Elektroautos im Winter: Clever und sicher

E-Autos im Winter
Praktischer als gedacht

Vom cleveren Vorheizen bis zur optimierten Ladung – warum E-Fuhrparks trotz Minusgraden effizient, sicher und komfortabel bleiben, erklärt Altan Çörekçi, E-Auto-Experte und Director Product & EV Europe Fleet bei Fleetcor Deutschland.

Schnee 2024
Foto: maxbelchenko@viaCanva

Der Winter steht vor der Tür, und mit ihm kommt die Pannenursache Nummer eins auf deutschen Straßen: entladene Autobatterien und liegengebliebene Fahrzeuge. Natürlich wundert sich da so mancher E-Auto-Interessent, ob ein gänzlich batteriebetriebenes Fahrzeug überhaupt Sinn ergibt. Doch sind diese Sorgen wirklich berechtigt? Als langjähriger Experte für Elektromobilität möchte ich mit einigen weit verbreiteten Mythen aufräumen und die oft übersehenen Vorteile von E-Autos in der kalten Jahreszeit hervorheben.

Bessere Startbedingungen: Vorheizen macht den Unterschied

Einer der größten Pluspunkte von Elektroautos im Winter ist die elektrische Standheizung, über die die meisten Fahrzeuge verfügen. Diese ermöglicht es, das Fahrzeug vor Fahrtantritt vorzuheizen – ohne wie bei Verbrennern mit laufendem Motor auf dem Parkplatz zu stehen, was ohnehin verboten ist. Das bedeutet: keine eiskalten Sitze mehr beim Einsteigen, klare Sicht ohne lästiges Eiskratzen, sofortige Wärme im Innenraum.

Am besten lässt sich das Auto während des Ladevorgangs vorheizen, da der nötige Strom dann direkt aus der Steckdose kommt. Das kommt nicht nur den Insassen, sondern auch der Fahrzeugbatterie zugute: Eine vorgewärmte Batterie lädt und entlädt mit weniger Verschleiß.

Standheizung arbeitet sehr effizient

Die Standheizung funktioniert zudem äußerst effizient. Anders als bei Verbrennungsmotoren, die erst auf Betriebstemperatur kommen müssen, liefert sie vom ersten Moment an warme Luft. Dies erhöht nicht nur den Komfort, sondern auch die Sicherheit, da beschlagene Scheiben schnell frei werden. Höherpreisige E-Autos verfügen sogar über eingebaute Wärmepumpen, die den Energieverbrauch beim Heizen deutlich reduzieren und so die Reichweite der Batterie um bis zu 20 Prozent vergrößern.

Fleetcor Altan Çörekçi 2024
Fleetcor

Altan Çörekçi ist Prokurist und Director Product & EV Europe Fleet bei Fleetcor Deutschland. Das Unternehmen bietet eine digitale Lösung für Flottenmanager an, mit der Reifenservices, Tanken und Laden über eine zentrale Abrechnung abgewickelt werden können. Ein Herzensthema von Altan Çörekçi ist es, KMUs bei der Transformation ihrer Flotte (vom Verbrenner hin zum E-Auto) zu begleiten. 

Fahrstabilität im Fokus: Tiefer Schwerpunkt, bessere Traktion

Ein oft übersehener Vorteil von E-Autos im Winter ist ihre verbesserte Fahrstabilität. Durch den tiefen Schwerpunkt, bedingt durch die Batterien im Fahrzeugboden, und die gleichmäßige Gewichtsverteilung bieten Elektroautos eine bessere Straßenlage – besonders vorteilhaft auf eisigen Straßen. Das Durchdrehen der Räder kann so gemindert werden.

Mehrverbrauch relativiert: Auch Verbrenner sind nicht sparsam

Ein Fakt wird immer wieder hervorgekramt, wenn es um E-Autos im Winter geht: sie verbrauchen mehr Energie als im Sommer. Der Mehrverbrauch liegt typischerweise zwischen 10 und 30 Prozent. Dass das in der Realität für die meisten mit kaum Einschränkungen verbunden ist, ist vielen nicht bewusst. Hinzu kommt: auch Verbrenner verbrauchen im Winter deutlich mehr, es lässt sich mit 10 bis 25 Prozent Mehrverbrauch rechnen. Moderne E-Autos haben zudem ausgeklügelte Systeme zur Optimierung des Energieverbrauchs.

Effizienz clever nutzen: Wärmepumpe und Sitze statt Innenraumheizung

Neben dem batterieschonenden Vorheizen mit Ladestrom gibt es noch ein paar weitere einfache Tricks, um den Verbrauch im Winter deutlich zu reduzieren: Wer vor allem die Sitz- und Lenkradheizung nutzt, wird schneller warm bei weniger Energieverbrauch als bei der Innenraumheizung. Das Aktivieren des Eco-Modus optimiert zudem den Energieverbrauch aller Bordsysteme. Wer die Möglichkeit hat, das E-Auto in einer Garage unterzustellen, schützt die Batterie vor extremer Kälte und reduziert den Energiebedarf zum Aufwärmen. Es sollte zudem bedacht werden, dass der Akku möglichst immer über 20 Prozent geladen ist, um die optimale Leistung zu gewährleisten.

Ladepunkte sollten winterfest sein

Um im Winter reibungslos mit dem E-Auto unterwegs zu sein, sollte zudem darauf geachtet werden, dass die Ladepunkte winterfest sind. So sollten die Lademöglichkeiten zu Hause oder am Arbeitsplatz überdacht und gut zugänglich sein. Gefrorene Stecker können sonst zum Problem werden. Des Weiteren sollte der Reifenwechsel frühzeitig eingeplant werden. E-Autos benötigen aufgrund ihres höheren Gewichts spezielle Reifen, was zu längeren Wartezeiten in Werkstätten führen kann. Für Firmenautos gibt es hier mittlerweile smarte Lösungen wie beispielsweise den Service-Pass von Fleetcor, der es ermöglicht, auch mit einer großen Flotte, unkompliziert an neue Reifen zu kommen.

Fazit: Komfort und Sicherheit überwiegen winterliche Hürden

Elektroautos sind im Winter keineswegs unpraktisch – im Gegenteil. Das Vorwärmen durch die elektronische Standheizung und eine verbesserte Fahrstabilität sind deutliche Vorteile. Sicherlich gibt es Herausforderungen wie den leicht erhöhten Energieverbrauch, doch diese lassen sich mit etwas Planung leicht bewältigen. Fakt ist: E-Autos werden besonders in skandinavischen Ländern immer beliebter – trotz Wintertemperaturen um die –25 Grad.