Gleich eine ganze Flotte an Ford Ranger Plug-in-Hybriden hat Ford nach Island, genauer gesagt nach Reykjavik, geschafft. Dort soll das Arbeitstier, der mit rund 44 Prozent Marktanteil in Europa unangefochtener Platzhirsch ist, zeigen, was in ihm steckt.
Am Steuervorteil schrammt der Ranger PHEV vorbei
Eine Hoffnung müssen Firmenwagenfahrer allerdings gleich beerdigen: Einen Steuervorteil gibt es bei diesem Fahrzeug nicht. Denn das Arbeitstier kommt reinelektrisch – zumindest auf dem Papier – gerade einmal 43 Kilometer weit. Um in den Genuss des 0,5-Prozent-Privilegs zu kommen, hätte es mindestens 80 Kilometer an Reichweite gebraucht. Dazu steckt aber, flapsig gesagt, zu wenig Batterie im Fahrzeug. Also doch nur ein grünes Feigenblatt und Flotten-Kosmetik?
Nutz- und Anhängelast sind für Kunden entscheidend
Dem widerspricht Jim Baumbick, Ford-Vize-Präsident und zudem zuständig für die Produktentwicklung, bei der Präsentation des Fahrzeugs in Reykjavik: „Für Truck-Kunden wirklich wichtig sind die Nutzlast, die Anhängelast und die Produktivität. Das haben unsere Umfragen bei Bestands- und potenziellen Kunden gezeigt.“ Im Umkehrschluss hätte eine höhere elektrische Reichweite eine größere Batterie bedeutet. Die wiederum hätte Abstriche bei eben diesen Tugenden bedeutet.
Kompromiss kostet kaum Zuladung
Beim jetzigen Kompromiss bleibt es bei rund einer Tonne Nutzlast und einer Anhängelast von 3,5 Tonnen. Auf der Pritsche findet eine Palette Platz, was laut Ford die Alltagstauglichkeit hervorhebt. Die Ladefläche haben die Kölner übrigens neu konzipiert. Denn unter der Plastikwanne befindet sich 11,8 kWh starke Batterie. Dazu musste Ford gerade einmal 34 Millimeter in der Höhe opfern. Richtung Ladeklappe läuft die Wanne dann leicht abschüssig, sodass Wasser besser ablaufen kann. Und anders als beim alten Verbrenner-Modell hat Ford der Wanne auch ein paar Abläufe spendiert. Was sich insbesondere beim isländischen Wetter als gute Idee herausstellen wird. Dazu aber später mehr. Außerdem hat sich aufgrund der nun neuen Gewichtsverteilung das Handling im Gelände verbessert.
Ford Ranger Plug-in-Hybrid ist ein Bolide
Wer den Ford Ranger Plug-in-Hybriden als Asphalt-Cowboy tituliert, tut sowohl dem Fahrzeug als auch den Entwicklern unrecht. Denn die haben alles getan, dass der Bolide seine Kraft (207 kW/281 PS) nicht nur auf die Straße, sondern auch abseits des Wegs auf den Untergrund bringt. Und ja, dabei ist es fast egal, was sich gerade unter den Reifen befindet.
Macht auf dem Asphalt und abseits der Straße Spaß
Denn nachdem sich der Ford Ranger PHEV, in unserem Fall das Modell Stormtrak, vollkommen unaufgeregt über Stadt- und Landstraßen hat lenken lassen, geht es ins Gelände. Und hier zeigt der Aushilfs-Stromer erst recht, was in ihm steckt. Tatsächlich geht es auf der Tour eben nicht nur über Stock und Stein. Ob durch Bäche, bis zu 80 Zentimeter sind kein Problem, durch Matsch oder Lavageröll – der Ranger nimmt’s gelassen. Der Fahrer übrigens auch. Dank entsprechender Fahrmodus-Einstellungen braucht es dafür keinerlei Vorkenntnisse. Und da die Kraft der zwei Herzen, in dem dann vorzugsweise das elektrische, das Drehmoment ohne Verzögerung auf die Fahrbahn auf die Spur bringt, fährt sich der Pick-up auch dort vollkommen unaufgeregt. Das maximale Drehmoment liegt hier bei 697 Newtonmeter bei 2.500 U/min. Ein neuer Bestwert für den Ranger. Das 100-Prozent-Sperrdifferenzial hinten kommt dann zum Tragen, wenn’s wirklich anspruchsvoll wird. Festfahren war jedenfalls gestern.
Ford Ranger ist als Nutzfahrzeug homologiert
Wer dann nach einer eingehenden Reinigung wieder auf der Straße ist, genießt die Annehmlichkeiten des Ford Ranger PHEV. Denn ja, Asphalt-Cowboy ist auch möglich, mit allen Annehmlichkeiten, die ein moderner Pkw zu bieten hat. Pkw? Richtig wäre eher Truck. Denn Ford hat den neuen Ranger als Nutzfahrzeug homologieren lassen. Am Fahrspaß ändert das nichts.
Laut wird im Ranger höchstens das B&O-Soundsystem
Das 10-Gang-Automatikgetriebe schaltet zuverlässig und der Ranger gleitet dahin. Die Insassen, vorne wie hinten, genießen das großzügige Platzangebot und die Laufruhe. Wenn’s lauter werden soll, muss dafür schon das Kommunikations- und Entertainmentsystem Ford Sync 4 herhalten. Dreh- und Angelpunkt ist hier der vertikal verbaute 12-Zoll-Touchscreen, der auch für die Navigation und weitere Auswahlmöglichkeiten verantwortlich ist. Für den Hörgenuss ist dann ein B&O-Soundsystem mit zehn Lautsprechern verantwortlich.
Pro Power Onboard für Strom abseits der Infrastruktur
Zum Glück gibt es neben den Tasten am Multifunktionslenkrad aber auch noch einen Drehknopf in der Mittelkonsole, der dafür sorgt, dass der Fahrer alles im Griff hat. In dem Fall sind das die bereits angesprochenen Fahrmodi für den Ausflug ins grobe Terrain. Fürs Grobe – oder auch für die Freizeit – ist der Plug-in-Hybrid auch an anderer Stelle gut gerüstet. Dafür haben sich die Entwickler von Ford etwas Besonderes einfallen lassen. Denn die Batterie sorgt nicht nur ausschließlich für besseren und saubereren Vortrieb. Je nach Ausstattungsvariante Serie oder optional zubuchbar gibt es auf der linken Seite der Ladepritsche. Pro Power Onboard hat Ford diese Funktion getauft.
Bis zu zwei Steckdosen neben der Ladefläche
Dahinter verbirgt sich entweder eine oder auch zwei Steckdosen: Das 2,3-kW-System eignet sich dabei für den Freizeitgebrauch. Mit ihm lassen sich beispielsweise auf einem Wochenendausflug mehrere E-Bikes laden und ein tragbarer 5-Watt-Kühlschrank betreiben. Die 6,9-kW-Variante erfüllt mit zwei zusätzlichen 15-Ampere-Anschlüssen im Bereich der Ladefläche, die jeweils 3,45 kW abgeben können, auch anspruchsvollere Bedürfnisse aus dem gewerblichen Bereich. Sie liefert ausreichend Strom für eine kleine Baustelle. Wobei diese Nutzung zulasten der ohnehin schon knappen elektrischen Reichweite geht. „Der Ranger Plug-in-Hybrid kann alles, was jeder Ranger kann. Darüber hinaus bietet er dank des vielseitigen Elektroantriebs mehr Drehmoment denn je und weitere Vorteile wie das lokal emissionsfreie Fahren und das Laden elektrischer Geräte auch an entlegenen Orten“, erklärte Hans Schep, Geschäftsführer von Ford Pro Europa.
Mit dem Anhänger-Rückfahr-Assistenten rangieren
Zu guter Letzt lässt sich am Ford Ranger PHEV einiges hinten anhängen. In Island war das etwa ein Trailer mit zwei großen Strohballen. Dass das Ziehen dieses Hängers für den Boliden keine Herausforderung darstellt, ist nicht weiter verwunderlich. Und doch konnte Ford mit einer Überraschung aufwarten: Der Anhänger-Rückfahr-Assistent, Pro Trailer Backup Assist, genannt, soll auch weniger geübten Fahrern die Angst vorm Rückwärtsfahren nehmen: Mit dem Helferlein lässt sich das Gespann über den 12-Zoll-Zentralbildschirm und mittels eines Drehkopfs im Lenkrad rangieren. Rein der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass zu den serienmäßigen Fahrerassistenzsystemen zudem Pre-Collision-Assist, Fahrspur-Pilot und eine Rückfahrkamera gehören.
Für wen der Kompromiss beim Ford Ranger PHEV taugt
Wie bereits angedeutet, liegt die reinelektrische Reichweite laut WLTP-Zyklus laut Ford bei 43 Kilometer. Wer also eher kürzere Strecken fährt, für den könnte sich der Plug-in-Hybrid zumindest ökologisch rechnen. Bei allen anderen stellt sich die Frage, ob sich nicht doch die V6-Turbodiesel-Variante anbietet – selbst wenn der PHEV noch mehr Drehmoment entwickelt. Denn die von Ford aufgemachte Beispielrechnung, wonach der Hybrid-Nutzer mit etwa 80 Kilometer Fahrstrecke am Tag im Jahr rund 1.000 Euro an Kosten spart, dürfte für meisten Nutzer nicht aufgehen. Das liegt allein schon daran, dass sie keinen günstigen Gewerbestrom laden können.
Diese Modelle gibt es vom Ford Ranger PHEV derzeit
Die Basis markiert mit 44.690 Euro der XLT, der für die Baustelle gedacht ist. Die gehobenere Version Wildtrak mit sportlicherer Ausrichtung schlägt mit 52.290 Euro zu Buche. Der Stormtrak als exklusive Sonderedition mit Premium-Ausstattung kostet laut Liste 57.990 Euro (alle Preise netto).
Ford Ranger PHEV (2025)
- Viertüriger, fünfsitziger Pick-up der 1-Tonnen-Klasse mit Plug-in-Hybrid
- Länge: 5,35 Meter
- Breite: 1,92 Meter (mit Außenspiegel: 2,21 Meter)
- Höhe: 1,87 Meter
- Radstand: 3,27 Meter
- Anhängelast gebremst: 3.500 Kilogramm
- Nutzlast: 940 – 973 Kilogramm
- Laderaumabmessung (L x B x H): 1,64 x 1,22 x 0,5 Meter
- 2,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner und E-Motor
- Systemleistung: 207 kW/281 PS
- Maximales Drehmoment: 697 Nm bei 2.500 U/min
- Allradantrieb
- 10-Gang-Automatik
- Vmax: 180 km/h
- Normverbrauch: 3,2 l/100 km
- CO₂-Ausstoß: 72 g/km
- Akkugröße: 11,8 kWh
- E-Reichweite: 43 Kilometer
- Ladedauer AC: 4 Stunden