Chinesische Fahrzeughersteller drängen zunehmend auf den deutschen Markt und gewinnen an Bedeutung. Doch mit dem Markteintritt kommen auch Herausforderungen. In diesem Artikel werfen die Experten von Dataforce einen detaillierten Blick auf die aktuellen chinesischen Fahrzeuge im deutschen Markt, die Herausforderungen bei ihrer Anschaffung und die Rolle der Zölle im internationalen Wettbewerb.
Status Quo: Welche chinesischen Modelle sind verfügbar?
Ein Blick auf die Neuzulassungen zeigt: Die größte Marke auf dem deutschen Markt ist derzeit MG, mit fast 17.000 neuen Fahrzeugen zwischen Januar und September 2024. MG gehört zum chinesischen Shanghai Automotive Konzern (SAIC), der auch leichte Nutzfahrzeuge unter der Marke Maxus vertreibt, die bisher auf 1.900 Neuzulassungen kommen.
Mit deutlichem Abstand folgen Great Wall Motors (GWM) mit 2.200 Einheiten, die ihre Modelle unter den Marken Ora und Wey vertreiben. BYD ist mit 1.800 Neuzulassungen ebenfalls vertreten und punktet mit eigener Batterietechnologie, die Fahrzeuge ab etwa 10.000 Euro ermöglicht. Im Segment der Transporter ist auch DFSK/Sokon ein stark wachsender Anbieter und erreicht bisher über 1.000 Zulassungen. Eine detaillierte Übersicht der chinesischen Marken finden Sie in der Infografik.

Dataforce: Marken und Anzahl der Neuzulassungen chinesischer Marken im Gesamtmarkt zwischen Januar und September 2024.
Expansion in Europa: Weitere chinesische Hersteller drängen auf den Markt
Viele chinesische Marken haben ihren Markteintritt in Europa zunächst auf die Elektro-Vorreiterländer wie Skandinavien und die Niederlande fokussiert. Doch langfristig führt für die meisten Hersteller kein Weg am deutschen Markt vorbei. Mittlerweile sind auch Premiummarken wie Nio und Xpeng gestartet, und Zeekr, eine Marke aus dem Konzernverbund von Volvo und Polestar, plant ebenfalls den Einstieg. Mit einem stärker preisorientierten Ansatz spricht Omoda hingegen in Spanien gezielt die Kunden von MG und Dacia an.
Herausforderung: Service- und Händlernetzwerk
Ein gut funktionierendes Service- und Händlernetzwerk bleibt die größte Hürde für chinesische Marken in Deutschland. Für Fahrzeuge im Businesseinsatz ist eine schnelle und ortsnahe Betreuung entscheidend, idealerweise mit einer festen Ansprechperson. Gleichzeitig erwarten viele Fuhrparkverantwortliche von den chinesischen Herstellern jedoch günstige Preise und innovative Technik, die gerade im Bereich Elektromobilität überzeugen können.
Bedeutung der Zölle: Einfluss auf chinesische Elektrofahrzeuge
Um den Druck durch die zunehmende Konkurrenz zu regulieren, hat die EU Zölle auf chinesische Elektroautos verhängt. Ob dies die Hersteller aus dem Markt fernhält oder eine Produktion in Europa fördert, bleibt abzuwarten. Der chinesische Markt zeigt, dass starke Wettbewerber die Kosten senken. Fahrzeuge, die in China für etwa 15.000 Euro hergestellt und in Europa für 35.000 Euro verkauft werden, können trotz Zöllen profitabel bleiben. Neben günstigeren Arbeits- und Energiekosten hat China im Elektro-Sektor zudem gut vernetzte Zulieferketten, vor allem für Batterien.
Vergleich der Märkte: China als globaler Vorreiter bei Elektroautos
Ein Blick auf die Marktzahlen verdeutlicht Chinas Vormachtstellung im Elektroauto-Sektor. Während in Europa im Zeitraum von Januar bis Juli 2024 etwa 1,1 Millionen BEV (Battery Electric Vehicles) zugelassen wurden, verzeichnete China im selben Zeitraum mit 3,5 Millionen BEV mehr als dreimal so viele. Gründe hierfür sind nicht nur Fördermaßnahmen wie Abwrackprämien, sondern auch die Priorisierung von BEV bei der Vergabe von Nummernschildern, die in China eine flächendeckende Unterstützung für Elektromobilität ermöglichen.