Der Reihensechszylinder gilt als eine der ausgewogensten Motorkonstruktionen im Automobilbau. Er überzeugt durch seine exzellente Laufruhe, eine gleichmäßige Kraftentfaltung und ein vibrationsarmes Laufverhalten, das ihn auch akustisch von anderen Bauformen abhebt. Während er früher weit verbreitet war, ist er heute selten geworden – nicht zuletzt wegen kompakter Plattformen, strenger Emissionsvorgaben und der wachsenden Bedeutung elektrifizierter Antriebe. Dennoch hält sich der Reihensechser und erlebt sogar eine kleine Renaissance: Konstruktionsbedingt kommt er ohne Ausgleichswellen aus, was ihn besonders laufruhig macht, und durch modulare Motorenplattformen ist er wirtschaftlich attraktiver als früher.
Mazda: Sauberer Diesel mit sechs Zylindern
Mazda hat dem Reihensechser entgegen aller Downsizing-Trends eine zweite Chance mit viel neuer Technik gegeben. Sein Comeback feierte er 2022 im neuen Mazda CX-60, seit dem vergangenen Jahr ist der Motor auch im CX-80 verfügbar. Schmutzig und durstig, wie man vielleicht erwarten würde, ist der perspektivisch auch für Euro 7 fitte 3,3-Liter nicht. Sein halbes Dutzend Kolben schiebt auf Wunsch kräftig nach vorn. Zur Wahl stehen drei Versionen mit 147 kW/200 PS, 170 kW/231 PS oder als Mildhybrid mit 187 kW/254 PS. Letzterer mobilisiert 550 Newtonmeter und erlaubt fast 220 km/h Topspeed. Zugleich bleiben die großen Japaner beim Verbrauch auf dem Teppich. Das Dieseltriebwerk gehört dank des Brennverfahrens DCPCI (Distribution Controlled Partially Premixed Compression Ignition) zu den effizientesten Selbstzündern weltweit, der für Normverbräuche von sogar unter fünf Litern sorgt. Wer mit dem Gasfuß zurückhaltend agiert, kann bei CX-60 und CX-80 mit einer Tankfüllung mehr als 1.000 Kilometer Reichweite herauskitzeln.
Land Rover: Sechszylinder für Gelände und Straße
Land Rover setzt in Range Rover, Defender und Discovery auf Reihensechszylinder aus der Ingenium-Reihe – sowohl als Diesel (D250, D300, D350) als auch als Benziner (P360, P400). Diese Motoren überzeugen durch hohe Laufruhe, da sie konstruktionsbedingt besser ausgewuchtet sind als V6-Triebwerke. Gleichzeitig bieten sie starke Leistungswerte bei guter Effizienz und sind oft mit Mildhybrid-Technik ausgestattet. Bis zu 400 PS und 550 Nm Drehmoment sorgen zudem für souveränen Antrieb auf Straße und im Gelände. Die Turbo- und Ventilsteuerungstechnik und die Elektrifizierung lässt sie strenge Emissionsstandards erfüllen. Für Land Rover gelten sie als weiterhin zukunftsfähige Alternative zum klassischen V6 oder V8. Bei Konzernschwester Jaguar wurde allerdings bereits letztes Jahr das Ende der Verbrenner-Ära eingeläutet.
Mercedes: OM 656 setzt neue Maßstäbe
Der Reihensechszylinder-Dieselmotor OM 656 von Mercedes-Benz kam erstmals 2017 in der überarbeiteten S-Klasse (W222) zum Einsatz. Mittlerweile ist er in zahlreichen Modellen wie E-Klasse, GLE, GLS und G-Klasse nicht mehr wegzudenken. Der 3,0-Liter-Motor ersetzte dabei den bisherigen V6-Diesel OM 642 und markiert den Einstieg in eine neue Motorenfamilie mit modularem Aufbau. Mit bis zu 700 Newtonmetern Drehmoment, hoher Laufruhe und starker Effizienz erfüllt der OM 656 nicht nur moderne Leistungsansprüche, sondern auch strenge Abgasnormen dank zweistufigem Turbolader, variabler Ventilsteuerung, Stahlkolben und der Nanoslide-Beschichtung.
BMW: Technische Identität mit sechs Zylindern
Seit sogar vielen Jahrzehnten hält BMW dem Reihensechszylinder die Treue und setzt ihn in zahlreichen Modellen ein – vom 3er über den 5er und 7er bis hin zu SUV-Baureihen wie X3, X5 oder X7 sowie im Roadster Z4. Auch die aktuellen M-Modelle wie M3, M4 und M2 setzen auf leistungsgesteigerte Spielarten. Die Benzinmotoren der B58-Reihe leisten zwischen 333 und 387 PS, der S58 im M3 bringt es auf bis zu 510 PS. Die B57-Dieselmotoren decken ein Spektrum von etwa 265 bis 340 PS ab. Dank Twin-Scroll-Turbolader, variabler Ventilsteuerung und Mild-Hybrid-Systemen kombinieren sie Effizienz mit satter Kraftentfaltung. Die Reihensechser aus dem Hause BMW überzeugen mit seidenweichem Lauf, kultiviertem Klang und hoher Standfestigkeit. Zudem gelten sie als Markenzeichen für BMWs technische Identität.
Toyota: Supra-Comeback mit BMW-Motor
Auch bei Toyota feierte 2019 der Reihensechszylinder ein Comeback – und zwar im GR Supra. Toyota kann auf eine sogar lange Tradition von Reihensechsern zurückblicken. Mit Aggregaten wie dem legendären 2JZ-GTE setzten die Japaner sogar Maßstäbe. Unter anderem wurde er im Supra Mk4 eingesetzt, wo er für seine enorme Tuning-Fähigkeit geschätzt wurde. Insofern scheint es nur folgerichtig, dass der Reihensechser mit dem 2019 neu aufgelegten Supra GT zurückkehrte. Der 3,0-Liter-Turbobenziner stammt allerdings nicht aus eigener Entwicklung, sondern von BMW. Es handelt sich um den bereits erwähnten B58-Motor, der je nach Version zwischen 340 und 387 PS leistet und auch im Supra-Schwestermodell Z4 zum Einsatz kommt. Technik und Getriebe im Supra teilen sich viele Komponenten mit dem bayerischen Pendant. Eigene Reihensechszylinder baut Toyota derzeit nicht mehr.