Laut Navi müsste hier eigentlich eine mautpflichtige Strecke sein – doch weit und breit ist keine Zahlstelle in Sicht. Kein Automat, keine Schranke, keine Mautstation – stattdessen nur Kameras über der Fahrbahn. Was zunächst irritiert, ist in vielen europäischen Ländern längst Standard: das Free-Flow-Mautsystem. Die Erfassung erfolgt digital über das Kennzeichen, ohne dass Fahrzeuge stoppen müssen. Damit diese automatische Abrechnung reibungslos funktioniert, sind jedoch bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Der ACE Auto Club Europa erklärt, worauf Reisende achten müssen, um kein Bußgeld aus dem Ausland zu riskieren.
So funktioniert die schrankenlose Maut
Free-Flow-Maut bedeutet: Die Abrechnung erfolgt kontaktlos, rein elektronisch. Die Erfassung läuft über Kameras an Portalen, die die Nummernschilder einscannen. Damit das klappt, müssen sich die Fahrer meist vorab online registrieren – über offizielle Webseiten der jeweiligen Länder oder an sogenannten Servicepoints entlang der Strecke. In einigen Ländern reicht auch eine Registrierung kurz nach der Fahrt, solange man dabei die Fristen einhält.
Mautbox bezahlt automatisch
Noch einfacher wird’s mit einer Mautbox. Die kleinen Geräte werden innen an der Windschutzscheibe angebracht und übernehmen die automatische Bezahlung der Gebühr – sowohl an klassischen Mautstationen als auch auf Free-Flow-Strecken. Besonders praktisch für Vielfahrer oder Flottenfahrzeuge, denn: Viele Boxen funktionieren länderübergreifend, etwa in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Die Anschaffungskosten liegen je nach Anbieter bei rund 20 bis 40 Euro, hinzu kommen meist monatliche Grundgebühren zwischen 2 und 4 Euro sowie die tatsächlich anfallenden Mautgebühren. Manche Anbieter bieten auch nutzungsabhängige Modelle ohne fixe Grundgebühr an.

Anhalten, Ticket ziehen, bezahlen – klassische Mautstationen gehören in vielen Ländern zunehmend der Vergangenheit an. Digitale Free-Flow-Systeme ersetzen mehr und mehr den manuellen Zahlungsprozess.
Keine einheitliche Lösung in Europa
Leider gibt es noch keine zentrale Plattform für ganz Europa. Wer ohne Mautbox unterwegs ist, muss sich in jedem Land einzeln registrieren. Das bedeutet: Fahrzeugdaten eingeben, Reisezeitraum angeben, Zahlungsmittel – meist Kreditkarte – hinterlegen. Wer sich für eine Mautbox entscheidet, sollte vorab prüfen, welche Länder unterstützt werden und ob das eigene Fahrzeug – etwa bei Transportern oder E-Fahrzeugen – kompatibel ist. Viele Anbieter ermöglichen die Aktivierung einzelner Länder im Kundenportal.
Ohne Anmeldung kann’s teuer werden
Wer einfach durchfährt, ohne sich zu registrieren oder eine gültige Mautbox zu nutzen, riskiert Bußgelder – vor allem dann, wenn die Bezahlung nicht zeitnah nachgeholt wird. In Norwegen zum Beispiel funktioniert die Abrechnung automatisch über das Kennzeichen – eine Rechnung flattert dann später ins Haus. Anderswo gibt’s dagegen gleich einen Bußgeldbescheid, wenn keine Zahlung registriert wurde. Besonders tückisch: Oft merken Fahrerinnen und Fahrer gar nicht, dass sie eine Mautstrecke genutzt haben. Der ACE empfiehlt deshalb, sich vor Reiseantritt genau über die Regelungen im Ziel- und Transitland zu informieren.
Technik ist ausgereift, aber nicht perfekt
In Ländern wie Österreich, Frankreich oder Italien ist die Free-Flow-Technologie mittlerweile etabliert und läuft meist problemlos. Dennoch: Gerade bei ausländischen Kennzeichen kann es vereinzelt zu Erkennungsfehlern kommen. Dann wird man fälschlich als „nicht bezahlt“ registriert – mit unangenehmen Folgen. Deshalb rät der ACE: Zahlungsbelege aufbewahren, ob Kreditkartenabrechnung oder Online-Quittung. Auch bei Mietwagen lohnt sich ein genauer Blick in den Mietvertrag: Manche Vermieter übernehmen die Abwicklung der Maut, andere nicht. Nachfragen schützt vor Überraschungen.
Eine Übersicht über alle Mautstrecken in Europa findet sich hier: Aktuelle Mautgebühren – Autobahnstrecken in Europa.