Die Elektromobilität boomt – und mit ihr wächst die Bedeutung von Ladediensten für Elektrofahrzeuge. Eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung USCALE unter E-Autofahrern in sechs europäischen Ländern zeigt nun, wer in diesem Markt die Nase vorn hat. Überraschendes Ergebnis: Die klassischen Mineralölkonzerne haben sich als führende Fahrstromanbieter etabliert und verdrängen damit die einst dominierenden Roaming-Anbieter.
Ölkonzerne an der Spitze
Mit einem Marktanteil von 21 Prozent liegen Tankstellenketten wie Aral Pulse und Shell Recharge inzwischen vor den Roaming-Anbietern, die ihren Anteil auf 20 Prozent nahezu halbiert haben. Dahinter folgen reine Ladesäulenbetreiber mit 18 Prozent. Energieunternehmen, die in Deutschland traditionell eine starke Rolle spielen, erreichen europaweit nur 15 Prozent und landen damit hinter den Autoherstellern mit 13 Prozent. Arbeitgeber, Stadtwerke und Einzelhändler teilen sich den verbleibenden Marktanteil.
Vielfalt statt Exklusivität
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die meisten E-Autofahrer setzen nicht auf einen einzigen Ladedienst, sondern kombinieren verschiedene Anbieter. In Deutschland nutzt ein Fahrer durchschnittlich 2,7 verschiedene Lade-Apps oder Verträge, in Großbritannien sind es sogar 3,4. Italiener kommen hingegen mit 2,4 Diensten aus. Das zeigt, dass der Markt weiterhin fragmentiert ist und kein Anbieter eine allumfassende Lösung bietet.
Warum gewinnen die Ölkonzerne?
Die Tankstellenketten profitieren von ihren bestehenden Standorten entlang der Hauptverkehrsrouten und ihrer etablierten Infrastruktur. Zudem setzen sie verstärkt auf Schnellladepunkte, um Fahrern kurze Ladezeiten und eine hohe Verfügbarkeit zu bieten. Während Roaming-Anbieter zunehmend unter Druck geraten, nutzen die Mineralölgesellschaften ihre Marktposition, um sich als zuverlässige Partner für die Elektromobilität zu etablieren.
Was bedeutet das für Flottenbetreiber?
Für Flottenmanager könnte die Verschiebung der Marktanteile langfristig bedeuten, dass sich die Tankstellen erneut als zentrale Anlaufpunkte für das Laden von Firmenfahrzeugen etablieren. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern bleibt jedoch hoch, und die Wahl der richtigen Ladedienste bleibt eine Herausforderung – insbesondere angesichts der Vielfalt an Apps, Preisen und Abrechnungsmodellen.
Die Ergebnisse der USCALE-Studie zeigen: Der Markt für Ladedienste ist dynamisch und wird sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Während klassische Roaming-Anbieter Marktanteile verlieren, profitieren Tankstellenbetreiber von ihrer Erfahrung und Standortvorteilen. Für Unternehmen und Dienstwagenfahrer heißt das: Die Wahl des richtigen Ladeanbieters bleibt eine strategische Entscheidung.