Test Porsche Taycan 4: Allrad, Leistung, Reichweite

Fahrbericht Porsche Taycan 4
Mehr Traktion gleich mehr Fahrspaß?

Allrad, Leistung, Reichweite: Der Porsche Taycan 4 ergänzt die Modellpalette mit Allradantrieb. Wie er sich gegen den Hecktriebler schlägt, zeigt unser Fahrbericht aus Lappland – mit Wintertest und Bildergalerie.

Porsche Taycan 4 2025
Foto: Porsche

Ein Taycan ist nicht gleich ein Taycan. Nachdem Porsche die erste Generation des viertürigen Elektrosportlers Ende 2019 vorgestellt hatte, folgte 2024 die aktuell erhältliche Neuauflage. Deren bisherige Einstiegsvariante als Limousine mit Hinterradantrieb – schlichtweg nur Taycan genannt – bekommt nun eine Alternative: den Taycan 4. Bei ihm steht die "4" für die Anzahl der angetriebenen Räder.

Mehr Traktion, mehr Leistung, bessere Beschleunigung

Während beide mit der optionalen und von uns gefahrenen Performance-Batterie-Plus (Aufpreis: 4.790 Euro) (alle Preise netto) maximal 435 PS leisten, bringt der Allradantrieb einige Vorteile mit sich. Das für die Durchzugskraft wesentliche Drehmoment liegt beim Taycan 4 bei 610 Newtonmeter (Nm). Der Hecktriebler muss mit 420 Nm auskommen. In Kombination mit der naturgemäß höheren Traktion von vier angetriebenen Rädern gelingt der Sprint aus dem Stillstand auf Tempo 100 in 4,6 statt 4,8 Sekunden. Und das für einen Preisunterschied von 3.950 Euro – der Taycan 4 startet bei 89.244 Euro.

Wintertest in Lappland: So fährt sich der Taycan 4 auf Schnee

Da beide maximal 230 km/h schnell fahren, mag der Mehrwert bei einem ersten Blick auf die reinen Zahlen nicht offensichtlich sein. Doch ein Allradantrieb ist vor allem dann fahrstabiler, wenn die Haftung nachlässt. Sei es durch losen Untergrund, Nässe oder Eis und Schnee. Deshalb gab uns Porsche die Gelegenheit, den Taycan 4 im skandinavischen Winter zu fahren. Die Schauplätze: Verschneite Straßen rund um den Ort Levi. Und das dort beheimatete Porsche Arctic Driving Experience Center.

Porsche Taycan 4 2025
Porsche

Die technisch nicht vollständig vermeidbaren Nachteile eines Allradantriebs hält Porsche in überschaubaren Grenzen.

Porsche Arctic Driving Experience: Driften auf Eis und Schnee

Auf einem überfrorenen und schneebedeckten Sumpfgebiet präpariert der Sportwagenhersteller dort jeden Winter Fahrdynamikstrecken. Angefangen von breiten Kreisflächen über Slalombahnen bis hin zu Handlingkursen. Letztere führen wie kleine Rennstrecken kurvenreich durch die weiße Landschaft. Unter Anleitung von Instruktoren können Kunden hier ab 5.882 Euro in mehrtägigen Kursen nicht nur ihr eigenes Limit erfahren – sondern auch das verschiedener Modelle. So wie wir das des Taycan 4.

Fahrdynamik: Allrad vs. Heckantrieb im Vergleich

Wer das PSM (Porsche Stabilitäts-Management) durch einen mindestens vier Sekunden langen Knopfdruck auf die entsprechende Taste abschaltet, muss sich gehörig in Acht nehmen. Zu ungestüm aufs Fahrpedal getreten, drehen auch vier angetriebene Räder auf Schnee durch. Mit mehr Gefühl lässt sich der Allradler nach etwas Eingewöhnung im Drift um die breiten Kurven zirkeln. Bemerkenswert ist, wie das in der Zwischenstufe – dem Sport-Modus des PSM – ebenfalls gelingt. Mit deutlich geringerer Gefahr, derlei Aktionen mit einem Dreher vorzeitig zu beenden.

Porsche Taycan 4 2025
Porsche

Vorne ist viel Platz.

Sicherheit auf Schnee: Warum Allrad Vorteile bringt

Zum Vergleich durften wir auf dem für die Öffentlichkeit geschlossenen Gelände auch den Taycan mit Heckantrieb fahren. Ohne PSM ist er sehr schwer beherrschbar. Die Hinterräder drehen rasch durch. Dreher in zügig gefahrenen Kurven sind kaum vermeidbar. Mit eingeschaltetem PSM bestehen diese Gefahren nicht. Die Fahrten werden dann aber deutlich gemächlicher als bei der neuen Allrad-Variante.

Allrad kostet Reichweite – aber nur wenig

Ein aktives PSM ist für den Straßenverkehr der relevanteste Zustand. Auf schneebedeckten Straßen beschleunigt der Taycan trotz mitteleuropäischer Winterreifen auch in Lappland souverän. Diese müssen, anders als in Skandinavien üblich und in Deutschland mit wenigen Ausnahmen verboten, ohne Spikes auskommen. Wer also in schneereichen Regionen wohnt oder häufig in diesen unterwegs ist, für den ist der Taycan 4 die wesentlich bessere Wahl als der Hecktriebler.

Verbrauch und Reichweite: Wie effizient ist der Taycan 4?

Die technisch nicht vollständig vermeidbaren Nachteile eines Allradantriebs hält Porsche in überschaubaren Grenzen. Die für die Vorderachse zuständige Elektromotor-Einheit fordert mit 80 zusätzlichen Kilogramm ihren Tribut, treibt so das Leergewicht auf 2.325 Kilogramm. Da sie aber automatisch entkoppelt und bei Bedarf innerhalb von Millisekunden wieder zugeschaltet wird, hält sich der Mehrverbrauch in Grenzen: 17,7 kWh verbraucht der Taycan 4 nach WLTP, 17,0 kWh der Taycan mit Hinterradantrieb (jeweils mit Performance-Plus-Batterie). Die Reichweite reduziert sich um 35 Kilometer auf 643 Kilometer, ebenfalls nach WLTP-Norm.

Porsche Taycan 4 2025
Porsche

17,7 kWh verbraucht der Taycan 4 nach WLTP, 17,0 kWh der Taycan mit Hinterradantrieb.

Laden mit bis zu 320 kW: Schnell zurück auf die Straße

Unabhängig vom Antrieb überzeugt der Taycan mit seiner hochwertigen Verarbeitung, seinem Komfort und seiner Langstreckentauglichkeit. Vor allem ist seine Schnelladefähigkeit von bis zu 320 kW an geeigneten Gleichstrom-Ladesäulen hervorzuheben. So vergehen nur 18 Minuten, um die Batterie von 10 auf 80 Prozent ihrer nutzbaren Kapazität zu l[Link auf https://www.firmenauto.de/who-is-who/automarken/]aden. Fast noch beeindruckender ist die Tatsache, dass sich im Bestfall Strom für 272 Kilometer in zehn Minuten in der Batterie speichern lassen.

Platzangebot: Sportlich, aber nicht geräumig

Zu den Schwächen zählt das für ein Oberklasse-Modell maue Platzangebot im Fond und im hinteren Kofferraum. Zwar finden Passagiere auf den hinteren Sitzen ausreichend Beinfreiheit. Allerdings sollten sie nicht über etwa 1,80 Meter groß sein. Denn das coupéhaft abfallende Dach der Limousine schränkt den Raum nach oben deutlich ein.

Fazit: Allrad oder Heckantrieb – für wen lohnt sich der Taycan 4?

Wer den Taycan hauptsächlich auf trockenen Straßen nutzt, bekommt mit der Basisversion einen puristischen Fahrspaß. Doch für alle, die auch bei schlechtem Wetter oder im Winter sicher und sportlich unterwegs sein wollen, lohnt sich der Umstieg auf den Taycan 4.

Porsche Taycan 4 – Technische Daten

Fünftürige, viersitzige Sportlimousine der Oberklasse; Länge: 4,96 Meter, Breite: 1,97 Meter (mit Außenspiegeln: 2,14 Meter), Höhe: 1,38 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraumvolumen: 407 + 84 Liter (Angaben für hinten/vorne)

E-Motoren mit 435 PS, Drehmoment: 610 Nm, 0-100 km/h: 4,6 s, Vmax: 230 km/h, Verbrauch: 17,7 kWh/100 km, Akkugröße: 97 kWh, Reichweite: 643 km (WLTP), Ladeleistung: 320 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 18 Minuten, AC: 0-100 % in 11 Std.

Preis: ab 89.244 Euro

Kurzcharakteristik

Warum: doppelte Traktion, die sich insbesondere bei Nässe und im Winter auszahlt.

Warum nicht: der sechststellige Einstiegspreis reduziert die Kundengruppe

Was sonst: Audi e-tron GT, BMW i5 M60 xDrive Limousine, Lotus Eletre, Rimac Nevera, Maserati Gran Turismo Folgore

Wann kommt er: ab sofort