Tesla in der Krise: Musk, Konkurrenz & Zukunft

Image-Probleme und sinkende Absätze
Tesla verliert (Firmen-) Kunden

Tesla unter Druck: Imageprobleme, schwache Zahlen und neue Konkurrenz setzen Elon Musk zu. Immer mehr Firmenflotten verabschieden sich von der Marke – droht Tesla der Absturz?

Tesla Model Y 2025
Foto: Tesla

Es gab Zeiten, da haben sie ihn gefeiert wie einen Messias: Als ein schüchterner Tesla-Chef Elon Musk 2012 in Los Angeles das Model X präsentierte, reagierten die Fans wie auf einem Rock-Konzert, und der Jubel kannte kaum mehr Grenzen. 13 Jahre später ist der 53-Jährige rhetorisch gewandter und zum perfekten Show-Star gereift, doch dafür haben sich seine Fans gewandelt. Denn wenn der mittlerweile reichste Mann der Welt heute auf der Bühne steht, lebt er die große, bisweilen auch sehr zweifelhafte Pose, aber im Publikum stehen nicht mehr die elektrisierten Fan-Boys der Mobilitätswende, sondern die eingefleischten Trump-Wähler und es geht nicht mehr um Autos, die Elektromobilität oder das Klima, sondern ums große Ganze der Politik in Amerika und dem Rest der Welt. Und zwar bisweilen von der irren und wirren Sorte.

Musks politische Statements verärgern viele Tesla-Kunden

Schon mit der Twitter-Übernahme und seinem Umgang mit Meinung und Wahrheit hat Musk viele Tesla-Fans verschreckt. Und mit seinem Engagement erst für Trump und dann für die europäischen Rechten bis hin zu Alice Weidel und ihrer AfD stößt er noch mehr Kunden vor den Kopf. Das Internet ist deshalb voll von Protest-Reaktionen und die Online-Shops laufen über vor Aufklebern wie "Ich habe dieses Auto gekauft, bevor Elon verrückt wurde", mit denen sich die Fahrer vom Firmenchef distanzieren.

Firmenflotten verabschieden sich von Tesla

"Elon Musk ist längst ein Problem für die Marke geworden," urteilt Elektro-Papst Stephan Möller und rechnet insbesondere in Deutschland mit einem Absatzrückgang. Zumal die ersten Folgen bereits sichtbar sind: Firmenflotten wie die Drogeriekette Rossmann oder der Energieversorger Badenova trennen sich öffentlichkeitswirksam von ihren Teslas.

Tesla kämpft mit Absatzproblemen und enttäuschenden Zahlen

Das alles fällt in eine Zeit, in der es bei Tesla ohnehin schon alles andre als rund läuft: Die letzten Quartalsergebnisse haben die Analysten enttäuscht. Der so polarisierende, anfangs aber extrem begehrte Cybertruck mit seiner kantigen Edelstahlkarosse steht mittlerweile wie Blei und lässt sich aktuell nur mit großen Rabatten losschlagen.

Tesla Model Y 2025
Tesla

Zuletzt snd die Verkaufszahlen gesunken.

China drängt nach vorn: BYD und Co. holen Tesla ein

Die Konkurrenz ist unterdessen stärker geworden denn je. Aktuell sind das natürlich vor allem die Chinesen: BYD ist Tesla in den weltweiten E-Zulassungen dicht auf den Fersen, und kaum ein Quartal vergeht, in dem nicht ein neuer Herausforderer wie der Xpeng G6 oder der Hpytec HT gegen Model S, X, 3 oder Y ins Rennen geht und dabei in der einen oder andren Disziplin mehr Punkte macht als das Original.

Deutsche Hersteller greifen an: VW, Audi, BMW und Mercedes

Und da spielen die Deutschen noch gar nicht richtig mit. Denn lange haben sie in Stuttgart, Wolfsburg oder München dumm aus der Wäsche geschaut und in Schockstarre verharrt, anstatt das Rennen gegen Elon Musk aufzunehmen. Aber auch das ändert sich gerade: Der VW-Konzern hat mit dem ID.7 eine solide Antwort auf die bezahlbaren Varianten des Model 3 und mit dem Doppel aus Audi Q6 und Porsche Macan auf der neuen PPE Plattform schöpfen die Niedersachsen den Rahm im Model Y-Segment ab.

Neue Plattformen, bessere Akkus: Deutschland will Tesla schlagen

Und wenn zum Ende des Jahres Mercedes den neuen CLA als erstes E-Modell der nächsten Generation bringt und BMW mit der "Neuen Klasse" startet, wird es wieder ein bisschen ungemütlicher für Elon Musk. Denn mit neuen Plattformen, neuer Akku-Technik und erstmals auch mit einer eigenen, innovativen Software-Architektur wollen Stuttgart und München den einstigen Weltmeister mit seinen eigenen Waffen schlagen.

Musk verliert Fokus: Tesla braucht dringend eine neue Strategie

Tesla hat derzeit viel größere Probleme als die Irrungen und Wirrungen des Chefs, urteilt denn auch Jan Burgard, Chef des Münchner Strategieberaters Berylls by AlixPartners. Zwar räumt auch der Experte ein, dass ein politisch aktiver Chef polarisiert und damit auch potenzielle Kunden verschreckt. Und vor allem in Deutschland könne das zu Boykottaktionen führen.

Technologische Rückstände: Tesla verliert seinen Vorsprung

"Aber die Erfahrung lehrt, dass so etwas selten von Dauer ist." Und wenn große Flotten wie Sixt ihre Teslas ausmustern, geht es dabei nicht nur um weiche Faktoren wie Image, sondern auch um ganz reale Probleme bei Teileverfügbarkeit und Service.

Tesla muss sein Portfolio überarbeiten – und sich neu positionieren

Tesla sei mittlerweile an einem Punkt, an dem man sich intensiver um das Unternehmen kümmern müsse, als Musk das mit seinen vielen Interessen und Engagements leisten könne. So, wie er bei SpaceX Gwynne Shotwell als eigentliche Entscheiderin eingesetzt habe, müsste sich auch jemand bei Tesla des Tagesgeschäfts und vor allem der Strategie annehmen.

Kostengünstige Tesla-Modelle könnten die Marke retten

Denn autonome Autos hätten dem Tesla-Eigener Geld einbringen sollen, wenn der seinen Wagen nicht braucht und unterdessen einem Fahrdienst zur Verfügung stellt. "Nimmt man das autonomes Fahren allerdings heraus, weil es damit augenscheinlich nicht so recht voran geht, ist ein Tesla einfach nur ein Elektrofahrzeug, das sich dem Wettbewerb stellen muss", sagt Burgard.

Hat Tesla die Kraft für eine Zukunft ohne Musk?

"Da gibt es eine Menge zu tun", fasst Burgard zusammen und fürchtet, dass es dafür einen CEO in Vollzeit braucht. "Nebenher schafft das auch ein Elon Musk nicht." Früher habe der Tesla-Chef so lange gearbeitet und sogar in der Fabrik übernachtet, bis die Probleme behoben waren. "Aber das geht heute ja zeitlich überhaupt nicht mehr."