Audi A4 wird A5: Vom Benziner zum Stromer

Die seit 30 Jahren gebaute Bestseller-Baureihe Audi A4 heißt in neuster Generation Audi A5, denn gerade Zahlen sollen jetzt Signal für Stromer sein. Und damit für eine elektrische Zukunft, die im November 1994 mit dem ersten Audi A4 (B5) begann. Obwohl nur 4,48 Meter lang und damit über einen halben Meter kürzer als das sechs Monate zuvor eingeführte Audi-Flaggschiff A8, adaptierte der A4 die Konturen der späteren Kanzlerlimousine erfolgreich. Der Mittelklässler rangierte in fünf Generationen regelmäßig unter den Top Ten der deutschen Zulassungsstatistik.

In den 90er Jahren bekam der Audi A4 Konkurrenz

Audi versprach sich vom A4 eine Trumpfkarte in der zunehmend dichter besetzten Premium-Mittelklasse, in die erstmals Player aus Asien eindrangen. Xedos (Mazda) stellte die Vorhut, Lexus (IS) folgte. Am Ende brauchte sich Ingolstadt keine Sorgen zu machen: Der A4 übertraf sämtliche Erwartungen, die Fachmedien waren voll des Lobes ob seiner Talente, und die Nachfrage toppte kurzzeitig die Lieferkapazitäten. Schon zum Marktstart im November 1994 war die nur 4,45 Meter lange A4 Limousine mit sechs verschiedenen Motorisierungen und in vier quattro-(Allrad)-Versionen erhältlich. Mit neuer Vierlenker-Vorderachse, Airbags, Servolenkung und ABS für alle Varianten hob der Audi Fahrsicherheit und Komfort auf ein höheres Niveau, und dazu passte die allgemein gelobte, hervorragende Verarbeitungsqualität.

Effiziente Motoren und Oberklasse-Features für Vielfahrer

Die Motoren profitierten von Leistungszuwächsen bei gleichzeitig niedrigeren Verbrauchswerten. Neue effiziente Benziner mit Fünfventiltechnik und knausrige TDI-Diesel-Triebwerke machten den Audi A4 für Flottenkunden und Vielfahrer begehrenswert. Oberklasse-Temperament entfaltete der 240 km/h schnelle A4 2.8 mit dem laufruhigen 2,8-Liter-Sechszylinder-Benziner aus dem Flaggschiff Audi A8. Und dann gab es auch noch Spezialitäten wie den Audi Duo Avant als weltweit ersten in Serie gebauten Diesel-Plug-in-Hybrid: Die 320 Kilogramm schwere Bleibatterie mit 10,1 kWh Kapazität fand in der Reserveradmulde des Kombis Platz und ermöglichte Kurzstreckenfahrten mit maximal 80 km/h. Wer zu früh kommt, wird manchmal vom Leben bestraft: Nur 90 dieser Teilzeitstromer fanden Abnehmer. Erst rund 15 Jahre später war die Zeit reif für Plug-in-Hybride in großer Auflage.

Audi RS4 und die Ära der Hochleistungskombis

In adrenalinhaltige Dimensionen stieß der ab 2000 gebaute, bis dahin schnellste Avant vor: 380 PS schossen den Audi RS4 in 4,9 Sekunden auf Landstraßentempo, da blieb den Fahrern von BMW M3 und sogar Ferrari 456M nur der Anblick der Rücklichter. Statt der von Audi erhofften 3.000 Einheiten fanden mehr als 6.000 RS4 rasanten Absatz – und Hochleistungskombis auf Audi-A4-Basis blieben fortan im Programm.

Audi A4 B5 auf dem Weg zum Klassiker

Jetzt werden die ersten Audi A4 (B5) Kandidaten für ein amtliches H-Kennzeichen. Ob sich Klassikerfans für diese Mittelklasse interessieren, beantwortet Expertin Aleksandra Lippert von der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic Analytics: "Mit dem A4 änderte sich bei Audi nicht nur die Nomenklatur, sondern auch das Design. Gefragt sind derzeit bei Audi-Fans, eigentlich wie immer, die leistungsstarken Modellvarianten und dann idealerweise mit quattro-Antrieb. Ein guter A4 2.8 V6 quattro kostet daher im guten Zustand um die 5.900 Euro brutto."

Chronologie des Audi A4

Entwicklung vom Audi 80 bis zur elektrischen Zukunft mit den wichtigsten Fakten:

• 1972: Vorstellung des Audi 80 (B1) als erster Vorläufer des Audi A4, erhältlich als zwei- und viertürige Limousine.
• 1978: Marktstart der zweiten Generation des Audi 80 (B2) im August, ebenfalls als zwei- und viertürige Limousine verfügbar.
• 1981: Einführung der Spitzenversion Audi 80 CD mit Fünfzylinder-Benzin- und Vierzylinder-Dieselmotoren im August.
• 1982: Lancierung des ersten Audi 80 quattro im November. Er ist das zweite Audi-Modell mit Allradantrieb nach dem Audi quattro (1980). Drei Jahre später gibt es 20 quattro-Modelle im Audi-Programm.
• 1986: Die dritte Generation des Audi 80 (Serie B3, Typ 89) debütiert im Herbst als viertürige Limousine.
• 1987: Einführung des Audi 90 als Luxusversion des Audi 80.
• 1991: Die letzte Generation des Audi 80 (B4) startet; im Herbst 1992 folgt die Kombiversion Avant. Der Avant RS 2, gemeinsam mit Porsche entwickelt, ist der erste Hochleistungskombi in der Audi-Mittelklasse.
• 1992: Entwicklungsstart für den Audi A4, der in nur 26,5 Monaten fertiggestellt werden soll.
• 1994: Markteinführung des Audi A4 (B5) im November als Nachfolger des Audi 80. Der A4 basiert auf der Plattform PL45, die auch für Audi A6, Skoda Superb und VW Passat genutzt wird. Zur Serienausstattung gehören Fahrer- und Beifahrer-Airbags, ABS und Servolenkung.
• 1995: Einführung der Kombiversion Audi A4 Avant im September.
• 1996: Der Audi A4 quattro gewinnt als seriennaher Super-Tourenwagen Meistertitel in sieben Ländern. Der Audi Avant Duo, der weltweit erste Diesel-Plug-in-Hybrid, debütiert und fährt bis zu 50 km rein elektrisch.
• 1999: Die quattro GmbH präsentiert das erste RS-Modell, den Audi RS 4 Avant (B5) mit 380 PS.
• 2000: Die zweite Generation des Audi A4 (B6) startet mit neuem Aluminium-Fahrwerk. Serienmäßig sind ESP, Seiten- und Kopfairbags sowie das Multitronic-Automatikgetriebe.
• 2001: Produktionsende des Audi A4 (B5) Avant und Start des A4 (B6) in Kombiversion. In Deutschland verzeichnet der A4 mit 108.595 verkauften Einheiten das erfolgreichste Jahr.
• 2004: Die dritte Generation des Audi A4 (B7) ist am neuen Singleframe-Kühlergrill zu erkennen. Limousine und Avant starten gleichzeitig.
• 2005: Einführung der 420 PS starken RS4 Limousine als Spitzenmodell des A4 (B7), im Sommer 2006 folgt der RS4 Avant.
• 2006: Produktionsstart des Audi A4 Cabriolets (B7).
• 2007: Die vierte Generation des Audi A4 (B8) debütiert. Auf der längsmodularen Plattform basiert das Fahrzeug und bietet eine neu positionierte Vorderachse, neue Vierzylindermotoren, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und adaptive Stoßdämpfer.
• 2008: Der Audi A4 erreicht in Deutschland mit 98.714 Zulassungen sein dritterfolgreichstes Jahr.
• 2009: Debüt des Audi A4 Avant als Allroad quattro im Crossover-Segment. Für den chinesischen Markt wird der A4L mit Langversion produziert.
• 2011: Martin Tomczyk gewinnt mit dem Audi A4 DTM den fünften Titel in der DTM-Rennserie.
• 2012: Einführung des Audi A4 (B8) als RS4 Limousine und Avant mit 450 PS starkem V8 FSI-Motor.
• 2015: Vorstellung der fünften Generation des Audi A4 (B9). Limousine und Avant basieren auf der weiterentwickelten MLB-Plattform. Neu ist das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
• 2019: Facelift mit neuer Front- und Heckgestaltung; LED-Scheinwerfer und Rückleuchten werden serienmäßig.
• 2023: Der Audi A4 erzielt in Deutschland 35.905 Neuzulassungen, über 11.000 mehr als im Vorjahr.
• 2024: Der Audi A4 (B5) feiert 30-jähriges Jubiläum und ist erstmals für das H-Kennzeichen qualifiziert. Audi stellt den neuen Audi A5 als Nachfolger vor, da künftig gerade Zahlen für Verbrenner-Modelle und ungerade für Elektrofahrzeuge stehen.

Produktionszahlen Audi A4 (B5):

• Insgesamt (1994-2001): 1.620.010 Einheiten
• Limousine: 960.793 Einheiten (1994-2000)
• Limousine quattro: 421.627 Einheiten (1994-2000)
• Avant: 156.923 Einheiten (1995-2001)
• Avant quattro: 80.667 Einheiten (1995-2001)

Wichtige Motorisierungen des Audi A4 (B5):

• 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner (101 PS)
• 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (125 PS bzw. 150 PS)
• 2,4-Liter-V6-Benziner (165 PS)
• 2,6-Liter-V6-Benziner (150 PS)
• 2,7-Liter-V6-Biturbo für S4/RS4 (265 PS bzw. 380 PS)
• 2,8-Liter-V6-Benziner (174 PS bzw. 193 PS)
• 1,9-Liter-TDI-Diesel (90 PS, 110 PS, 115 PS Pumpe-Düse)
• 2,5-Liter-Sechszylinder-TDI-Diesel (150 PS)