Elektroautos gelten als günstiger im Unterhalt – aber trifft das wirklich überall zu? Der aktuelle Car Cost Index 2025 von Ayvens zeigt: Je nach Land variiert der Kostenvorteil deutlich. Vor allem in Süd- und Osteuropa fährt man elektrisch besonders günstig. Hier sind die fünf Länder mit den niedrigsten durchschnittlichen Gesamtkosten für E-Autos – gemessen in Euro pro Monat über vier Jahre Laufzeit bei 30.000 Kilometern jährlich.
Total Cost of Ownership (TCO) im Fokus
Bewertet werden dabei die Total Cost of Ownership (TCO), also sämtliche laufenden Kosten wie Wertverlust, Finanzierung, Wartung, Energie, Steuern und Versicherung – ohne Mehrwertsteuer, Ersatzfahrzeug oder Wallbox. Die Studie vergleicht 28 europäische Märkte und gewährt damit tiefe Einblicke in das reale Kostenbild von Flottenfahrzeugen – sowohl bei Elektro- als auch Verbrennungsmotoren.

Während viele Länder von den gesunkenen Strompreisen und stabilen Förderungen profitieren, zeigt sich Deutschland als Sonderfall. Bei den Kleinwagen liegen die monatlichen Gesamtkosten für ein Elektroauto mit 850 Euro deutlich über den 726 Euro, die ein vergleichbarer Verbrenner kostet.
Starke Unterschiede bei den Autokosten in Europa
Die Bandbreite der Kosten ist auch in diesem Jahr enorm. Griechenland liegt mit durchschnittlich 815 Euro pro Monat für ein Fahrzeug auf Platz eins der günstigsten Länder. Auf der anderen Seite der Skala rangiert die Schweiz, wo ein Auto monatlich durchschnittlich 1.252 Euro verschlingt – das ist mehr als 50 Prozent teurer.
Deutschland bewegt sich mit 967 Euro pro Monat im Mittelfeld und liegt ziemlich genau auf dem europäischen Durchschnitt. Interessant: In Ländern mit geringeren TCO sind oft niedrigere Lohn- und Werkstattkosten sowie geringere Steuern und Energiekosten ausschlaggebend. In Hochlohnländern wie der Schweiz oder Norwegen treiben vor allem hohe Strompreise und Fahrzeugpreise die TCO in die Höhe.
E-Autos schneiden in vielen Ländern besser ab
Ein zentrales Ergebnis des Index: In immer mehr Ländern sind Elektrofahrzeuge wirtschaftlich wettbewerbsfähig oder sogar günstiger als Verbrenner. Vor allem in der Kleinwagenklasse haben E-Autos in mehreren Ländern die Nase vorn. Das bedeutet, dass die TCO nicht mehr als 5 Prozent über denen eines Verbrenners liegen – ein Wert, den viele Fuhrparkmanager als wirtschaftlich tragbar einstufen.
Besonders auffällig: Griechenland ist nicht nur das günstigste Land für Verbrenner, sondern auch für E-Autos – hier kostet ein Stromer monatlich nur 792 Euro. In der Schweiz liegen die TCO für E-Autos bei 1.152 Euro, was exakt dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt des Landes entspricht.
Deutschland: Ausnahme bei Klein- und Kompaktwagen
Während viele Länder von den gesunkenen Strompreisen und stabilen Förderungen profitieren, zeigt sich Deutschland als Sonderfall. Bei den Kleinwagen liegen die monatlichen Gesamtkosten für ein Elektroauto mit 850 Euro deutlich über den 726 Euro, die ein vergleichbarer Verbrenner kostet. Auch in der Kompaktklasse und der Mittelklasse beträgt der Nachteil von E-Autos rund 120 bis 130 Euro pro Monat.
Nur in der oberen Mittelklasse kippt das Bild: Hier sind Elektrofahrzeuge im Vorteil. So kostet ein E-Auto in diesem Segment durchschnittlich 1.111 Euro monatlich – etwa 50 Euro weniger als ein vergleichbarer Benziner oder Diesel.
Warum ist Deutschland das Schlusslicht bei E-Kleinwagen?
Die Gründe sind vielschichtig: Die Streichung der Umweltprämie, steigende Strompreise, unklare politische Rahmenbedingungen und eine schwache Ladeinfrastruktur haben die Attraktivität batterieelektrischer Fahrzeuge stark geschwächt. Hinzu kommt ein unsicherer Gebrauchtwagenmarkt, der den Wiederverkaufswert von E-Autos unter Druck setzt – und damit den wichtigsten TCO-Faktor, die Abschreibung, verschärft.
Während andere Länder mit attraktiven Leasingmodellen, Steuervergünstigungen oder Gratisstrom punkten, herrscht hierzulande Planungsunsicherheit. Das macht Investitionsentscheidungen gerade für gewerbliche Flotten zu einem schwierigen Unterfangen.
Fuhrparks brauchen Planungssicherheit
„Die Elektrifizierung ist kein Selbstläufer – sie ist eine echte Herausforderung“, sagt Martin Kössler, Geschäftsführer von Ayvens Deutschland. Sein Appell: „Wir brauchen wieder klare Leitplanken für emissionsfreie Mobilität.“ Für ihn ist klar: Nur mit attraktiven Anreizen, einer verlässlichen Förderkulisse und flächendeckender Ladeinfrastruktur wird Elektromobilität für Flotten langfristig attraktiv bleiben.
Das betrifft nicht nur große Unternehmen, sondern vor allem kleine und mittlere Betriebe, die auf stabile Betriebskosten angewiesen sind – und denen oft die Zeit oder die Ressourcen fehlen, permanent komplexe Kostenvergleiche durchzuführen.
Marktdurchdringung von E-Autos nimmt weiter zu
Trotz aller Herausforderungen steigt der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge. Innerhalb der Ayvens-Gruppe waren im Jahr 2024 bereits 40 Prozent aller Neuzulassungen in der EU+ vollelektrisch – das entspricht einem Zuwachs von 6 Prozentpunkten gegenüber 2023. Diese Zahlen zeigen: Die Transformation ist in vollem Gange, auch wenn der Weg steinig bleibt.
Europaweit gibt es aber große Unterschiede bei der Marktdurchdringung: Länder mit stabilen Rahmenbedingungen und konsequenter Förderung sind weiter vorne. Deutschland droht bei diesem Tempo den Anschluss zu verlieren.
Den Index können Sie hier kostenlos downloaden: