Steigende Kosten, neue Antriebe, gesetzliche Änderungen – das Fuhrparkmanagement steht vor immer komplexeren Herausforderungen. Auf der Expertenkonferenz des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM) in Ladenburg wurde dazu ein breites Spektrum an Themen geboten: Elektromobilität, alternative Antriebe, steuerliche Rahmenbedingungen, Digitalisierung im Fuhrpark, steigende Betriebskosten sowie politische Entwicklungen. Ziel war es, Orientierung zu geben und praxisnahe Ansätze aufzuzeigen, mit denen Unternehmen den vielfältigen Anforderungen im Mobilitätsmanagement begegnen können.
Mobilitätsmanagement im Wandel
Das BBM machte deutlich, dass Fuhrparkmanagement weit mehr ist als die Verwaltung von Fahrzeugen. Mit rund drei Millionen Unternehmensflotten in Deutschland ist das Thema nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern auch ein wichtiger Hebel für Innovationen und Nachhaltigkeit. Daher betonte der Verband die Bedeutung eines professionellen, vorausschauenden Mobilitätsmanagements – und forderte von der Politik bessere Rahmenbedingungen zur Unterstützung dieser Entwicklung.

Sechs Learnings aus der Konferenz
1. Politische Veränderungen erfordern Weitsicht
Axel Schäfer, Geschäftsführer des BBM, erläuterte die Auswirkungen neuer politischer Konstellationen und Gesetzesvorhaben auf das Fuhrparkmanagement. Unternehmen müssten sich nicht nur auf technische Änderungen einstellen, sondern auch organisatorisch vorbereitet sein. Er zeigte, wie sich gesetzgeberische Vorhaben auf die betriebliche Praxis auswirken können.
2. Kostentreiber identifizieren und angehen
Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des BBM, analysierte die Gründe für steigende Betriebskosten in Fuhrparks. Neben bekannten Faktoren wie Wartung und Energiepreisen stellte er auch Verwaltungsaufwand und Prozessineffizienzen heraus. In interaktiven Sessions diskutierten die Teilnehmenden praxisnahe Maßnahmen zur Kostenoptimierung – etwa durch kluge Fahrzeugwahl und datenbasiertes Management.
3. Functions on Demand: Chancen und Anforderungen
Carmine Lonegro (Recht), Mirko Ilgenstein (Autohandel) und Gerhard Nolle (Steuern) beleuchteten das Konzept "Functions on Demand" – also digital freischaltbare Fahrzeugfunktionen. Sie zeigten auf, wie diese Optionen mehr Flexibilität ermöglichen, aber zugleich neue Anforderungen mit sich bringen, z. B. bei Planung, Abrechnung oder Datenschutz.
4. Elektromobilität realistisch betrachten
Dr. Martin Endlein (DAT) und Heinrich Coenen diskutierten die Marktsituation und die Herausforderungen bei der Integration von Elektrofahrzeugen in Fuhrparks. Themen wie Ladeinfrastruktur, Restwerte, Reichweiten und Nutzungsprofile spielten eine zentrale Rolle. Ergänzt wurden die Analysen durch Erfahrungsberichte von Melanie Schmahl (BBM) sowie Michael Blumenstein und Rocco Swantusch (Autoflotte), die auf Grundlage zahlreicher Testfahrten praktische Einblicke lieferten.
5. Alternative Kraftstoffe als Übergangslösung
Manuel Butze (Berlin Recycling) berichtete über den Einsatz von HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) im Fuhrpark. Der alternative Kraftstoff wird aus hydrierten Pflanzenölen hergestellt und kann in vielen Dieselfahrzeugen eingesetzt werden. Das Interesse an HVO war groß – insbesondere im Netzwerk "Großflotte 500+", das sich mit über 500 Fahrzeugen gezielt mit dem Thema befasst und es weiterverfolgen will.
6. UVV-Pflichten konsequent umsetzen
Martin Kaus behandelte die betriebliche Verkehrssicherheit und die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften (UVV). Angesichts zunehmender Fahrzeugvielfalt und häufig wechselnder Nutzenden wurden die Notwendigkeit klarer Prozesse, digitaler Hilfsmittel und eindeutiger Verantwortlichkeiten hervorgehoben. Ziel sei es, die rechtlichen Anforderungen sicher und effizient zu erfüllen.
Wissenstransfer und Vernetzung
Neben Vorträgen und Workshops bot die Konferenz auch den "Markt der Möglichkeiten", auf dem Unternehmen, Dienstleister und Teilnehmende miteinander ins Gespräch kamen. Das Ziel: konkrete Lösungen für individuelle Herausforderungen im Fuhrpark finden. Der Austausch wurde von vielen als besonders wertvoll bewertet – sowohl zur eigenen Weiterbildung als auch zur strategischen Ausrichtung.
Ein häufig genanntes Argument für die Teilnahme war die Kombination aus strategischem Überblick und konkretem Praxisbezug. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: "Ich bekomme hier aktuelle Infos zu politischen und rechtlichen Entwicklungen, die mir nicht nur für strategische Entscheidungen helfen, sondern auch im Alltag nützlich sind. Und Tipps zur Kostenoptimierung nehme ich ebenfalls mit."
Fazit des Veranstalters
BBM-Geschäftsführer Axel Schäfer zog eine positive Bilanz: "Die Konferenz hat wieder gezeigt, dass sie eine einzigartige Gelegenheit ist, sich auf den neuesten Stand zu wichtigen Themen der Mobilität und des Fuhrparkmanagements zu bringen und sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen." Der Verband will seine Arbeit für die Mitglieder weiter intensivieren.