Wer setzt Maßstäbe? Mercedes CLA vs. BMW Neue Klasse

Welcher Hersteller setzt die Maßstäbe?
Mercedes CLA vs. BMW Neue Klasse

Mercedes enthüllt den neuen CLA, BMW setzt auf die Neue Klasse. Zwei Konzepte, eine Mission: Premium neu definieren. Alle Infos und Bildergalerie zum großen Duell mit Signalwirkung.

Mercedes CLA 2025
Foto: Mercedes

Das Rad, das sie grade in Stuttgart und München drehen, könnte kaum größer sein. Denn wenn sie bei Mercedes vom CLA sprechen, dann ist regelmäßig vom wichtigsten Modell dieser Jahre die Rede und von der bedeutendsten Produktoffensive der Dekade. BMW-Entwicklungschef Frank Weber stempelt die Neue Klasse gar zum vielleicht wichtigsten Modell der Firmengeschichte.

Mehr als nur ein Modellwechsel

Natürlich ist das wie immer ein bisschen übertrieben. Aber selbst, wenn das Marketing gerade mächtig Dampf abbläst, sind die beiden Neuheiten aus Schwaben und Bayern deutlich mehr als einfach nur neue Autos. Sie stehen für neue Fahrzeuggenerationen, für neue Ansätze in Entwicklung und Konstruktion und für ein wiederentdecktes Selbstbewusstsein, das die gebeutelte deutsche Automobilindustrie ein wenig aufrichten könnte.

Erwartungen an die neuen Modelle

Die Erwartungen an die beiden Autos könnten größer kaum sein, sagt deshalb auch der deutsche E-Fluencer Stefan Moeller von Nextmove und hofft auf mehr als einfach nur den üblichen Fortschritt beim Generationswechsel. "Bei Reichweite, Effizienz und Ladeperformance steht uns da endlich mal wieder ein Sprung ins Haus."

Neue Technologien für mehr Effizienz

Möglich machen das hier wie dort 800 Volt-Architekturen, maximale Windschlüpfrigkeit und effizientere Antriebe denn je. BMW verspricht deshalb 30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden und 25 Prozent mehr Effizienz. Mercedes spricht stolz vom "Ein-Liter-Auto" für die Generation E. Denn im besten Fall kommt der CLA auf einen Verbrauch von 12,2 kWh und schafft mit seiner 85,5 kWh großen Batterie eine Normreichweite von 792 Kilometern. Auch BMW nennt noch keine konkreten Zahlen, spricht aber von einem Verbrauch "um die 12 kWh".

Mercedes CLA 2025
Mercedes

Erstmals setzen die Schwaben 800-Volt-Technik ein.

Mercedes legt vor

Wie weit Mercedes und BMW am Ende wirklich springen, wird sich bald zeigen, wenn beide Modelle auf der Straße sind. Doch den ersten Etappensieg erringt Mercedes und kommt BMW zumindest mit der Premiere ein halbes Jahr zuvor. Denn während die Bayern den Spannungsbogen noch bis zur IAA im September halten müssen, hat Mercedes jetzt die Katze aus dem Sack gelassen und in Rom seinen neuen Hoffnungsträger enthüllt. Und wo die BMW-Kunden frühestens zum Jahreswechsel im Auto sitzen dürfen, will Mercedes-Chef Ola Källenius den CLA schon für die großen Ferien bereitstellen.

Software-Architekturen als Gamechanger

Technisch machen beide einen großen Sprung – nicht nur mit dem Elektroantrieb, sondern auch bei der Elektronik. Denn in beiden Autos läuft auch das jeweils erste eigene Betriebssystem, bei dem Dutzende, oft Hunderte Controller eines Fahrzeugs in wenigen Zentralrechnern zusammengefasst werden. Das gibt dem Hersteller größere Hoheit gegenüber den Zulieferern sowie eine bessere Chance zur Vernetzung und bedeutet für die Kunden mehr Upgrades und Updates. "Das Auto wird nicht mehr älter, sondern wie ein guter Wein über die Jahre nur besser", sagt Källenius.

BMW setzt auf Panoramic Vision

Bei BMW wollen sie es dabei nicht belassen: Ja, auch der CLA macht einen weiteren Schritt bei der Digitalisierung und bekommt jetzt einen Bildschirm, der sich (fast) durchs ganze Cockpit spannt. Doch BMW denkt die Bedienung 20 Jahre nach der Erfindung des iDrive mal wieder komplett neu und baut dafür das Panoramic-Vision-Display ein – eine Projektionsfläche, die sich über den gesamten unteren Rand der Windschutzscheibe spannt.

BMW Studie 2025
BMW

BMW s Neue Klasse gibt es bislang nur als Studie.

Ein Duell mit vielen Facetten

Zwar wirkt das Aufeinandertreffen von CLA und Neuer Klasse wie das Duell zweier Einzelkämpfer, doch ausgetragen wird der Titelkampf als Mannschaftsspiel, in dem sich hier wie dort mehrere Modelle bewähren müssen. BMW startet mit einem SUV als Nachfolger des iX3, danach folgt eine Limousine im Format des Dreiers. Mercedes wird nach dem CLA einen Shooting Brake sowie zwei SUVs als Nachfolger für GLA und GLB bringen.

Deutsche Autoindustrie mit neuem Selbstbewusstsein

Mercedes oder BMW; MMA oder Neue Klasse – egal, wer am Ende besser dasteht, sendet der Klassenkampf im deutschen Süden auch ein wichtiges Signal an den Rest der Welt. Lange abgeschrieben, meldet sich die deutsche Autoindustrie zurück und nimmt mit neuem Mut und besseren Karten denn je wieder den Wettkampf gegen Tesla und die Chinesen auf.

Herausforderungen durch den chinesischen Markt

Wobei Experten wie Arthur Kipferler vom Strategieberater Berylls by AlixPartners in München kein ganz so schwarz-weißes Bild zeichnen wollen: "Natürlich gab es viele Schlagzeilen über die technologische Überlegenheit der Chinesen im Vergleich zu den Deutschen", räumt er ein. Und zumindest in China sehen auch die Verkaufszahlen entsprechend aus: Deutsche schrumpfen, Chinesen wachsen.

Premium-Kampf in Europa und den USA

Ob CLA oder Neue Klasse diesen Trend umkehren können? Dafür springen sie dann vielleicht nicht weit genug oder sind am Ende einfach zu teuer. Denn natürlich werden sich BMW und Mercedes ihre Innovationen auch bezahlen lassen und sich nicht auf einen ruinösen Preiskampf einlassen wollen oder können. Doch zumindest in Europa und den USA könnte die Rechnung aufgehen, sagt Kipferler: "Dort sind die Eintrittsbarrieren viel höher, und dazu gehören ganz sicher nicht nur die Einfuhrzölle."

Die Zukunft der Elektromobilität

Zwar zollt E-Fluencer und Nextmove-Chef Moeller den süddeutschen Premiumanbietern ehrlichen Respekt für den großen Entwicklungssprung und billigt BMW und Mercedes zu, etwas vom Rückstand gegenüber den Chinesen wett gemacht zu haben. Doch "die große Rettung" für die deutsche Autoindustrie oder gar die Elektromobilität in Deutschland sei das nicht. "Dafür braucht es vor allem bezahlbare Elektroautos", sagt der Experte. Doch auch hier tut sich langsam etwas: "Mit Autos wie dem VW ID.2 und ID.1 sieht es nicht mehr ganz so dunkel aus für die Automobilnation Deutschland."