Stop-and-go, Blechlawinen und steigender Frust: Deutschlands Pendler kämpften 2024 mit noch längeren Staus. Laut der neuen Global Traffic Scorecard von INRIX verbringen Autofahrer im Schnitt 43 Stunden pro Jahr im stockenden Verkehr – drei Stunden mehr als im Vorjahr. Vor allem in Düsseldorf, wo Autofahrer jetzt 60 Stunden im Stau stehen, haben Baustellen und Überlastung die Reisezeiten drastisch erhöht. Dieses Plus von 22 Prozent spüren nicht nur Privat-, sondern besonders auch Pendler, Außendienstler und Mitarbeiter, die geschäftlich unterwegs sind.
Ranking der Stauzeiten: Düsseldorf vor Berlin und Stuttgart
Den zweiten Platz auf der Liste der deutschen Städte mit der höchsten Stauzeit teilen sich Berlin und Stuttgart: Autofahrer verbrachten hier im Durchschnitt jeweils 58 Stunden pro Jahr im Stau. Auch Köln verzeichnete einen deutlichen Zuwachs der Stauzeiten, sie stiegen um zwölf Prozent auf 56 Stunden. München und Hamburg hingegen, in der Vergangenheit oft auf den Spitzenplätzen vertreten, kamen auf einen vergleichsweise geringen Zuwachs des Verkehrsaufkommens von sechs bzw. zwei Prozent und fielen somit auf die Plätze fünf und neun zurück.
Wachstum in Wuppertal, Hannover und Bonn
Den stärksten Zuwachs unter den Top 10 bei den Stauzeiten verzeichneten Wuppertal (34 %), Düsseldorf (22 %) sowie Hannover und Bonn (je 15 %). In 53 Stadtgebieten nahmen die Verspätungen zu, was fast drei Vierteln der untersuchten Ballungsräume entspricht. Damit nahm die Verkehrsüberlastung in den deutschen Städten stärker zu als in den Städten der USA und dem Vereinigten Königreich.
Finanzielle Belastung: Staukosten im Fokus
Die Traffic Scorecard 2024 zeigt, dass deutsche Pendler im Jahr 2024 im Schnitt 470 Euro pro Fahrer an Zeitverlustkosten durch Verkehrsstaus hatten. Insgesamt beliefen sich die durch Staus verursachten Kosten deutschlandweit auf 3,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 14 Prozent, 300 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die höchsten Kosten entstehen in Berlin, wo der Zeitverlust für Autofahrer mit 828 Millionen Euro zu Buche schlägt, gefolgt von Hamburg mit 310 Millionen Euro und München mit 300 Millionen Euro.
Top 10: Staureichste Städte

Mehr Innenstadtfahrten: Rückkehr ins Büro und volle Citys
Die Anzahl der Fahrten in die Innenstadt stieg in Deutschland im Jahr 2024 gegenüber 2023 sprunghaft an. Den größten Anstieg verzeichnete Hamburg mit einem Plus von 31 % gegenüber dem Vorjahr. Eine starke Zunahme der Fahrten in die Innenstadt wiesen auch Berlin (+27 %), Frankfurt (+26 %), Köln (+20 %) und München (+10 %) auf.
Niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten: München bremst
Die niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeiten auf den letzten Kilometern ins Stadtzentrum wurden in München (21 km/h) gemessen, wo zahlreiche Baustellen an zentralen Stellen in der Innenstadt, wie der Neubau des Hauptbahnhofs oder Sanierungsarbeiten an der Ludwigsbrücke, den Verkehrsfluss bremsten. Gleiches gilt für Berlin, wo viele Instandhaltungsarbeiten auf stark befahrenen Straßen, wie zum Beispiel der Stadtautobahn A100, stattfanden – hier betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den letzten Kilometern 26 km/h.
Stauschwerpunkte: Duisburg und München vorn
Die Liste der staureichsten Straßen Deutschlands wird weiterhin von einigen bekannten Problemzonen dominiert. Der staureichste Straßenabschnitt Deutschlands befand sich 2024 in Duisburg, auf der A3 in nördlicher Richtung vom Stockweg zur A40. Hier fielen durchschnittlich elf Minuten Verzögerung pro Tag an, was für tägliche Pendler immerhin einen Zeitverlust von 44 Stunden im Jahr bedeutet.
Weltweiter Trend: Städte an ihren Kapazitätsgrenzen
Auch weltweit zeigt sich 2024 ein stetiger Anstieg der Verkehrsverzögerungen. Im Vergleich zu anderen großen urbanen Zentren in Amerika und Europa kommen deutsche Pendler im internationalen Vergleich sogar noch relativ zügig ans Ziel. Mit durchschnittlich 105 Stunden Zeitverlust pro Jahr führt Istanbul das globale Ranking der staureichsten Städte an, gefolgt von New York City und Chicago (102 Stunden) sowie London (101 Stunden).
„Die Ergebnisse für 2024 verdeutlichen, dass das Verkehrswachstum weltweit ungebremst ist, während die Infrastruktur vieler Städte an ihre Grenzen stößt“, sagt Bob Pishue, Transportation Analyst bei INRIX. „Besonders in Europa und den USA stehen Städte vor der Herausforderung, den steigenden Pendlerverkehr mit nachhaltigen Maßnahmen zu bewältigen. Lösungen wie die City-Maut in London oder Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr zeigen bereits Wirkung, doch langfristig wird es entscheidend sein, den Verkehr effizient zu lenken und innovative Mobilitätsstrategien voranzutreiben.“
Weiterführende Materialien und Methodik
Folgende weiterführende Materialien finden Sie unter: https://inrix.com/scorecard/