Ford Pro setzt auf vielfältige Aus- und Einbaumöglichkeiten
Verschiedene Längen, unzählige Aus- und Einbauvarianten, dazu alle gängigen Antriebsarten – aus diesen Zutaten will Ford Pro, wie sich die Nutzfahrzeugsparte des Herstellers selbst nennt, für Wohnmobil-Ausbauer ein schmackhaftes Menü zubereiten. Als Garnitur gibt es noch mehr Pkw-Feeling im Innenraum sowie alle dort gängigen Assistenzsysteme. Das geht von der Geschwindigkeits-Regelanlage über den Kreuzungsassistenten, den Parkpiloten, die Verkehrsschilderkennung und die Rückfahr-Notbremsfunktion bis zum Ausstiegswarner gegen Türöffner-Unfälle – und vieles mehr.
Assistenzsysteme erleichtern ungeübten Fahrern das Handling großer Fahrzeuge
Diese elektronischen Helfer sind bei Kunden, die lediglich in den wenigen Ferienwochen derart ungewohnt große Fahrzeuge bewegen, noch wichtiger als bei der klassischen Handwerker-Klientel, die den Transporter alltäglich durch den Verkehr bewegt. Natürlich darf auch ein solides Entertainmentsystem nicht fehlen, das bei der Arbeit oder der Fahrt in den Urlaub für gute Laune sorgt. Dazu bekamen die Basisfahrzeuge Transit und Transit Custom zusätzliche, 12 beziehungsweise 13 Zoll große Zentraldisplays, über die sich die gesamte Elektronik des Fahrzeugs steuern lässt.
Konnektivität und Fernwartung: 5G-Modem bringt Vorteile für Flotten
Als gutes Verkaufsargument kann sich das 5G-Modem erweisen, das in allen Ford-Campern eingebaut wird. Damit lassen sich etwa Software-Updates „over-the-air“, also ohne Werkstattbesuch, aufspielen. Außerdem macht das Modem die Fahrzeuge fernwartungstauglich, Fehler lassen sich übers Internet auslesen und – im besten Fall – auch beheben. Für Flottenbetreiber wie Wohnmobilvermieter eröffnet sich die Möglichkeit, jederzeit über den Fahrzeugzustand Bescheid zu wissen und so beispielsweise Werkstattbesuche besser planen zu können. Angenehmer Nebeneffekt der vielen elektronischen Zusatzfunktionen für den Hersteller: Für viele Features wird ein hochrentabler Aufschlag fällig.

Der große Transit wird für den Camper-Ausbau vorerst nur mit dem Dieselmotor wie im "Custom" angeboten
Ford Pro gewinnt im Campermarkt wieder Marktanteile
Nach einem gewissen Rückgang im vergangenen Jahrzehnt hat es Ford Pro geschafft, bei kleineren und mittleren Betrieben und insbesondere bei den Wohnmobil-Aufbau-Spezialisten in Europa wieder Boden gutzumachen. Vom Camper-Boom nach den Coronajahren profitierte Ford mehr als andere Hersteller. Sebastian Thomas, Manager Commercial Vehicle Conversions and Camper bei Ford Pro, beschreibt den Erfolg seines Unternehmens so: „2024 dienten rund 10.000 Nutzfahrzeuge von Ford Pro als Basisfahrzeuge für Reisemobile – also mehr als jede achte verkaufte Einheit. In diesem Jahr ist der Wohnmobilmarkt in Deutschland leicht geschrumpft – minus 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr – wobei Ford Pro seinen Absatz stabilisieren, damit den Marktanteil auf knapp 14 Prozent etwas ausbauen und auf den zweiten Platz klettern konnte.“ Die Nummer eins bleibt Fiat mit dem Ducato und einem Marktanteil im Bestand von 42,6 Prozent. Immerhin gelang es Ford, die VW-Transporter zu überholen und die übrigen Erzeugnisse von Stellantis (Peugeot, Citroen) sowie von Mercedes auf Abstand zu halten.
Transit Custom: Kompakte Abmessungen für vielseitige Camperlösungen
Die kleinere Transit-Version heißt „Custom“ und spielt in der 1,0-Tonnen-Nutzlastliga (3,5 Tonnen Gesamtgewicht). Er wurde Ende 2023 komplett erneuert und läuft – wie der große Bruder Transit (2,0 Tonnen Nutzlast, bis zu 4,3 Tonnen Gesamtgewicht) – im türkischen Ford-Werk in Gölcük vom Band. Ford bietet den Custom als Basisfahrzeug für Freizeitmobile entweder in 5,05 Meter (L 1) oder 5,45 Meter (L 2) Länge an. Die Höhe liegt bei 1,98 Metern, die Breite bei 2,03 Metern (mit Spiegeln: 2,27 Meter). Die Serienhöhe bietet Steh-Maß, kann jedoch als unverbindlich betrachtet werden, denn ein Hub- oder Aufstelldach wird den Custom als Campingmobil auf jeden Fall zieren.
Breite Antriebsauswahl: Diesel, Plug-in-Hybrid und bald auch elektrisch
Bei den Antrieben greift Ford für das Wohnmobilangebot umfänglich ins Konzernregal. Der Custom kann derzeit mit Dieselmotor oder als Plug-in-Hybrid bestellt werden, der vollelektrische soll Mitte nächsten Jahres folgen und die gleichen Werte wie im reinen Nutzfahrzeug aufweisen. Den 2,0 Liter großen Vierzylinder-Diesel gibt es in vier Leistungsstufen: mit 81 kW/110 PS, 100 kW/136 PS, 110 kW/150 PS oder 125 kW/170 PS. Die Verbräuche im Basisfahrzeug liegen (nach WLTP) zwischen 6,8 und 11,1 l/100 km.

Die kleinere Transit-Version heißt „Custom“ und spielt in der 1,0-Tonnen-Nutzlastliga (3,5 Tonnen Gesamtgewicht).
Effiziente Plug-in-Hybridtechnik für mehr Reichweite und Flexibilität
Im Plug-in-Hybrid leistet ein 2,5 Liter großer Vierzylinder-Benziner seinen Dienst in Zusammenarbeit mit einem 112 kW/152 PS starken E-Motor. Die 11,8 kWh-Batterie soll für eine elektrische Reichweite von 55 Kilometern sorgen. Die Gesamtleistung liegt bei 171 kW/233 PS, der Verbrauch zwischen 3,8 und 4,0 l/100 km. Der Plug-in-Hybrid hat Frontantrieb und verfügt über ein stufenloses CVT-Getriebe, auf Wunsch mit Sperrdifferenzial; der Diesel lässt sich als Automatik mit Allradantrieb kombinieren – interessant etwa für Standfahrer zwischen St. Peter-Ording und der Algarve oder für Wintercamper. Die Antriebe verrichten in den Basisfahrzeugen leise und unaufdringlich, aber dennoch kraftvoll ihren Dienst.
Großer Transit mit robustem Tiefrahmen-Fahrgestell für lange Aufbauten
Der große Transit wird für den Camper-Ausbau vorerst nur mit dem Dieselmotor wie im Custom angeboten. Im Transit leistet er 96 kW/130 PS oder 121 kW/165 PS. Die Motorkraft findet ihren Weg über ein Sechsgang-Handschaltgetriebe zu den Vorderrädern oder über eine Automatik wahlweise auch an alle vier Räder. Der Clou des Basis-Transits für die Ausbauer ist das Tiefrahmen-Fahrgestell, das bis zu 6,37 Meter lang sein kann und „nackt“ ausgeliefert wird.

Mit seinen Nutzfahrzeugen verdient Ford gutes Geld.
Fahreindrücke: Transit Custom überzeugt auf Straße und Teststrecke
Bei Fahrten auf den diversen Teststrecken in Lommel konnten vor allem die Custom-Versionen des Transits durch stoische Spurtreue auf holprigen Fahrbahnen und Kopfsteinpflaster überzeugen. Im Handlingkurs zeigt sich das Fahrzeug agil, neutral und angenehm ruhig, dank aufwändiger Achskonstruktionen und guter Fahrwerksabstimmung. Sehr gut schlagen sich die allradgetriebenen Transits in leichterem Gelände sowie auf Sand- und Schotterpisten.
Transit spürbar älter als der Custom, aber fahrstabil und verlässlich
Das Hochgeschwindigkeitsoval ist nicht unbedingt das Stammterrain für ein Camping-Basisfahrzeug, doch auch hier zeigt sich der Transit – sogar in der großen Version – stabil und spurtreu. Allerdings wird bei diesem zuletzt 2019 renovierten Modell deutlich, dass es älter ist als sein Custom-Pendant. Die Hinterachse wird zwar inzwischen von einer Blattfeder aus Glasfaserkunststoff gefedert, bleibt aber weiterhin starr.








