Hebel ist, den Strom dort zu erzeugen, wo er gebraucht wird. Wer seine PV-Anlage auf dem eigenen Gewerbedach oder über dem Parkplatz installiert und mit Batteriespeicher kombiniert, senkt die Abhängigkeit vom Strommarkt und kann die Fahrzeuge mit eigenem Strom laden – auch außerhalb der Sonnenstunden. Da gibt es mittlerweile auch unterschiedliche Finanzierungsmodelle, mit denen man die Investition über die Laufzeit wirtschaftlich stemmen kann. Wichtig ist, die Lösung passgenau auf das Verbrauchsprofil des Unternehmens auszurichten. Um bessere und schnellere Orientierung für Unternehmen zu ermöglichen, haben wir unseren KI-Berater "Elevi" für unsere Website entwickelt, der mit etwas Input zu Größe des Dachs und Stromverbrauch schon Richtwerte zu Kosten und Förderungen liefern kann.
Lange Amortisationszeiträume gelten oft als Hürde. Teilen Sie diese Einschätzung aus Unternehmensperspektive?
Moderne PV-Anlagen rechnen sich in vielen Fällen im Gewerbe nach sieben bis neun Jahren. Die Lebensdauer liegt bei bis zu 40 Jahren. Besonders lohnend ist es, wenn der erzeugte Strom direkt genutzt wird, etwa für Maschinen oder eben für E-Dienstwagen. Eine hohe Eigenverbrauchsquote ist bei PV-Anlagen deshalb sinnvoll, weil die Einspeisung zunehmend weniger finanziell lukrativ ist. Das kommt daher, dass es – glücklicherweise – schon genügend PV-Anlagen gibt, die gerade zu Spitzenzeiten viel Strom ins Netz bringen. Und natürlich sind E-Fahrzeuge ein ideales Beispiel für einen Eigenverbrauch des Stroms im Unternehmen. Denn die Autos stehen tagsüber auf dem Unternehmensparkplatz – genau dann, wenn auch die Sonne scheint und sie laden können. E-Dienstwagen und PV gehen so Hand in Hand.
Was müsste aus Ihrer Sicht politisch passieren, damit Unternehmen schneller in ihre eigene Energieerzeugung investieren?
Erstens: Genehmigungsprozesse entschlacken. In der Vergangenheit gab es Phasen, da hat der Netzanschluss sehr lange gedauert. Mehr als wenige Wochen darf das nicht dauern. Zweitens: PV und Speicher müssen gemeinsam gedacht und gefördert werden – gerade Batteriespeicher sind ein Hebel für Versorgungssicherheit, der politisch noch zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Drittens: Wer in Eigenversorgung investiert, braucht Planungssicherheit. Laute Gedankenspiele, plötzlich wieder auf fossile und atomare Lösungen zu setzen, sind kontraproduktiv, wenn Unternehmer:innen langfristig planen wollen.
Zur Person:
Florian Resatsch ist CEO von Elevion Green und befähigt mit der Plattform Unternehmen dabei, aus dem Einsatz von erneuerbarer Energie einen Business Case zu machen. Die Dekarbonisierung und eine dezentrale Energieversorgung trieb er bereits in seinen vorherigen Stationen als Senior Advisor bei McKinsey sowie als Vorstandsmitglied der Viessmann Group voran. Als früherer Managing Director von finleap sowie als Gründer von Friendticker ist Florian Resatsch mit digitalen Ökosystemen bestens vertraut. Bei der Elevion Group, für die er Elevion Green aufbaut, kommen nun digitales, ökologisches und ökonomisches Know-how zusammen, um PV- und Batterie-Lösungen zum Standard im Gewerbe zu machen.