Der neue Skyactiv-X von Mazda soll die Performance eines Benziners mit der Effizienz eines Diesel kombinieren. Wir haben ihn im Mazda 3 getestet.
Mazda macht manches anders als andere Hersteller. Die Japaner bauten Wankelmotoren in Großserie, schaffen mit ihren niedrig verdichteten Dieselmotoren alle Abgasnormen ohne den Einsatz von Adblue und setzen beim Benziner auf Hubraum und hohe Verdichtung anstatt auf Downsizing und Turbolader.
Als neuestes Produkt präsentiert die Ideenschmiede in Hiroshima jetzt einen Benzinmotor, der fast wie ein Diesel funktioniert. Zumindest soll der Skyactiv-X das Beste aus beiden Welten verbinden: die Performance, Drehfreudigkeit und Laufruhe eines Benziners mit der Effizienz eine Selbstzünders. Seine Eckdaten: zwei Liter Hubraum, 180 PS und in einem Kompaktwagen wie dem Mazda 3 nur 5,5 Liter Verbrauch (nach WLTP). Das Ganze gekoppelt mit 24-Volt-Mildhybridsystem, das beim Bremsen Strom rekuperiert und damit die elektrischen Verraucher speist. Außerdem schafft der Motor bereits die erst ab September 2020 gültige Abgasnorm Euro 6d.
Wo wird der Motor eingesetzt?
Vorerst im neuen Crossover CX-30 sowie im kompakten Mazda 3. Dort ersetzt er den bisherigen, 165 PS starken Benziner Skyactiv-G. Nach und nach will ihn Mazda auch in den anderen Modellen einsetzen. Laut Mazda sind auch schwächere oder stärkere Versionen möglich, mit mehr oder weniger Hubraum.
Wie fährt sich der Skyactiv-X
Wir konnten den neuen Motor ausgiebig im Mazda 3 Probe fahren. Als Saugmotor gibt er seine Leistung nicht schlagartig ab wie ein Turbo, sondern gleichmäßig über ein breites Drehzahlband. Daran muss man sich erst wieder gewöhnen. Dafür hängt der drehfreudige Vierzylinder gut am Gas und läuft sehr leise. Bei Tempo 90 im sechsten Gang ohne Zurückzuschalten zu überholen ist aber keine gute Idee. Man tritt aufs Gas und es passiert – nichts. Erst ab 4.000 Touren erwacht Motor und fühlt sich nach 180 PS an. Andererseits lässt es sich mit diesem geschmeidigen Benziner wunderbar bei niedrigen Drehzahlen bummeln. Wir konnten auch eine kurze Runde im CX-30 drehen. Erster Eindruck: Mit dem höheren Gewicht des Crossovers tut er sich spürbar schwerer als mit dem kompakten Mazda 3.
Ist er so sparsam wie versprochen?
Im Mazda 3 pendelt sich der Verbrauch bei normaler Fahrweise und Tempo 130 auf der Autobahn zwischen 5 und 6 Litern ein. Wer’s darauf anlegt und sich an die Schaltempfehlung hält, kommt locker unter 5 Liter. Für einen 180-PS-Benziner ist man also sehr sparsam unterwegs. Natürlich steigt der Durst bei schneller Fahrt und hohen Drehzahlen kräftig. Trotzdem dürfte er auch dann deutlich weniger verbrauchen als ein vergleichbarer Turbo-Benziner.
Wie funktioniert der Motor?
In einem Benziner wird ein Kraftstoff-Luftgemisch eingespritzt und entzündet. Es brennt dann kreisförmig um den Zündpunkt herum ab. Die Mazda Idee: Weniger Sprit, mehr Luft. Doch solch ein mageres, von einer Kerze gezündete Gemisch verbrennt nicht stabil. Die Flamme breitet sich nicht mehr im gesamten Brennraum aus und stirbt ab. Besser wäre eine Kompressionszündung wie in einem Dieselmotor. Dort entzündet sich das gesamte magere Kraftstoff-Luft-Gemisch unter extrem hohem Druck auch ohne Zündkerze, und zwar gleichzeitig und sehr viel schneller. Das klappt aber nur bei niedrigen Drehzahlen und geringer Motorlast. Beim kräftigen Beschleunigen oder bei hohen Touren bräuchte man weiterhin eine Fremdzündung. Diese Kombination lässt sich jedoch kaum umsetzen. Mazdas Lösung: Die Zündkerze kommt auch bei der Kompressionszündung zum Einsatz.
Kurz bevor sich das magere Kraftstoff-Luft-Gemisch in der Nähe des oberen Totpunktes des Kolbens durch die hohe Verdichtung selbst entzündet, wird nochmals ein Hauch Sprit eingespritzt und entzündet. Der Druck im Brennraum steigt enorm an und das gesamte Gemisch verbrennt schlagartig und gleichmäßig. So kann der Motor bei höheren Drehzahlen nahtlos von Kompressions- auf Fremdzündung wechseln.
Wieviel kostet der Skyactiv-X?
Sowohl Mazda CX-30 als auch Mazda 3 kosten mit dem neuen 180-PS-Benziner gut 22.500 Euro (alle Preise netto). Im Crossover beträgt der Preisunterschied zum 116 PS starken Diesel nur rund 170 Euro. Im Mazda 3 kostet der Diesel dagegen 21.500 Euro, also 1.000 Euro weniger. Alternativ gibt’s in beiden Modellen noch einen 122-PS-Benziner.
Für wen empfiehlt sich der Motor?
Für Pendler und Langstreckenfahrer, denen Laufruhe und Verbrauch wichtiger sind als Fahrdynamik. Angesichts der geringeren Steuer und Versicherungskosten empfiehlt er sich auch für Vielfahrer als Alternative zum Diesel – solange man den Gasfuß zügelt. Die firmenauto-Empfehlung: den CX-30 mit Diesel (weil der sich mit dem Gewicht leichter tut), den Mazda 3 mit Skyactiv-X (wegen des höheren Fahrkomforts und des Sparpotenzials).