Telematikdaten gelten längst als Goldstandard für moderne Fuhrparks. Doch nicht jeder Fuhrparkmanager weiß, wie er die Informationen sinnvoll nutzt – oder wie sich Datenschutz und Digitalisierung miteinander vereinen lassen. Daniel Worthmann, Sales Executive DACH bei Mobilisights, erklärt im Interview, wie Fahrzeugdaten über die Cloud verfügbar gemacht werden, welche Rolle Datenschutz dabei spielt und wie Flotten konkret von der intelligenten Auswertung profitieren – etwa durch präventive Wartung, geringere Ausfallzeiten oder CO₂-Einsparungen.
Wie können Unternehmen Telematikdaten nutzen, um die Flottensicherheit zu verbessern und Unfallrisiken zu minimieren?
Das System ermöglicht Fuhrparkbesitzern und -managern einen Cloud-to-Cloud-Zugriff auf Fahrzeugdaten – ganz ohne Nachrüstung oder physische Installation in den jeweiligen Fahrzeugen. Dadurch können Flottenbetreiber den Zustand ihrer Fahrzeuge nahezu in Echtzeit überwachen. Das wiederum erlaubt es ihnen, Ausfälle frühzeitig zu erkennen und zu beheben sowie den Wartungsbedarf vorherzusehen – denn präventive Wartung spielt eine zentrale Rolle für die Sicherheit der Flotte. Zur Verfügung gestellt werden Rohdaten, die Drittanbieter oder Kunden mit eigenen Analysesystemen auswerten oder weiterverarbeiten können, um den Zustand der Flotte zu evaluieren. Durch die Überwachung des Fahrzeugstatus lassen sich proaktiv Maßnahmen ergreifen, um mechanische Ausfälle zu reduzieren und die Sicherheit der gesamten Flotte zu erhöhen. Gerade in Mietflotten ermöglichen moderne Telematiksysteme zudem die Einführung von Incentive-Programmen, die sich positiv auf das Fahrverhalten auswirken – und damit auch die Verkehrssicherheit steigern.
Welche technischen Lösungen gibt es, um Echtzeit-Telematikdaten GDPR-konform und anonymisiert zu verarbeiten?
Mobilisights arbeitet nach dem Prinzip „privacy by design“ und macht somit den Datenschutz zum zentralen Punkt in seinem Geschäftsmodell. Fahrzeugdaten werden nur nach ausdrücklicher, informierter Einwilligung der Kunden weitergegeben, und alle gesetzlichen Anforderungen werden in unser Produkt integriert, bevor es auf den Markt kommt - so wird eine vollständige Konformität vom ersten Tag an sichergestellt. Daher basieren die von OEMs erhobenen Daten auf soliden Rechtsgrundlagen und transparenten Informationshinweisen, die den regional geltenden Gesetzen und Vorschriften (wie der DSGVO und der ePrivacy-Richtlinie in Europa) entsprechen. Sowohl in der EU als auch in den USA erhält Stellantis die Genehmigung zur Datenerfassung zum Zeitpunkt des Abonnements der Connected Vehicle Services. Diese Genehmigung ermöglicht die Datenerfassung und stellt Mobilisights die Daten auf Anfrage des Kunden zur Verfügung. Darüber hinaus verfolgt Mobilisights einen „Cloud-to-Customer-Ansatz“, der einen ungehinderten Zugang zu verwertbaren Daten gewährleistet und gleichzeitig die Einhaltung der geltenden Gesetze sicherstellt

Daniel Worthmann, Sales Executive DACH bei Mobilisights.
Wie unterstützt Mobilisights Flottenmanager konkret dabei, Kosten zu senken, Ausfallzeiten zu minimieren und die Elektrifizierung voranzutreiben?
Wir sehen, dass Kraftstoffkosten nach wie vor einer der größten Ausgabeposten im Fuhrpark sind. Vor allem Leerlaufzeiten oder schlecht geplante Routen treiben die Kosten unnötig in die Höhe. Mit unseren Datenlösungen erhalten Flottenmanager nahezu in Echtzeit Einblicke in den Kraftstoffverbrauch. So können sie ineffizientes Fahrverhalten identifizieren, Routen optimieren und letztlich auch die Betriebskosten spürbar senken.
Ein weiteres wichtiges Thema sind ungeplante Ausfallzeiten. Pannen bedeuten nicht nur hohe Reparaturkosten, sondern auch Stillstand – und das ist im Servicegeschäft besonders kritisch. Unsere Technologie ermöglicht es, Fahrzeugdiagnosen in Echtzeit durchzuführen. So lassen sich Wartungsbedarfe frühzeitig erkennen und proaktiv beheben, bevor es zu teuren Ausfällen kommt. Das verlängert nicht nur die Lebensdauer der Fahrzeuge, sondern sichert auch einen reibungslosen Betrieb.
Und natürlich begleiten wir auch viele Unternehmen bei der Elektrifizierung ihrer Flotten. Hier kommt es besonders auf vorausschauende Planung an – etwa beim Management der Ladeinfrastruktur oder der Reichweite. Wir liefern dafür die nötigen Daten: etwa zum Batteriezustand, zum Ladeverhalten oder zum Energieverbrauch. Das hilft unseren Kunden, ihre E-Fahrzeuge optimal in den Fuhrpark zu integrieren – und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele effektiv zu verfolgen.
Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft der Fahrzeugtelematik, insbesondere im Hinblick auf KI und Automatisierung?
Mobilisights wird die Anwendungsbereiche erweitern und in Zukunft auch aggregierte, anonymisierte Daten nutzen. Diese erlauben es, weitreichende Erkenntnisse zu gewinnen, mit denen die Verkehrssicherheit verbessert und der Verkehrsfluss optimiert werden kann. Gleichzeitig erlauben diese Einblicke, die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur zu verbessern. Auf diese Weise kann Mobilisights etwa dazu beitragen, Stauschwerpunkte frühzeitig zu erkennen und prädiktive Analysen bereitzustellen, welche die städtische Mobilitätsplanung verbessern. Diese Erkenntnisse sind besonders für Verkehrsbehörden, Stadtplaner und Ingenieurbüros nützlich, da sie datenbasierte Entscheidungen ermöglichen, welche die Infrastruktur, Nachhaltigkeit und Sicherheit im öffentlichen Raum verbessern. Durch die Integration dieser Daten in neue Smart-City-Technologien trägt Mobilisights darüber hinaus zur Entwicklung resilienter und anpassungsfähiger urbaner Räume bei, die sich an den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen der Bewohner orientieren.
Wie weitreichend kann Telematik in Zukunft die urbane Mobilitätsplanung beeinflussen – etwa im Zusammenspiel mit Smart-City-Projekten?
Mobilisights liefert dabei die Daten und seine Kunden können dazu KI-basierte Lösungen integrieren, die es ihnen erlauben, aus den Daten wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und ihre betriebliche Effizienz zu steigern. Künstliche Intelligenz wird auch in Zukunft die Fahrzeugtelematik maßgeblich prägen, etwa bei der prädiktiven Wartung oder der Routenoptimierung. Darüber hinaus wird die Telematik eine entscheidende Rolle bei Carsharing-Diensten spielen. Innerhalb der Stellantis Group werden KI-Anwendungen bereits eingesetzt, um die Leistung und Sicherheit von Fahrzeugen zu verbessern. Darüber hinaus bietet die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EVs) Chancen für den Telematik-Sektor, wie z. B. beim Management des Batteriezustands und der Optimierung von Ladeinfrastrukturen. Da autonomes Fahren auf Sensordaten in nahezu Echtzeit angewiesen ist, werden hochwertige Telematikdaten für die Verbesserung dieser Systeme in Zukunft entscheidend sein.