Ford elektrifiziert seine Nutzfahrzeugpalette konsequent weiter. Nach den größeren Modellen E-Transit und E-Transit Custom ist nun auch der kleinste Lieferwagen der Marke rein elektrisch unterwegs. Der neue E-Transit Courier soll sich damit für die „letzte Meile“, fürs Gewerbe und Serviceflotten positionieren. Wir haben das neue Einstiegsmodell in Barcelona getestet.
Optisch gibt sich der Courier eindeutig als Stromer zu erkennen. Die Front trägt einen geschlossenen Diamantgrill, flankiert von serienmäßigen LED-Tagfahrleuchten und einer durchgehenden Lichtleiste. Unter der Haube: kein Motor, sondern ein 44 Liter großer Frunk – ideal fürs Ladekabel.
Zwei Paletten? Kein Problem
Der E-Transit Courier bietet laut Hersteller 25 Prozent mehr Laderaum als sein Vorgänger. Der 2,9 m³ große Laderaum nimmt erstmals zwei Europaletten auf. Möglich macht das eine neu konstruierte Hinterachse, die 1,22 Meter Platz zwischen den Radkästen schafft. Die maximale Zuladung beträgt 700 Kilogramm, die Anhängelast 750 Kilogramm. Der Verbrenner kommt mit 170 kg weniger Nutzlast – allerdings muss man fairerweise erwähnen, dass sich diese auf 845 kg auflasten lässt. Clever auch die Option des umklappbaren Beifahrersitzes. Hier kann man durch eine Öffnung Gegenstände mit einer Länge von 2,6 Meter transportieren kann. Ohne Klappsitz sind es immerhin 1,8 Meter.
Alltagstaugliche Reichweite
Der E-Transit Courier fährt mit einem 136 PS (100 kW) starken Elektromotor, liefert 290 Nm Drehmoment und schafft bis zu 145 km/h in der Spitze. Seine Akkukapazität liegt bei 43 kWh, was laut Ford für bis zu 293 Kilometer Reichweite (WLTP) reicht. Bei unserer Testfahrt starteten wir mit 99 Prozent Batteriestand und einer angezeigten Reichweite von 276 Kilometern. Die Route: Stadtverkehr, Landstraße und Berganstiege, teilweise mit Regen. Während der Courier sich im Stadtverkehr als echtes Stromsparer zeigte und sich der Verbrauch bei 7 bis 8 kWh einpendelte, zeigte das Display in den Bergen rund um Barcelona bis zu 25 kWh an. Am Ende der Testfahrt lag der Verbrauch bei 15 kWh/100 km – ein guter Wert, zumal mit Zuladung und zwei Personen an Bord.
Schnellladen in 23 Minuten möglich
An der Wallbox lädt der Courier serienmäßig mit 11 kW (AC), was rund 5,3 Stunden dauert. Wer kann oder es eilig hat, lädt an der DC-Schnellladesäule mit bis zu 100 kW – in 23 Minuten von 10 auf 80 Prozent oder 100 Kilometer Reichweite in 10 Minuten. Darüber hinaus bietet Ford ein Jahr kostenlosen Zugang zum BlueOval Charge Network mit mehr als 800.000 Ladepunkten in Europa, danach werden drei Euro pro Monat fällig. Plug & Charge ist ebenfalls möglich.
Pkw-Komfort im Cockpit
Das Cockpit ist sehr übersichtlich, die wichtigsten Funktionen wie Klima oder Lautstärke lassen sich direkt bedienen. Dazu kommen viele Ablagen, die alle für den Fahrer gut erreichbar sind: viel Platz in den Türen, großes Handschuhfach und viel Raum in der Mittelkonsole, außerdem gibt´s optional eine induktive Ladeschale
Ein neues „Squircle“-Lenkrad mit der flachen Unterseite sorgt bei großen Fahrern für bessere Beinfreiheit. Serienmäßig ist beim E-Courier ein digitales 12-Zoll-Kombiinstrument samt zentralem 12-Zoll-Touchscreen mit dem aktuellen Sync-4-System an Bord – inklusive kabellosem Apple CarPlay und Android Auto. Die Menüführung ist klar strukturiert, Staumeldungen und Ladepunkte werden in Echtzeit angezeigt. Nach Ankunft fragt das System automatisch, ob ein Parkplatz oder eine Ladesäule gesucht werden soll.
Wie fährt sich der E-Courier?
Ford hat das Fahrwerk neu abgestimmt. Und der E-Motor bringt deutlich mehr Ruhe und Komfort mit als die vergleichbare Verbrennervariante. Die Lenkung ist direkt, das Ein-Pedal-Fahren lässt sich über den „L“-Modus aktivieren. Drei Fahrmodi passen das Fahrverhalten an. Selbst die 240 Kilo Zuladung im Testfahrzeug spürte man kaum – abgesehen von etwas mehr Bremsweg.
Ford Pro Telematics mit an Bord
Der E-Transit Courier ist in das Ford-Pro-Ökosystem eingebunden. Ein fest verbautes Modem erlaubt die Einbindung in Ford Pro Telematics, was Flottenmanagern Zugriff auf Ladezustand, Wartungsdaten, Position und Nutzung gibt. Bewegungsmelder im Laderaum, Notfallwarnungen bei Unfällen und Live-Daten sind zusätzlich verbaut.
35 Prozent weniger Wartungskosten
Die Wartungskosten sollen laut Ford um 35 Prozent unter denen vergleichbarer Diesel liegen. Die Serviceintervalle sind alle zwei Jahre fällig – ohne Kilometerbegrenzung. Bei einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometern beziffert Ford das Einsparpotenzial auf rund 1.300 Euro pro Jahr.
Preise: günstiger Einstieg, gute Ausstattung
Der Ford E-Transit Courier startet in der Ausstattungslinie Trend bei 27.227 Euro. Die von uns gefahrene Limited-Version lag bei 28.235 Euro netto – dafür gibt’s 12-Zoll-Touchscreen, Rückfahrkamera, Parksensoren vorn, LED-Rückleuchten, Leichtmetallräder und Klimaautomatik. Der vergleichbare Diesel ist zwar rund 20 Prozent günstiger, bietet aber weniger Ausstattung.
Technische Daten & Preise:
Kleiner, zweisitziger Stadtlieferwagen mit seitlicher Schiebetür und Flügeltüren am Heck; Länge: 4,34 Meter, Breite: 1,8 Meter (mit Außenspiegel: 2,07 Meter), Höhe: 1,83 Meter, Radstand: 2,63 Meter, Laderaumvolumen: 2,9 Kubikmeter, Nutzlast: 700 Kilogramm
E-Motor mit 100 kW/136 PS, Drehmoment: 290 Nm, Vmax: 145 km/h, Verbrauch: 17,2 kWh/100 km, Akkugröße: 43 kWh, Reichweite: 293 km (WLTP), Ladeleistung: 11 kW (AC)/100 kW (DC), Ladedauer AC: 10-100 % in 5:30 Std.; DC: 10-80 % in 23 Minuten
Preis: ab 27.227 Euro (Trend), 28.235 (Limited)