Ladelösungen für zuhause Boost für E-Mobilität?

Toyota RAV4 PIH 2021 Foto: Toyota

Firmen, die Dienstwagen als fester Bestandteil des Gehalts anbieten, setzen häufig auf E-Mobilität. Doch wird das Angebot überhaupt genutzt? An was es hakt und wie mögliche Lösungen aussehen, erklärt Marc Trölitzsch, E-Mobilitätsberater bei Mer Solutions.

Dienstwagen sind ein beliebter geldwerter Vorteil in vielen Unternehmen. Im Zuge von Umweltinitiativen und CO2-Einsparungsmaßnahmen stehen dabei neben Diesel- oder Benziner auch immer mehr alternative Antriebsarten in den Fuhrparks deutscher Firmen. Laut DAT-Barometer ist ihr Anteil in den vergangenen Jahren auf 14 Prozent gestiegen, wobei fast die Hälfte (43 Prozent) auf batterieelektrische Pkw entfällt. Laut befragter Flottenmanager fährt dabei zwischenzeitlich in fast jedem Fuhrpark mindestens ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb; weitere 84 Prozent geben an, zusätzlich Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz geschaffen zu haben. Doch nutzen Dienstwagenberechtigte die zunehmenden E-Wagen-Angebote überhaupt? Oder bleibt, wie vor allem bei Plug-in-Hybriden oft bemängelt, das Ladekabel dank "Reichweitenangst“" im Auto liegen?

Arbeiten vor Ort, Laden zu Hause

Studien belegen, dass lediglich 27 Prozent der E-Auto-Fahrer in Deutschland ihre Fahrzeuge am Firmenstandort laden. Eine Zahl, die vielen Flottenmanagern missfallen dürfte und unweigerlich die Frage aufwirft, ob sich die Investition in eine Flottenumstellung lohnt, wenn Mitarbeiter*innen die Angebote nicht nutzen. Doch eine geringe Ladequote am Standort kann auch andere Gründe haben: So verfügen zum Beispiel nicht alle Unternehmen über eine ausreichende Ladeinfrastruktur, um allen Mitarbeiter*innen ein gleichzeitiges Laden zu ermöglichen. Und: Elektroautos werden eben oft dort geladen, wo sie die meiste Zeit stehen – zu Hause, und zwar in der Nacht. Kein Wunder, denn mit einem eigenen Ladepunkt hat man nicht nur volle Flexibilität über Zeitpunkt und Dauer des Ladevorgangs, sondern spart in der Regel auch Geld, da Hausstrom deutlich kostengünstiger ist als die Ladetarife an öffentlichen Stationen. Gerade bei dienstlich genutzten Elektrofahrzeugen entfällt zudem das Sammeln von Rechnungen, da der Strom direkt über die heimische Wallbox abgerechnet werden kann.

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Die wichtigsten Fragen auf dem Weg zum E-Fuhrpark

Wenn Flottenmanager*innen eine hohe Akzeptanz des E-Mobilitätsangebots anstreben, ist eine Installation der Ladeinfrastruktur fast unumgänglich. Damit gehen jedoch einige Fragen bezüglich der Finanzierung, Abrechnung und Haftung einher. Aber auch die Wohnsituation des Dienstwagenberechtigten sorgt für Diskussionen hinsichtlich Heimladelösung. Was wenn der*die Mitarbeiter*in kein Eigenheim besitzt, sondern in einem Mietgebäude wohnt? Kann dann überhaupt eine Ladelösung installiert werden?

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Finanzierung von Heimladelösungen

Grundsätzlich gilt: Die Finanzierung der Installation sollte zwischen Mitarbeitenden und Arbeitgeber abgestimmt werden. Denn auch wenn ein Arbeitgeber ein E-Auto als Dienstwagen zur Verfügung stellt, ist er nicht verpflichtet, die Kosten für eine Wallboxinstallation zu Hause bei Arbeitnehmer*innen zu übernehmen.

Trotzdem bietet sich eine Heimladelösung oft an, besonders dann, wenn Mitarbeiter*innen in ihrer Tätigkeit an einen Standort gebunden sind, wie es zum Beispiel im Außendienst oft der Fall ist. Wird eine Kostenübernahme durch den Arbeitgeber gewährt, kann individuell festgelegt werden, ob die Finanzierung geteilt werden soll oder die Kosten komplett vom Unternehmen getragen werden. Bei einer Kostenübernahme durch den Arbeitgeber kann dieser den Mitarbeiter*innen die Wallbox im Rahmen des Arbeitsverhältnisses steuerfrei überlassen, diese Übernahme aber trotzdem als geldwerten Vorteil versteuern. Egal für welche Lösung man sich entscheidet, wichtig ist, dass die Installation durch Elektrotechniker durchgeführt wird und eine regelmäßige Wartung durch das Unternehmen sichergestellt ist.

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Präzise Stromabrechnung – egal in welchem Wohnverhältnis

Neben der Finanzierung ist die Aufladung einer der größten Kostenpunkte, die im Zusammenhang mit E-Dienstwägen stehen. Laden Mitarbeiter ihr Fahrzeug auf dem Firmenparkplatz, ist klar, wie die Abrechnung erfolgt, aber wie sieht es bei der Aufladung zu Hause aus? Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten: So können Mitarbeiter beispielsweise Lademengen manuell ablesen und über die Reisekostenerstattung einreichen oder ihren Privatstromtarif beim Unternehmen hinterlegen. In diesem Fall wird der genutzte Strom zunächst von den Mitarbeitern bezahlt, die dann eine Rückerstattung in Höhe der Kosten, die von der Ladestation übermittelt wurden, erhalten. Dafür muss jedoch eine vergleichbare Abrechnung gewährleistet werden, um die Kosten eindeutig dem Firmenwagen zurechnen zu können.

Ladestrom getrennt vom Hausstrom abrechnen

Das wird durch die Installation eines zusätzlichen Stromzählers erreicht, der mit einem Modem oder einer Netzwerkschnittstelle im bestehenden Zählerkasten ausgestattet ist. Dadurch kann die Stromnutzung komplett getrennt vom Hausstrom der Mitarbeiter gezählt und abgerechnet werden. Eine Zugangssicherung, wie beispielsweise ein Schlüssel oder eine Karte, ermöglicht zudem eine eindeutige Authentifizierung, um private und betriebliche Ladevorgänge unterscheiden zu können. Diese Zugangsbeschränkung bildet dabei die essenzielle Basis für eine rechtssichere Abrechnung.

Eine solche Installation lässt sich bei fast jeder Art des Wohnverhältnisses umsetzen. Zwar sind die Hürden bei Hausbesitzer*innen in der Regel geringer als bei einer Eigentümergemeinschaft oder in einem Mietverhältnis, jedoch sind seit der Überarbeitung des WEMoG (Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz) die Hürden hier deutlich gesunken. Für die Erlaubnis reicht für Inhaber einer Eigentumswohnung seit Ende des Jahres 2020 eine einfache Mehrheit in der Eigentümerversammlung.

Nachhaltigkeit und Kostenersparnis verbinden

Flottenmanager, die sich Gedanken über die Umstellung der eigenen Flotte machen, sollten dabei gleich einen Schritt weiter gehen und den Aspekt der nachhaltigen Energieversorgung miteinbeziehen. Eine Strombelieferung mit Ökostrom aus Wind- und Wasserkraft ist nicht nur von einem Nachhaltigkeitsstandpunkt aus sinnvoll, sondern garantiert auch, dass die Flotte langfristig kosteneffizienter genutzt werden kann.

Hierfür kann ein Unternehmen ganz einfach einen Öko-Stromtarif verhandeln, wenn eine Ladestation wie beschrieben über einen zweiten Hauptzähler versorgt wird. Die Kosten für das Laden werden dann direkt mit dem Unternehmen abgerechnet, das dann die Mehrwertsteuer auf die verbrauchten Kilowattstunden spart. Mit einer zusätzlichen Integration eines sogenannten Smart Meter Gateways können Ladevorgänge zudem in einen Zeitraum verschoben werden, in dem die Netzauslastung am geringsten ist, zum Beispiel nachts. Das verringert die zusätzliche Belastung der Stromnetze durch die steigende Anzahl an Elektroautos.

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Die Zukunft der Firmenflotte ist Elektro

Die Relevanz von E-Mobilitätsangeboten in der Firmenflotte wird auch weiter ansteigen: Einerseits in Hinblick auf Mitarbeiterzufriedenheit, anderseits auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz in der Firmenflotte. Mittelfristig lohnt sich der Umstieg auf Elektrofahrzeuge für Unternehmen definitiv und wird sich nicht nur in geringeren Betriebskosten, sondern auch auf dem Gehaltszettel der Mitarbeiter widerspiegeln.

Implementierung von Heimladeinfrastruktur

Bei der Implementierung von Heimladeinfrastruktur stehen Unternehmen heute bereits diverse Anbieter zur Verfügung, die auf Wunsch auch Full-Service-Lösungen anbieten. Solche Angebote bergen dabei einige Vorteile: So kann nicht nur eine automatisierte Abrechnung stattfinden, die den internen administrativen Aufwand im Unternehmen senkt, sondern auch der Dienstleister in Bezug auf Sicherheitsvorkehrungen sowie Haftungsfragen die Verantwortung übernehmen und damit die Fuhrparkmanager entlasten. Wird mit Strom aus Erneuerbaren Energien und "intelligent" geladen, trägt das Unternehmen zudem maßgeblich zu mehr Nachhaltigkeit bei. Besonders in Zeiten von Klimawandel und Energiekrise ist dies der richtige Weg.

Weitere Quellen

https://www.dat.de/news/dat-barometer-analysiert-fuhrparks-und-flotten/

https://www.elektroauto-news.net/2022/studie-schnelles-laden-am-arbeitsplatz-fuer-akzeptanz-e-autos