Leapmotor C10 REEV zeigt im Test Schwächen

Testbericht Leapmotor C10 REEV
Günstig, elektrisch, neu: Wie gut ist der C10?

Leapmotor bietet mit dem C10 REEV ein SUV mit Range-Extender. Im Test überzeugt das Preis-Leistungs-Verhältnis – doch bei Bedienung und Assistenz gibt es noch Nachholbedarf. Der Testbericht mit allen Daten, Fakten und Bildergalerie.

Leapmotor C10 REEV 2025
Foto: Leapmotor

Auf dem deutschen Automarkt versuchen mittlerweile einige chinesische Marken ihr Glück, darunter Leapmotor. Leapmotor? Wer den Namen noch nie gehört hat, ist in guter Gesellschaft. Das junge, 2015 gegründete chinesische Unternehmen ist hierzulande noch weitgehend unbekannt, das soll sich jedoch ändern. Denn dank eines Joint Ventures mit dem Stellantis Konzern, der die Mehrheit von 51 Prozent an Leapmotor International hält, können die Chinesen das Vertriebsnetz des Mutterkonzerns nutzen, zu dem unter anderem Opel, Fiat und Peugeot gehören und ihre Autos über Händler statt nur online verkaufen.

Zwei Modelle zum Start, eines im Test

Aktuell ist Leapmotor mit zwei Modellen auf dem deutschen Markt vertreten, einem elektrischen Kleinstwagen im Stil eines Fiat 500 und dem Mittelklasse-SUV C10. Das stand uns für den Alltagstest zur Verfügung, allerdings nicht in der batterieelektrischen Version, sondern als Plug-in-Hybrid (REEV). Dazu später mehr.

Leapmotor C10 REEV 2025
Leapmotor

Die Türgriffe liegen während der Fahrt bündig mit der Blechhaut an.

SUV mit Designanleihen von Porsche und Tesla

Optisch muss sich der 4,74 Meter lange C10 nicht verstecken, was unter anderem auch daran liegt, dass die Kreativen sich bei der Gestaltung von Heck und Seitenlinie offensichtlich vom Design eines Porsches Macan inspirieren haben lassen. Auch im Innen gab es ein bekanntes Vorbild: Tesla hat beim Armaturenbrett, Lenkrad und natürlich beim großen Touchscreen Pate gestanden. Aber nach dem Motto: Besser gut kopiert als schlecht selbst ausgedacht, dürfte der C10 mit seinem Design den Interessenten gefallen, die moderne SUV/Crossover goutieren. Auch das Platzangebot, Materialauswahl, Verarbeitung und das Kofferraumvolumen (400 – 1.375 Liter) gehen in Ordnung.

Bedienlogik sorgt für Frust im Alltag

Aber der schöne Schein birgt so seine Tücken. Die schicke, durchgehende Lüftungsleiste im unteren Bereich des Armaturenbretts lässt sich beispielsweise nicht für Fahrer-Beifahrer individualisieren; fast alle Einstellungen müssen mangels physischer Schalter übers Display laufen, darunter auch die Verstellung der Außenspiegel. Das birgt jede Menge Ablenkungsgefahr beim Fahren. Der einmal mit viel Mühe gefundene Radiosender muss bei jedem Starten des Fahrzeugs neu aktiviert werden. Wer glaubt, die Dame im Armaturenbrett könne helfen, irrt gewaltig. Die Sprachsteuerung funktioniert schlecht, die Dame versteht auch einfache Befehle wie Radio lauter/leiser stellen nicht. Und sie kann ihr Unverständnis nur im schlechten Deutsch kundtun. Hier besteht noch einiges an Feinarbeit, um das Fahrzeug umgänglicher zu machen.

Leapmotor C10 REEV 2025
Leapmotor

Das Cockpit des C10 dominiert vor allem der große Touchscreen.​

Umständlicher Fahrzeugzugang mit Einschränkungen

Umständlich gestaltet sich auch das Öffnen/Schließen und Starten des Autos: Der Schlüssel im Scheckkartenformat muss erst an die Außenkappe des Außenspiegels gehalten werden, um den Zugang freizugeben bzw. wieder abzuschließen. Alternativ gelingt das aber per App, allerdings nicht bei einem Testwagen, weil die Daten dazu personalisiert sind.

Assistenten nerven mit Daueralarm

Am nervigsten agierten die Assistenzsysteme. Mag ja sein, dass chinesische Autofahrer damit vertraut sind, ständig und eindringlich durch lautes Bimmeln und Klingeln auf Gefahrensituationen hingewiesen zu werden. Nur wie verhält man sich, wenn gar keine Gefahrensituationen ersichtlich sind, und es trotzdem ständig bimmelt und klingelt? Oder wenn das System eine Vollbremsung hinlegt, weil es ein an einem Kreuzungsbereich korrekt wartendes Auto als Gefahr für den vorfahrtsberechtigten C10 zu erkennen glaubte? Zum Glück war kein Fahrzeug in diesem Moment hinter uns. Wir waren einfach nur genervt, deaktivierten die eigentlich sinnvollen Helfer wie Spurhalteassistent oder Tot-Winkel-Warner bei jedem Start neu. Wobei der Spurhalteassistent sich dem Deaktivieren durch einen Trick widersetze: Er wechselte in den „Notbetrieb“. Beim nächsten Software-Update sollten die Systeme - auch die Verkehrsschildererkennung - dringend angepasst werden. Zum Glück sind die Chinesen schnell mit Updates, sodass damit zu rechnen ist, dass entsprechende Marktanpassungen flott und "over-the-air" vorgenommen werden.

Leapmotor C10 REEV 2025
Leapmotor

Hinterm Lenkrad gibt es noch ein kleineres Display, welches vor allem fahrrelevante Informationen kredenzt.

REEV-Antrieb: Elektrofeeling mit Benzinreserve

Beim Motorkonzept setzt Leapmotor beim REEV (Range Extended EV) auf eine Kombination aus 1,5-Liter-Benziner mit 88 PS und 215 PS starken E-Motor. Die 28,4 kWh große Batterie ist für eine Reichweite von rund 140 Kilometern gut, und lässt sich am Schnelllader mit maximal 65 kW aufladen, an der Wallbox sind maximal 6,6 kW möglich. Der E-Motor übernimmt immer den Antrieb auf die Hinterachse, der Benziner fungiert als Generator und lädt die Batterie auf, wenn sie nicht extern nachgeladen wird. Somit fährt der REEV immer elektrisch. Verkaufsargument ist die kulminierte Reichweite aus Batterie und Benzintank, die auf knapp 1.000 Kilometer kommt.

Komfortabel elektrisch unterwegs – mit Einschränkungen

Der C10 fährt sich wie ein E-Auto, was er im Grund genommen ja auch ist. Der Verbrenner läuft mit gleichmäßigem Geräusch, unbeeindruckt von der Gaspedalstellung. Am besten schwimmt man gelassen im Verkehr mit. Sportive Erwartungen sind hier fehl am Platz. Zwar sprintet das SUV in 8,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und danach bis zur Richtgeschwindigkeit munter weiter, danach wird es aber zäh und bis die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h erreicht ist, vergeht einige Zeit. Das ist aber kein wirkliches Manko. Wie bei den allermeisten E-Autos liegt die Wohlfühlgeschwindigkeit im Bereich von 130 km/h und das ist auf den meisten Straßen der Welt auch das erlaubte Maximum.

Leapmotor C10 REEV 2025
Leapmotor

Sportive Erwartungen sind bei C10 fehl am Platz.

Verbrauch stark abhängig vom Ladeverhalten

Lohnt sich der technische Aufwand mit dem Range-Extender? Wie bei jedem klassischen Plug-in-Hybrid hängt der Grad der Effizienz von der Ladedisziplin des Fahrers ab. Wird die Batterie regelmäßig extern nachgeladen, sind Normverbrauchswerte von 20,5 kWh und 0,4 Liter möglich; wenn nur der Benziner für die Stromgewinnung zuständig ist, muss man mit 6,4 Litern Verbrauch rechnen. Bei unseren Testfahrten kamen wir auf 22 kWh bzw. 7,5 Litern. Wer regelmäßig nachlädt, wird auch mit dem elektrischen C10 (218 PS; 70 kWh-Akku) glücklich. Dieser verbraucht nach Norm 18,5 kWh und schafft 425 Kilometer.

Günstiger Preis, viel Ausstattung – aber Schwächen bei der Elektronik

Beim Preis und der Ausstattung gibt es nichts zu meckern. Ab 31.597 Euro (alle Preise netto) steht der C10 REEV wie übrigens auch der C10 in der Preisliste, unser Testauto in der Design-Linie ist ab 32.857 Euro erhältlich. Zusätzlich zu der üppig ausgestatteten Basis gibt es 20 Zöller, Ambientebeleuchtung, Heizung fürs Lenkrad und die Vordersitze sowie die Kunstledersitze mit einer speziellen Silikonbeschichtung. Als Extra listet Leapmotor nur 672 Euro für einen anderen Lackton als das Standardgrün. Solange jedoch das Assistentensystem so übergriffig und unausgegoren agiert, rückt das gute Preis-Leistungs-Verhältnis als Kaufargument ins Hintertreffen.

Leapmotor C10 REEV – Technische Daten

Fünftüriges SUV mit Heckantrieb, Länge 4,74 Meter, Breite 1,90 Meter (Breite mit Außenspiegeln: k.A.), Höhe 1,68 Meter, Radstand 2,83 Meter, Kofferraumvolumen: 400 – 1.375 Liter

Range Extender mit Benzin- und E- Antrieb, Leistung Elektromotor: 215 PS, max. Drehmoment 320 Nm, Leistung Benzinmotor: 88 PS, max. Drehmoment 125 Nm, Lithium-Phosphat Batterie mit 28,4 kWh, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 170 km/h, Verbrauch (kombiniert, WLTP): 20,5 kWh/100 km plus 0,4 l/100 km, Benzinverbrauch bei entladener Batterie(kombiniert, WLTP): 6,4 l/100 km, Testverbrauch: mit voller Batterie: 22 kW/h, entladen: 7,4 l/100 km, Reichweite (WLTP): 974 km

Preis: ab 31.597 Euro, Preis des Testautos: 33.529 Euro

Leapmotor C10 REEV – Kurzcharakteristik

Warum: günstiger Preis

Warum nicht: übergriffige und unfähige Assistenten

Was sonst: ein elektrisches SUV