Freisprecheinrichtung So funktioniert Bluetooth

Boutooth Foto: Hanno Boblenz

Ihre Freisprecheinrichtung sortiert Kontakte plötzlich nach Vornamen? Und mit das Musik-Streamen klappt auch nicht richtig? Wenn sich Smartphone und Autoradio nicht richtig verstehen, liegt es am falschen Bluetooth-Profil. Wir sagen, worauf Sie achten müssen.

Neulich in  einem Mitsubishi Baujahr 2013: iPhone an das DVD-Naviradio koppeln? Kein Problem, schließlich prangt ja auch das Bluetooth-Logo groß drauf. Telefonieren? Fehlanzeige. Die Sprachsteuerung verlangt nach »Einträgen im Fahrzeugtelefonbuch«, die wir nicht umständlich angelegt hatten. Und eine Tastatur zum Nummern wählen ist nicht vorhanden. Also kann man mit dem Mitsubishi-System nur Gespräche entgegen nehmen.

Viele Fahrer von Firmenwagen klagen darüber, dass sich Auto und Smartphone nicht richtig verstehen. Mal wird das Telefonbuch nicht übertragen, mal klappt es nicht mit dem Zugriff auf die Musikdateien.

Bluetooth sollte man gleich beim Kauf mitbestellen
Das Problem ist fahrzeugübergreifend. Denn inzwischen bieten Autohersteller Freisprecheinrichtungen ab Werk an. Die haben den Vorteil, dass sie komfortabel ins Bedienkonzept des Fahrzeugs integriert sind und zum Beispiel eine Steuerung per Lenkradfernbedienung oder Display und Mittelkonsolen-Controller unterstützen.

Für Freisprecheinrichtungen kommen heute vor allem zwei Übertragungswege zum Einsatz: das Handsfree Profile (HFP) und das SIM Access Profile (siehe Kasten). Beim HFP funkt das Handy die Daten, beim SIM Access Profile ist die Funktechnik ins Fahrzeug eingebaut. Letzteres ist vor allem dann sinnvoll, wenn das Auto ohnehin mit einem Mobilfunk-Modul ausgestattet ist, das etwa internetbasierte Verkehrsmeldungen empfängt oder Notruf-Funktionen und ähnliches übernimmt.

Auf HFP basierende Systeme sind erheblich günstiger (100 bis 250 Euro für eine reines Freisprechen gegenüber 600 bis 900 Euro für ein fest installierte Telefon-Elektronik), weil dafür im Fahrzeug keine Mobilfunktechnik eingebaut sein muss. Viele Autohersteller bezeichnen diese Variante schlicht als Bluetooth-Schnittstelle.

Wer sich aus Kostengründen für ein solches System entscheidet, sollte allerdings eine Lösung wählen, bei der trotzdem eine Anbindung an eine externe Mobilfunkantenne gewährleistet ist. Denn ein im Fahrzeug funkendes Handy führt zu einer hohen elektromagnetischen Belastung der Insassen. Außerdem leidet die Verbindungsqualität. Mit der Folge, dass man sein gegenüber nur schlecht versteht, weil der Großteil der Funksignale vom Blechkleid des Autos abgeschirmt werden.

Antenne? Fehlanzeige

Die früher übliche, klassische Antennenbuchse zum Anschluss einer Außenantenne sucht man bei aktuellen Smartphones allerdings vergeblich. Sie ist aber auch nicht zwingend nötig: Viele aktuelle Handy-Halterungen der Hersteller setzen auf eine so genannte induktive Antennenanbindung: Dabei überträgt die Antenne des Smartphones ihre Signale mit der geringstmöglichen Funkenergie zu einem Gegenstück in der Handyhalterung. Die dort aufgefangenen Signale werden verstärkt und zur Außenantenne weitergeleitet.

Aus dem Netz empfangene Funkwellen nehmen den umgekehrten Weg zum Smartphone. Die meisten Smartphone-spezifischen Halterungen oder Snap-In-Adapter, die zu Preisen um 100 Euro im Zubehörangebot der Kfz-Hersteller für deren ab Werk vorgerüstete Freisprech-Anschlüsse angeboten werden, arbeiten nach diesem Prinzip. Für die Verbindung der Audio-Signale zu Mikrofon und Lautsprecher im Cockpit kommt dann Bluetooth-Funk (nach HFP) oder in manchen Fällen auch eine Kabelanbindung zum Einsatz.

Clevere Lösung Ladeschale
Zudem sind passende Halterungen nur für die populärsten Telefonmodelle erhältlich, oft erst viele Monate nach deren Marktstart. Deshalb setzen fast alle Hersteller mittlerweile auf die universelle Ladeschale. Vorteil: Jeder Fahrer kann einfach sein Telefon hineinlegen, schon wird es induktiv mit der Antenne gekoppelt und geladen. Nebenbei ist das Telefon während der Fahrt sicher verstaut.

Ist das Telefon über eine Halterung angeschlossen, wird es übers Bordnetz aufgeladen. Ansonsten klappt das per Kabel über die USB-Buchse des Autos, die in keinem Firmenwagen mehr fehlen sollte. Notfalls lässt sich das Telefon mit einem Spezialkabel über den Zigarettenanzünder laden.

Fuhrparkleiter sollten sich also vor der Bestellung neuer Firmenwagen erkundigen, welche Bluetooth-Standard die Radio oder die Schnittstellen der Fahrzeuge nutzen und was genau sie können. Oft bieten die Hersteller unterschiedliche Lösungen an. In der Praxis erntet man auf diese Frage beim Händler auch nur ein Schulterzucken. Im Zweifel empfiehlt es sich, direkt beim Hersteller nachzufragen.

Handsfree Profile (HFP)

VHFP verbindet das Telefon mit dem Mikrofon- und Lautsprechersystem des Autos. Die Gespräche laufen über die Sendeeinheit im Mobiltelefon. Das Handy kann zusätzlich mit einer Außenantenne verbunden sein (per Antennenstecker oder induktiv), was aber nur selten so realisiert wird. Meist funkt das Telefon. Das führt zu hoher Strahlenbelastung bei schlechterer Funkqualität. Den Klingelton kann das Handy im Freisprechbetrieb abschalten, außerdem unterstützt HFP Sprachbefehle wie »Wahlwiederholung«.

Remote SIM Access Profile (rSAP)

Dafür ist ein vollwertiges Autotelefon nötig, selbst wenn es keine Bedienelemente wie Tastatur oder Bedienhörer besitzt. rSAP greift auf die SIM-Karte des Handys zu. Anders als beim HFP läuft die Verbindung immer über die Auto-Elektronik beziehungsweise -antenne, der Funk des Handys wird abgeschaltet. Trotzdem ist der Fahrer unter seiner normalen Rufnummer erreichbar. Nachteil: Bei Bluetooth-Kopplung steht das Smartphone nicht für SMS, E-Mails oder Web-Zugriffe zur Verfügung. Das geht erst wieder, wenn die Bluetooth-Verbindung zum Auto gelöst wird.

Im Gegensatz zum HFP unterstützen allerdings längst nicht alle Mobiltelefone das Remote SIM Access Profile. Die Galaxy-Modelle von Samsung sowie viele Blackberrys und neuere Android-Telefone von Sony und HTC kennen rSAP, Apples iPhone und viele ältere Android-Smartphones dagegen nicht.

Phonebook Access Profile (PBAP)

Eigenes Profil für den Zugriff auf das im Handy gespeicherte Telefonbuch. Ob und in welchem Umfang es der Hersteller des Fahrzeugs, Autoradios oder der Freisprecheinrichtung unterstützt, ist von der reinen Freisprech-Funktion unabhängig. Zudem regelt PBAP nur den eigentlichen Zugriff auf die im Telefon gespeicherten Daten. Das Telefonbuch wird komplett in den Speicher des Bordsystems kopiert. Wie die Daten aufbereitet und dargestellt werden (etwa, ob Einträge nach Vor- oder Nachnamen sortiert werden und ob diese Einstellung veränderbar ist und ob wirklich alle zu einem Eintrag gespeicherten Rufnummern und Adressen übernommen werden) hängt allein von der Software im Fahrzeugsystem ab.

Advanced Audio Distribution Profile (A2DP)

Das sehr weit verbreitete A2DP dient zur Übertragung von Musik, was praktisch immer funktioniert, Unterschiede gibt es bei deb im Standard definierten Zusatzfunktionen: Ob Interpreten und Titel angezeigt werden oder on man übers Borddisplay durch die Ordnerstruktur der Musikdateien navigieren kann, hängt von der Software des Fahrzeug-Systems ab. Der A2DP-Standard sieht diese Möglichkeiten vor, aber nicht alle Fahrzeughersteller haben sie vollständig umgesetzt. Dies hat nicht nur optische Konsequenzen: Nur, wenn das Fahrzeugsystem die Liste der Musik auf iPod und Co. kennt, ist zum Beispiel das komfortable Springen von Titel zu Titel möglich.