Hohe Geschwindigkeit senkt Reichweite

Geotab wertet Millionen Fahrten aus
So stark bremst hohes Tempo die E-Reichweite

Weniger die Sommerhitze, sondern die Geschwindigkeit sorgt für schrumpfende Reichweiten im E-Auto. Geotab hat Millionen reale Fahrten analysiert – das Ergebnis ist ein Appell an alle Schnellfahrer.

Fahrerin 2025
Foto: dimaberlinphotos@viaCanva

Wie weit ein Elektrofahrzeug kommt, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von Außentemperatur, Fahrstil und Topografie. Eine Analyse des Telematikanbieters Geotab zeigt: Für Flotten im Alltag ist das Tempo oft der größere Reichweitenkiller als Hitze.

Geschwindigkeit als Reichweitenfaktor

Geotab hat für die Auswertung anonymisierte Fahrzeugdaten aus mehreren Tausend Elektrofahrzeugen untersucht. Dabei zeigte sich: Schon ein moderater Anstieg der Geschwindigkeit kann die Reichweite deutlich verringern.Der Grund: Mit steigender Geschwindigkeit nimmt der Luftwiderstand überproportional zu – er wächst mit dem Quadrat der Geschwindigkeit. Verdoppelt sich das Tempo, vervierfacht sich der Luftwiderstand. Da zusätzlich die Geschwindigkeit selbst in die erforderliche Antriebsleistung einfließt, steigt diese sogar mit der dritten Potenz der Geschwindigkeit. Die Folge: Der Energieverbrauch klettert spürbar, und die Reichweite sinkt.

Temperatur spielt dennoch eine Rolle

Auch die Außentemperatur hat Einfluss auf die Reichweite – vor allem bei sehr niedrigen oder sehr hohen Werten. Bei Kälte beansprucht die Heizleistung zusätzliche Energie, im Sommer sorgt der Betrieb der Klimaanlage für Mehrverbrauch. Laut Geotab ist der Effekt jedoch im Mittel geringer als der Einfluss des Fahrtempos.

Praxisfolgen für Flotten

Für Fuhrparkmanager bedeutet das: Wer Reichweite und TCO optimieren will, sollte die Fahrweise seiner E-Fahrzeuge im Blick behalten. Ein moderateres Tempo spart nicht nur Energie, sondern auch Verschleißkosten. Routenplanung und Fahrertraining können helfen, unnötig hohe Geschwindigkeiten zu vermeiden.

Verbrauch richtig angeben

Der Energieverbrauch von Elektrofahrzeugen wird in Kilowattstunden (kWh) angegeben. Diese Einheit beschreibt, wie viel Energie der Akku für eine bestimmte Strecke bereitstellt. Die oft verwendete Angabe kW/h ist im Fahrbetrieb nicht korrekt – sie würde eine Änderung der Leistung pro Zeit beschreiben, was bei der Reichweitenbetrachtung keine Rolle spielt.

Sommerreichweite: Was wirklich hilft

Geotab hat sechs konkrete Empfehlungen für den Umgang mit der Sommerhitze im E-Auto – für Flottenmanager wie für Privatfahrer:

  1. Tempo reduzieren: weniger Gas = mehr Kilometer. Klingt banal, stimmt aber.
  2. Vorkühlen am Stecker: Solange das Fahrzeug lädt, ruhig schon mal runterkühlen.
  3. Klimaanlage sinnvoll nutzen: Erst kräftig, dann Umluft oder Sitzkühlung. Spart Energie.
  4. Sanft fahren: Vorausschauend fahren, rekuperieren, nicht hetzen.
  5. Schattenplätze suchen: Tiefgaragen, Parkhäuser oder Bäume sind die besten Freunde des Akkus.
  6. Bei Hitze kein DC-Schnellladen: Hohe Temperaturen + hohe Ladeleistung = Batteriestress

Analyse mit breiter Datenbasis

Geotab hat sich bei seiner Analyse nicht auf ein Testfahrzeug verlassen, sondern eine riesige Menge an realen Fahrdaten ausgewertet.

  • Limousinen: 350.000 Fahrten, 500 Fahrzeuge, 180.000 Stunden Fahrtzeit
  • Transporter: 2,8 Millionen Fahrten, 2.000 Fahrzeuge, 370.000 Stunden Fahrzeit. Die Modelle wurden zur besseren Vergleichbarkeit auf eine Batteriegröße von 65 kWh normiert.

Denn Reichweite bleibt ein dynamischer Wert, so Geotab: Sie hängt nicht nur von Wetter oder Fahrzeugtyp ab, sondern auch vom Streckenprofil, Verkehr und – klar – der Fahrweise. Wer das ignoriert, riskiert ineffiziente Touren, verfehlte Ladefenster oder unnötige Standzeiten.