Studie: Aggression im Straßenverkehr

Aggression auf der Straße
Wer nervt eigentlich wen?

Nötigung, Hupkonzerte, riskante Manöver: Die Aggression auf unseren Straßen wächst. Eine Studie des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) erklärt, warum das so ist – und was wir tun können, um die Lage zu entschärfen.

Autofahrer 2025
Foto: SimonKadula@viaCanva

Autofahren kann manchmal ganz schön nerven – und zwar gewaltig. Ob die blockierte Kreuzung, ein drängelnder Hintermann oder ein Radfahrer, der ohne Handzeichen abbiegt: Im deutschen Straßenverkehr liegen die Nerven oft blank. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2024 insgesamt 37.614 Fälle von Nötigung im Straßenverkehr registriert – ein Anstieg von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Denn viele Aggressionen – von der Lichthupe bis zum riskanten Schneiden – schaffen es gar nicht erst zur Anzeige.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) schlägt Alarm. Präsident Manfred Wirsch appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, wieder mehr Rücksicht walten zu lassen: "Unser Miteinander im Straßenverkehr wird zunehmend von Egoismus und Frust geprägt. Das gefährdet nicht nur die Sicherheit, sondern auch unser Zusammenleben."

Wer nervt hier eigentlich wen?

Was uns im Verkehr so in Rage versetzt, lässt sich laut Psychologie leicht erklären. Stress, Zeitdruck, enge Straßen, schlechte Stimmung im Job oder zu Hause – all das brodelt schon im Auto mit. Und wenn dann noch jemand "im Weg" ist, explodiert die Stimmung. Autofahrende schimpfen über Radfahrende, Radfahrende über E-Scooter, Fußgänger über Autofahrer. Jeder fühlt sich im Recht. Dieses "Alle gegen alle" ist ein echtes Problem – gerade im Pendelverkehr.

"Viele Menschen projizieren ihre eigenen Fehler auf andere. Das ist das Prinzip der Externalisierung", sagt Wirsch. "Man ist selbst zu spät losgefahren – aber Schuld ist natürlich der LKW, der sich nicht in Luft auflöst."

Studie zeigt: Härtere Strafen erwünscht

Wie bekommt man die Aggression auf der Straße wieder in den Griff? Eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des DVR hat genau das untersucht. Die Ergebnisse: Knapp zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) wünschen sich härtere Konsequenzen für aggressives Verhalten – etwa in Form von Bußgeldern, Punkten oder Fahrverboten.

Weitere Maßnahmen, die laut Umfrage Zustimmung finden: verpflichtende Schulungen für Verkehrssünder, ein Zusatzmodul "Aggression" in der Fahrausbildung und mehr Aufklärung – etwa in sozialen Medien oder Kampagnen. Denn viele wissen offenbar gar nicht, wie stark ihr Verhalten andere verunsichern kann.

Mehr Schutz für die, die auf der Straße arbeiten

Besonders im Fokus stehen laut DVR Menschen, die ihren Arbeitsplatz direkt am Straßenrand haben: Bauarbeiter, Entsorgungsdienste, Lieferfahrer oder Rettungskräfte. Sie arbeiten oft ungeschützt in gefährlichen Situationen – und werden dabei regelmäßig beschimpft oder gefährdet.

"Diese Menschen halten nicht den Verkehr auf, sie halten ihn am Laufen", betont DVR-Präsident Wirsch. "Ein funktionierendes Verkehrssystem braucht Wartung, Versorgung, Notfalleinsätze. Wer hier mit mehr Respekt agiert, erhöht nicht nur deren Sicherheit, sondern die von uns allen."