Auf der IAA hatte der Audi Q3 seine Publikums-Premiere, jetzt konnten wir ihn in Schottland erstmals fahren und ein paar Innovationen erleben, darunter den Scheiben-Wurzel-Aktuator. Doch dazu später mehr.
Sportback mit elegantem Auftritt
Vorgestellt hat Audi gleich beide Karosserievarianten, also auch den im direkten Vergleich eindeutig gefälligeren Sportback. Obwohl er nur um drei Zentimeter auf 4,53 Meter in der Länge zugelegt hat, wirkt der Q3 im Vergleich zum Vorgänger etwas eleganter und stattlicher. Der aerodynamische Feinschliff lässt ihn etwas rundlicher und weniger scharfkantig erscheinen. Einen die Breite stärker betonenden Kühlergrill flankieren auffällig flache Leuchten, die dem Q3 einen schärferen Blick verleihen. Man könnte meinen, es handele sich um Scheinwerfer. Doch hier steckt das dank einzeln ansteuerbarer Elemente grafisch variable LED-Tagfahrlicht. Die eigentlichen Frontscheinwerfer befinden sich weiter unten und bleiben optisch unauffällig.
Markantes Heck mit OLED-Rückleuchten
Das Gegenteil von unauffällig ist der mehrteilige Rückleuchten-Komplex mit seinen OLED-Elementen, der eine edle Techniknote mit ebenfalls grafischer Funktion bietet. Hinzu kommt eine sich über die gesamte Breite des Hecks erstreckende Lichtleiste, in die auch die dynamischen Blinker integriert sind. Ein fragwürdiges i-Tüpfelchen sind die vier roten Ringe, die aus sich herausleuchten. Sie überfrachten unserer Meinung nach das Heckleuchten-Arrangement zumindest während der Nachtfahrt.
Neues Cockpit mit Android Automotive
Das Cockpit präsentiert sich hingegen schön aufgeräumt. Es gibt zwei große Displayanzeigen, die in einem Rahmen zusammengefasst sind. Der rund 12 Zoll große Screen hinter dem Lenkrad zeigt in erster Linie fahrrelevante Informationen, von denen die wichtigsten zusätzlich in die Windschutzscheibe projiziert werden. Mittig im Armaturenbrett befindet sich der große 13-Zoll-Touchscreen für das vielseitig talentierte Infotainment-System samt "Application Store". Gegen Geld kann man sich einen größeren Blumenstrauß an Funktionen freischalten. Wichtiger ist allerdings die einfache und leicht nachvollziehbare Bedienlogik, zumal alles sehr schnell und flüssig reagiert. Und anders als bei so manchem Newcomer aus Fernost wird man hier nicht fortwährend vor Rätsel gestellt. Der Q3 ist das erste Modell im VW-Konzern mit dem neuen Android-Automotive-Infotainmentsystem, das eine sehr gelungene, eigene Audi-Handschrift erhalten hat.

Auch der Innenraum des neuen Q3 kann sich sehen lassen
Intuitive Bedienung ohne klassischen Schalthebel
In der aufgeräumten Mittelkonsole befindet sich kein Schalthebel mehr. Dieser wird allerdings nicht durch einen alternativen Lenkstockhebel für die Getriebebedienung ersetzt, wie er sonst üblich ist. Der Q3 ist das erste Modell im VW-Konzern, das einen Querträger hinter dem Lenkrad bietet. An dessen Enden befinden sich für die am Lenkrad anliegenden Fahrerhände leicht erreichbare Bedienelemente. Dazu gehören Schaltelemente für die Fahrstufe, die Blinker- und die Scheibenwischerbedienung. Wir dachten zunächst, dies wäre eine Verschlimmbesserung. Doch nach wenigen Minuten hat man sich an die Logik gewöhnt, die schnell in Fleisch und Blut übergeht.
Hochwertige Materialien und Ambiente
Ebenfalls gelungen sind die Verarbeitungsqualität und die Materialwahl. Zumindest die uns zur Verfügung gestellten Exemplare mit hochwertiger Ausstattung bieten viele unterschiedliche, für Auge und Tastsinn angenehme Oberflächen, die geschmackvoll kombiniert werden. Bei Dunkelheit wird das Ganze noch durch farblich variables Ambientelicht schick in Szene gesetzt.
Platzangebot und Kofferraumvolumen im Audi Q3
Hinzu kommt ein üppiges Platzangebot. Das gilt sowohl für die Vordersitze als auch für die Rückbank. Allerdings bleibt es beim Q3 bei einer wuchtigen Mittelkonsole, an der das rechte Knie des Fahrers oft reiben kann. Ansonsten sind die Bein-, Knie- und Kopffreiheit großzügig bemessen, sofern man nicht unter dem nach hinten abfallenden Dach des Sportbacks sitzt und größer als 1,80 Meter ist. Für die schickere Form muss ein wenig Alltagstauglichkeit geopfert werden. Das trifft auch auf den Kofferraum zu. Dieser variiert dank einer verschiebbaren Rückbank zwischen 488 und 575 Liter. Wird die im Verhältnis 40:20:40 umklappbare Rückbank flachgelegt, beträgt das Volumen 1.386 Liter bzw. 1.289 Liter beim Sportback.

Die Sportback-Variante des Q3 wirkt eindeutig gefälliger als die praktischere SUV-Version.
Fünf Motorisierungen, ein Fokus auf Effizienz
Mit fünf Antriebsoptionen geht der Q3 an den Start. Allesamt setzen auf Verbrennungsmotoren. Die Bezeichnung "E-Hybrid" steht für eine Plug-in-Hybridversion, mit der man deutlich über 100 Kilometer weit rein elektrisch fahren kann. Dies ermöglicht eine rund 26 kWh große Batterie, die über mehr Kapazität als die des rein batterieelektrisch angetriebenen Fiat 500e in der schwächeren Antriebsvariante verfügt. Das dem E-Antrieb geschuldete Mehrgewicht von rund 250 Kilogramm macht den Q3 zum 1,9-Tonner, der dank einer Systemleistung von 272 PS den Sprint auf 100 km/h in unter sieben Sekunden absolviert. 177 PS steuert der 1,5-Liter-Benziner bei. Verwaltet wird die Kraft von einem Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Stufen.
E-Hybrid mit über 100 Kilometern E-Reichweite
Für die meisten Fahrprofile bietet der Q3 E-Hybrid das Rüstzeug, um ihn vornehmlich elektrisch zu fahren. Zumal man mit bis zu 50 kW nachladen kann. Geht es auf eine lange Tour, kann man wie gewohnt vor allem mit Benzin fahren. Insofern vereint der E-Hybrid die Vorteile beider Antriebswelten. Ein Wermutstropfen ist das Mehrgewicht, das den Kurvenspaß trübt. Zudem sorgt das Antriebssystem beim Anfahren gelegentlich für durchdrehende Vorderräder. Auf unserer Testfahrt sind wir häufig elektrisch gefahren, wodurch sich der Benzinverbrauch auf rund drei Liter reduzierte. Allerdings wurde zusätzlich rund 18 kWh Strom pro 100 Kilometer verbraucht.
Dynamik pur: Der 2.0 TFSI Quattro im Test
Der 2.0 TFSI-Benziner in der stärksten Ausbaustufe mit 265 PS dürfte vor allem dynamisch orientierte Fahrer ansprechen, da er ohne Gewichtsprobleme sowie mit Allradtraktion überzeugt. In Kombination mit dem beim Q3 obligatorischem Doppelkupplungsgetriebe (hier mit sieben Gängen) beschleunigt er in unter 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Als Fahrer kann man auch hier zwischen einem Komfort- und einem Dynamik-Modus wählen. Letzterer vermittelt im Zusammenspiel mit der spürbar verhärtenden Progressivlenkung einen sehr sportlichen Eindruck. Auf engen und kurvenreichen Landstraßen in Schottland bietet das dynamische Setup Suchtpotenzial, zumal das fein ausbalancierte SUV als Sahnehäubchen ein vermeintlich sportlichen Motorsound bietet.
Scheiben-Wurzel-Aktuator sorgt für Sound
Heute kann ein solcher angesichts der Abgasreinigungstechnik allerdings nicht mehr aus dem Auspuff kommen. Beim Q3 hilft jedoch nicht das Audiosystem nach, sondern der bereits erwähnte Scheiben-Wurzel-Aktuator, der am unteren Rand der Windschutzscheibe sitzt und dort Vibrationen erzeugt, die einen nach innen gerichteten, sportlichen Motorklang vermitteln.

Der große Kühlergrill wird seitlich von zusätzlichen Luftöffnungen flankiert, über die sich optisch unauffällig die eigentlichen Scheinwerfer befinden.
Adaptives Fahrwerk mit spürbarer Spreizung
Verblüffend ist außerdem die sehr deutlich spürbare Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit, welche die optionale Zweiventil-Dämpferregelung möglich macht. Wer es lieber gemütlich mag, versetzt den Unterbau auf Knopfdruck in einen Komfortmodus, der diesen Namen durchaus verdient. Wir bevorzugten den dynamischen Fahrmodus, was dann allerdings auch zu einem Verbrauch von 11 Litern führte. Genügsamer war es mit der Einstiegsmotorisierung 1.5 TFSI mit 150 PS. Die reicht bereits. Der Sprint lässt sich in rund neun Sekunden abhaken, maximal sind 209 km/h drin. Untermotorisiert fühlt sich das nicht an. Und obwohl wir auch hier etwas zügiger unterwegs waren, blieb der Verbrauch mit 8 Litern auf einem moderaten Niveau.
Assistenzsysteme arbeiten feinfühlig und unaufdringlich
Großes Lob verdient die Abstimmung der Assistenzsysteme. Abstandstempomat oder Spurhalteassistent arbeiten sehr feinfühlig statt übergriffig, wie das bei den neuen Mitbewerbern aus Fernost oft der Fall ist. Auch das Warngeräusch für eine Überschreitung aktuell geltender Tempolimits bleibt so unterschwellig, dass man nicht das Bedürfnis entwickelt, dieses abstellen zu müssen.

Lichttechnik mit neuen digitalen Matrix-LEDs
Zum weiterentwickelten Assistentenkomplex gehören auch weitere Funktionen der neuen digitalen Matrix-LED-Scheinwerfer. Sie projizieren dank neuer Micro-LEDs einen Lichtteppich auf die vorausliegende Fahrbahn, der dem Fahrer als Orientierungshilfe dient. Zudem können Warnhinweise, beispielsweise zu sich im toten Winkel befindlichen Fahrzeugen, angezeigt werden. Den vollen Funktionsumfang bietet das umfangreichste der drei verfügbaren Lichtpakete.
Preise und Fazit: Premium kostet
Es kostet 1.042 Euro (alle Preise netto) Aufpreis, was sich angesichts des Audi-typischen Preisgefüges verschmerzen lässt. Los geht es bei 37.479 Euro. Wer sich für die Topmotorisierung und die zur Wahl stehenden Pakete entscheidet, kann den Preis um rund 25.210 Euro steigern. Wie in früheren Zeiten lässt sich Audi seinen Vorsprung durch Technik auch fürstlich entlohnen.
Audi Q3 – Technische Daten
Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-SUV; Länge: 4,53 Meter, Breite: 1,86 Meter (mit Außenspiegel: k. A.), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 488 –1.386 l
1.5 TFSI S-Tronic 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner, 150 PS, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1.500 bis 3.500 U/min, Frontantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 9,1 s, Vmax: 209 km/h, Normverbrauch: 6,0 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 137 g/km Preis: ab 37.479 Euro
2.0 TFSI Quattro 150 kW S-Tronic2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 204 PS, maximales Drehmoment: 320 Nm bei 1.500 bis 4.400 U/min, Allradantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 7,1 s, Vmax: 228 km/h, Normverbrauch: 7,8 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 176 g/km
2.0 TFSI Quattro 195 kW S-Tronic2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 265 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.500 bis 3.500 U/min, Allradantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 5,7 s, Vmax: 240 km/h, Normverbrauch: 8,6 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 195 g/km Preis: ab 50.336 Euro
2.0 TDI S-Tronic2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, 150 PS, maximales Drehmoment: 360 Nm bei 1.600 bis 2.750 U/min, Frontantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 9,2 s, Vmax: 208 km/h, Normverbrauch: 5,3 Liter D/100 km, CO2-Ausstoß: 139 g/km Preis: ab 39.412 Euro
1.5 TFSI E-Hybrid S-TronicPlug-in-Hybrid mit 1,5-Liter-Vierzylinder und E-Motor, Systemleistung: 272 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm, Frontantrieb, Sechsgang-Doppelkupplungsgetrieben, 0-100 km/h: 6,8 s, Vmax: 215 km/h, Batteriekapazität: 26 kWh (brutto), elektrische Reichweite: 119 Kilometer, Ladeleistung; AC 11 KW/DC 50 kW, Normverbrauch: 1,7 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 39 g/km Preis: ab 41.429 Euro
Audi Q3 – Kurzcharakteristik
Warum: weil er einige für Audi-typische Innovationen und Qualitäten bietet
Warum nicht: weil man rein elektrisch fahren und nicht so tief in die Tasche greifen will
Wann kommt er: ist bereits bestellbar