Chinas Autobauer in Europa: Bedrohung oder Hype?

Chinas Autobauer in Europa
Revolution oder Rohrkrepierer?

Deutsche Autohersteller unter Druck: China drängt nach Europa, gleichzeitig schwächelt der Absatz bei E-Autos in Deutschland. Sind MG, BYD und Co. eine ernste Bedrohung? Die Fakten mit Bildergalerie.

Xpeng G9 2025
Foto: Xpeng

Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. Während Elektroautos weltweit weiter zulegen, ist der Absatz in Deutschland 2024 um über 25 Prozent zurückgegangen. Die CO₂-Flottengrenzwerte zwingen die Hersteller jedoch, ihren E-Anteil bis 2025 zu steigern, um hohe Strafzahlungen zu vermeiden. Gleichzeitig gewinnen chinesische Autobauer an Boden – vor allem in ihrem Heimatmarkt. Aber wie sieht es in Deutschland aus?

MG Motor: Der Türöffner für Chinas Autoindustrie

Die einst britische Marke MG Motor, heute Teil des chinesischen SAIC-Konzerns, hat sich auf dem deutschen Markt etabliert. Besonders das SUV MG ZS fand 2024 seine Käufer – sowohl mit Verbrennungsmotor als auch als BEV. Der Benziner wurde rund 1.700-mal, die elektrische Variante etwa 1.300-mal verkauft. Mit einem Durchschnittspreis von 20.600 Euro ist der MG ZS Verbrenner das günstigste SUV im Kleinwagen-Segment.

Vergleichsweise teurer, aber erfolgreicher waren der Smart #1 (produziert von Geely) mit 5.700 Einheiten und der Volvo EX30 mit 7.400 Zulassungen. Beide sind reine Stromer. Der elektrische MG ZS bleibt mit 37.000 Euro trotzdem 6.000 Euro günstiger als der Smart #1. Ob dieser Preis mit möglichen Strafzöllen der EU auf subventionierte E-Autos aus China gehalten werden kann, ist fraglich.

In anderen europäischen Ländern sieht es ähnlich aus. In Polen wurden gut 1.400 MG ZS Benziner verkauft, in Großbritannien rollten 15.000 Verbrenner und 3.500 BEVs auf die Straßen. In Spanien wurden insgesamt 15.000 MG ZS zugelassen – aber nur knapp 300 davon elektrisch.

MG ZS 2022
MG Motor

Der MG ZS, einst britisch, heute Teil des chinesischen SAIC-Konzerns, hat sich in Deutschland etabliert. 2024 wurden rund 1.700 Benziner und 1.300 Elektrovarianten des kompakten SUVs zugelassen.

Kompakt-SUV: Erste Konkurrenz für VW, Dacia & Co.?

Im SUV-C-Segment, der Kompaktklasse mit Modellen wie dem VW T-Roc, Dacia Duster oder Nissan Qashqai, ist die chinesische Konkurrenz vielfältiger. Neben bekannteren Marken wie BYD, Maxus oder Lynk & Co tauchen auch neue Namen wie Omoda oder Jaecoo auf. Dennoch sind die Absätze in Deutschland bisher überschaubar: Gerade einmal 1.800 Zulassungen verteilten sich auf fünf chinesische Modelle.

In den Niederlanden ist das Bild etwas anders: Dort wurden 3.000 chinesische Kompakt-SUVs verkauft – alle elektrifiziert. In Spanien sind die Chinesen bereits erfolgreicher. Dort fanden 10.500 Fahrzeuge aus Fernost Käufer, meist mit Benzinmotor. Besonders erfolgreich war der Omoda 5 von Chery, mit fast 5.000 Zulassungen.

Elektrische Premium-SUV: Noch ein Nischenmarkt

In der oberen Mittelklasse, in der BMW X3, Mazda CX-5 oder Mercedes G-Klasse zu Hause sind, setzt sich der Trend zu vollelektrischen Antrieben fort. Nur ein Drittel der verfügbaren Modelle verfügt noch über einen Verbrennungsmotor. Doch trotz der großen Auswahl an chinesischen Elektro-SUVs waren die Verkaufszahlen 2024 bescheiden.

Nur 1.223 chinesische Fahrzeuge wurden in Deutschland neu zugelassen – weniger als beim teuersten Modell des Segments, der Mercedes G-Klasse, von der 1.302 Exemplare verkauft wurden. Der Wey 05 von Great Wall Motors, eine Art BMW-Klon, war mit 615 Zulassungen das meistverkaufte Modell aus China.

In Spanien wurden im gleichen Segment nur 775 chinesische Modelle verkauft, in den Niederlanden fast 1.100. Der größte Erfolg war dort der vollelektrische Xpeng G9 mit 566 Zulassungen. In Großbritannien spielen chinesische Marken in der Oberklasse-SUV-Kategorie noch kaum eine Rolle.

Sind chinesische Autos wirklich eine Bedrohung für Europa?

Trotz der Medienberichte von einer "chinesischen Invasion" zeigt die Analyse, dass der Marktanteil chinesischer Fahrzeuge in Deutschland noch unter fünf Prozent liegt. Chinesische Hersteller setzen derzeit auf aggressive Preismodelle, um Marktanteile zu gewinnen. Besonders im Kleinwagen- und Kompakt-Segment sind sie die günstigste Wahl.

Doch während China seine Batterietechnologie vorantreibt, fehlen in Europa erschwingliche Elektroautos. Experten wie Eric Haase von JATO Dynamics erwarten, dass chinesische Hersteller ihre Modellpalette bald erweitern und noch günstigere Angebote machen werden. Die Frage ist nicht, ob sie eine Rolle spielen werden, sondern wann.

Denn eines ist sicher: Die chinesische Autoindustrie hat sich systematisch auf die Elektromobilität vorbereitet – mit schnelleren Modellzyklen, effizienteren Produktionsprozessen und einem klaren Fokus auf günstige Elektrofahrzeuge. Deutsche Hersteller müssen jetzt reagieren, um nicht den Anschluss zu verlieren.