Shell führt ein neues Preismodell für E-Autofahrer:innen ein – zumindest testweise. Seit Ende Juni läuft ein Pilotprojekt, bei dem sich der Preis an Ultraschnellladesäulen an der aktuellen Entwicklung des Strombörsenpreises orientiert. Zum Start sind mehr als 1.600 Ladepunkte in Deutschland eingebunden, an denen das sogenannte dynamische Pricing getestet wird. Laut Shell ist es das erste Projekt dieser Art im deutschen Ladeinfrastrukturmarkt.
Ziel: Kostenvorteile für flexible Nutzer
Die Idee: Wer dann lädt, wenn viel Strom im Netz ist – etwa zur Mittagszeit bei Sonnenschein oder bei starkem Wind –, zahlt weniger. Dadurch will Shell nicht nur finanzielle Anreize schaffen, sondern auch einen Beitrag zur Netzstabilität leisten. Laut Florian Glattes, General Manager Shell Mobility DACH, sollen mögliche Preisvorteile durch günstige Beschaffung direkt an die Nutzer:innen weitergegeben werden. Zugleich werde durch gezieltes Nutzungsverhalten das Stromnetz entlastet.
Der Strompreis schwankt über den Tag
Der sogenannte Spotpreis wird an der Strombörse kontinuierlich ermittelt – auf Grundlage von Angebot und Nachfrage. Ist das Stromangebot durch erneuerbare Energien hoch, sinkt der Preis. Das gilt besonders zur Mittagszeit bei Photovoltaik-Erträgen. Umgekehrt steigen die Preise etwa in den frühen Abendstunden, wenn viele Haushalte gleichzeitig Strom verbrauchen.
Bis zu 6 Cent Preisunterschied pro kWh
Beim Start des Projekts am 30. Juni betrug die maximale Preisabweichung im Tagesverlauf rund 6 Cent pro Kilowattstunde – je nachdem, zu welcher Zeit geladen wurde. Wie hoch die Preisdifferenz künftig ausfallen kann, hängt von mehreren Faktoren ab: neben dem Börsenstrompreis spielen auch Netzentgelte, Stromsteuer, Betriebskosten und Infrastrukturinvestitionen eine Rolle.
Voraussetzung: App oder Ladekarte
Nutzer:innen, die vom neuen Modell profitieren möchten, müssen die Shell Recharge App oder die Shell Recharge Ladekarte verwenden. Nur so lassen sich die dynamischen Tarife abrufen und nutzen. In der App können auch die jeweils aktuellen Ladepreise der einzelnen Stationen eingesehen werden. Das neue Preismodell richtet sich ausschließlich an Privatkund:innen.
Zusatzangebot: Shell Recharge e-Deal
Parallel zum dynamischen Preismodell bietet Shell weiterhin den Shell Recharge e-Deal an – einen Rabatttarif für Viellader:innen. Gegen eine monatliche Grundgebühr von 4,99 Euro erhalten Nutzer:innen 25 Prozent Rabatt pro kWh auf den jeweils aktuellen Preis – allerdings nur bis zu einem Monatsverbrauch von 400 kWh. Der Vorteilstarif lässt sich ebenfalls direkt über die App buchen und gilt ausschließlich an Shell Recharge Ladepunkten in Deutschland.
E-Laden mit 100 % Ökostrom
Shell setzt beim Schnellladen laut eigenen Angaben ausschließlich auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Seit 2019 baut der Konzern eigene Ultraschnellladesäulen mit mindestens 150 kW Ladeleistung auf – vorrangig an Shell-Tankstellen. Das Netzwerk wurde im vergangenen Jahr deutlich ausgebaut und umfasst inzwischen mehr als 1.600 Ladepunkte. Mit Initiativen wie dem dynamischen Preismodell will das Unternehmen Erkenntnisse sammeln, wie sich Preisgestaltung, Ladeverhalten und Netzbelastung sinnvoll aufeinander abstimmen lassen.