Die Umstellung auf Elektromobilität ist ein bedeutender Schritt für viele Fuhrparkmanager und Dienstwagenfahrer. Laut einer aktuellen Studie von Frost & Sullivan und WEX planen 80 Prozent der Flottenbetreiber, bis 2030 mindestens 25 Prozent ihrer Flotte zu elektrifizieren. Adam Woolway, VP und Head of Global Design EV bei WEX, erläutert im Interview die Herausforderungen und Chancen, die sich bei der Integration von Elektrofahrzeugen in bestehende Flotten ergeben. Er erklärt, welche Technologien den Umstieg erleichtern und wie Unternehmen ihre CO₂-Emissionen effektiv reduzieren können.

Adam Woolway, VP und Head of Global Design EV bei WEX, erläutert im Interview die Herausforderungen und Chancen, die sich bei der Integration von Elektrofahrzeugen in bestehende Flotten ergeben.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Flotten-Elektrifizierung?
Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge eröffnet die Chance für eine grundlegende Neuausrichtung gewerblicher Flotten. Denn sie bietet die Möglichkeit, technologische Fortschritte zu nutzen und die Kosten erheblich zu senken. Sie erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, da es kein Patentrezept für den erfolgreichen Betrieb von Flotten mit gemischter Energieversorgung gibt.
Hohe Anfangskosten gehören zu den am häufigsten genannten Herausforderungen bei der Einführung von E-Fahrzeugen. Die Anfangsinvestitionen können beträchtlich sein, was für einige Flottenmanager eine Hürde darstellen könnte. Langfristig kann dies jedoch durch Einsparungen beim Laden, beim Betrieb und bei der Wartung der E-Fahrzeuge ausgeglichen werden.
Auch die Routenplanung ist aufgrund der unterschiedlichen Tankregelungen und Ladestandorte ein großes Problem. Die Nutzung von Energie aus alternativen Quellen unterscheidet sich grundlegend von der Betankung konventioneller Fahrzeuge, was den täglichen Flottenbetrieb erschweren kann.
Welche Schritte helfen Flottenmanagern, den CO₂-Ausstoß zu senken?
Eine Reduzierung der CO₂-Emissionen lässt sich am besten durch eine Kombination von Maßnahmen erreichen. Routenoptimierung, Fahrertraining und der Einsatz von Biodiesel können schon einmal dazu beitragen, die Emissionen konventioneller Flotten zu reduzieren. Aber um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten Flottenbetreiber über einen schrittweisen Umstieg auf E-Fahrzeuge nachdenken.
Wir verfügen heute über Technologien, mit denen wir den Betrieb einer Flotte analysieren und Empfehlungen geben können, wie und wann der Umstieg auf E-Fahrzeuge finanziell und logistisch am sinnvollsten ist. Einige Teile des Fuhrparks eignen sich möglicherweise nicht sofort für diese Umstellung - schwere Lastkraftwagen für den Fernverkehr zum Beispiel werden in nächster Zeit nicht ersetzt werden. Aber kleinere Fahrzeuge wie Personenwagen, Nutzfahrzeuge oder Transporter, vor allem auf festen Routen, können effektiv auf E-Mobilität umgestellt werden.
Gemischte Flotten unterstützen Unternehmen bei der Reduzierung ihrer Emissionen und tragen zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen bei. Gleichzeitig bieten sie die nötige Flexibilität, um sich an technologische Fortschritte und Marktbedingungen anzupassen. Bei richtiger Planung können sie unserer Meinung nach sowohl die Bedürfnisse der Kunden als auch die finanziellen und betrieblichen Ziele erfüllen.
Welche Lösungen sind nützlich für das Management gemischter Flotten?
Flottenmanagement-Tools sind nicht neu, aber die Integration von E-Fahrzeug-Funktionen in diese Tools entwickelt sich ständig weiter. Glücklicherweise gibt es heute Lösungen, die es Flottenmanagern ermöglichen, den Betrieb von gemischten Flotten zu steuern.
Die zunehmende Menge an fahrzeugspezifischen Daten kann beispielsweise genutzt werden, um Routen für die Elektrifizierung zu priorisieren, geeignete Fahrzeugtypen auszuwählen, den Bedarf an Batteriekapazität zu ermitteln, das Laden über Nacht zu planen und Ad-hoc-Ladekosten zu minimieren.
Außerdem erhalten Unternehmen, die intelligente Zahlungssysteme einsetzen, bei der Elektrifizierung ihres Fuhrparks eine bessere Übersicht und Kontrolle. Die Integration von effizientem Laden, robusten Daten und fortschrittlichen Funktionen erleichtert finanzielle Transaktionen und trägt zu einem effizienteren, nachhaltigen Betrieb bei. Umfassende Zahlungstools bieten Informationen, Orientierungshilfe und zukunftsgerichtete Einblicke für Flottenmanager, um sich auf die schnell nahende EV-Zukunft vorzubereiten.
Moderne Business-Intelligence-Tools können Unternehmen erheblich dabei unterstützen, ihre Risiken durch fundierte Elektrifizierungsentscheidungen zu minimieren. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Übergangs zur Elektromobilität.
Was sollten Flottenmanager bei der Ladeinfrastruktur beachten?
Bei der Entwicklung einer gemischten oder überwiegend mit E-Fahrzeugen betriebenen Flotte müssen sich Unternehmen einige wichtige Fragen zu ihrem Wachstumspfad stellen. Können sie sich Ladestationen vor Ort leisten und mit dem Wachstum des Betriebs und der Flottengröße Schritt halten? Wird die öffentliche Infrastruktur schnell genug ausgebaut, um die Wartezeiten in allen erforderlichen Regionen zu verkürzen? Ist das örtliche Energieversorgungsunternehmen in der Lage, die neue Energielast zu bewältigen? Ist das Aufladen zu Hause ohne großen Verwaltungsaufwand möglich?
Durch eine Prognose des Energiebedarfs auf der Grundlage von Routen und Betriebsabläufen können Unternehmen die ideale Auswahl an E-Fahrzeugmodellen berechnen, ihre Ladeinfrastruktur planen und die entsprechende Batteriekapazität beschaffen. Dies ermöglicht einen finanziell umsichtigen, schrittweisen Übergang zu einer Flotte mit gemischter Energieversorgung und gewährleistet gleichzeitig eine angemessene Vorbereitung auf das künftige Wachstum der E-Fahrzeugflotte.
Außerdem setzen Unternehmen oft mehr als ein Ladesystem ein und kombinieren das Laden auf dem Firmengelände, im öffentlichen Raum und zu Hause. Flexibilität ist ein wichtiger Schlüssel für die Optimierung des Betriebs, die Minimierung von Ausfallzeiten sowie der besseren Kontrolle von Kosten und Abrechnung.
Wie können Flottenmanager die Hürden bei der Datenerfassung überwinden?
Daten sind das Lebenselixier des modernen Geschäftsbetriebs. Der Zugang zu detaillierten Echtzeit-Daten ist bei der Umstellung auf eine gemischte Flotte doppelt wichtig. Er trägt dazu bei, die Kontinuität des Betriebs während der Einführung von Elektrofahrzeugen zu gewährleisten und ihren Einsatz zu optimieren.
Der Schlüssel zum Erfolg ist eine einheitliche Analytik für E-Fahrzeuge und konventionelle Fahrzeuge. Diese zeigt die unterschiedlichen Betriebsprofile von E-Fahrzeugen auf, ermöglicht eine datengestützte Entscheidungsfindung und unterstützt bei der Optimierung der Routen und der Ladestrategie.
Gleichzeitig können speziell angepasste Flottenkarten den Verwaltungsaufwand verringern. In Verbindung mit maßgeschneiderter Software, die Daten vereinheitlicht und den Flotteneinsatz optimiert, tragen all diese Lösungen dazu bei, die Herausforderungen bei der Integration von E-Fahrzeugen zu meistern und die finanzielle und ökologische Bilanz zu verbessern.
Welche Zukunft und Vorteile hat Free-Floating-Carsharing für Dienstwagenflotten?
Die Städte werden von einem Umstieg auf E-Fahrzeuge besonders stark profitieren. Im Zuge dieses Umstiegs zählen die Fahrer von Mitfahrzentralen zu den Vorreitern. Die Daten einiger Mitfahrzentralen zeigen, dass ihre Fahrer bis zu fünfmal schneller auf E-Fahrzeuge umsteigen als die Allgemeinheit.
Der Zugang zu Ladestationen ist jedoch eine große Hürde für die Fahrer, die oft keine Lademöglichkeiten zu Hause oder im öffentlichen Raum zur Verfügung haben. Erfreulicherweise arbeiten Unternehmen mit Städten und Versorgungsunternehmen zusammen, um spezielle Ladestationen für Carsharing-Fahrzeuge einzurichten. Dies ist ein wichtiger Schritt, um einen reibungslosen Übergang zur Elektromobilität zu gewährleisten.
Die Zukunft des Free-Floating-Carsharings in Unternehmensflotten steht allerdings vor großen Herausforderungen, da es bisher nur wenige Belege für eine erfolgreiche Einführung gibt, insbesondere bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Kraftstoff. Eine große Hürde ist dabei die komplexe Frage des Eigentums und der Verantwortung für das Fahrzeug, die bei herkömmlichen Flottenmodellen einfacher ist. Free-Floating-Systeme bringen eine gemeinsame Nutzung mit sich, was die Verwaltung und Haftung erschwert.
Wenn diese Probleme jedoch gelöst werden, bietet dieses Modell durchaus Vorteile wie mehr Flexibilität, eine geringere Flottengröße und Kosteneinsparungen durch einen nutzungsabhängigen Zugang. Für die Umsetzung wären aber neue Richtlinien für den Zugang zu Fahrzeugen und deren Wartung sowie starke Partnerschaften mit Carsharing-Anbietern erforderlich.