Ein C im Namen steht bei Mercedes für die Mittelklasse, das GL davor für einen trendigen SUV. Nach vier Jahren überarbeiten die Schwaben ihren Bestseller – im Fahrbericht kam mehr Neues zu Tage, als erwartet.
Neue Tagfahrleuchten, leicht geänderte Stoßfänger samt neuem Kühlergrill und überarbeitete Rückleuchten: Man kann nicht behaupten, dass die Modellpfleger bei Mercedes den bisherigen GLC mit ihrer neuesten Kreation alt aussehen lassen. Vielmehr gingen die Designer bei der GLC Mopf (Modellpflege) behutsam zu Werke, neue Alufelgen und zusätzliche Farben ergänzen die optische Feinarbeit.
Unter der Motorhaube kommt jetzt die aktuellste Motorengeneration zum Einsatz, und im Innenraum begrüßt das Infotainmentsystem aus dem sogenannten MBUX-Baukasten die Insassen nun auch mit Freitext-Spracheingabe. Letzteres ist besonders erwähnenswert, sieht der GLC innen doch auf den ersten Blick ganz genau gleich aus wie die jüngst geliftete C-Klasse. Die kommt allerdings noch mit altem Comand-Infotainment samt Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole und ohne Touch-Bildschirm. Im GLC reagiert das Display hingegen auf Fingerdruck ebenso wie auf die Ansprache "Hey Mercedes". Ein bisschen scheinen die Daimler-Entwickler dabei über den Tellerrand in die Programmierwelt geschaut zu haben, denn auf die Anfrage „Hey Mercedes, erzähl mal einen Witz“ antwortet das Auto, dass Entwickler leider keinen Spaß verstehen.
Ansonsten macht die Sprachbedienung tatsächlich vieles leichter, denn sie verhindert, dass sich Neulinge allzu tief in den Menüs verlieren. Dabei hilft auch das neue Lenkrad aus der C-Klasse mit zwei Touch-Bedienfeldern, die beide Displays steuern. Neben dem nun flacheren Bildschirm auf der Mittelkonsole führt Mercedes jetzt nämlich auch die Instrumente digital aus, sodass die Fahrer am Ende die Qual der Wahl haben, welchen Navihinweisen sie jetzt lieber folgen mögen. Ein Head-Up-Display komplettiert den Anzeigewahnsinn um hilfreiche Fahrtinformationen direkt im Sichtfeld.
Sitze und Ergonomie befand Mercedes zu Recht für passend und beließ es somit bei der bisherigen Konfiguration. Allerdings gibt es jetzt eine preiswertere Option für mehr Komfort: Neben dem nach wie vor erhältlichen, über alle Zweifel erhabenen Luftfahrwerk, führt die Preisliste nun auch adaptive Stoßdämper in Verbindung mit herkömmlichen Stahlfedern. Das spart gegenüber der Luftfederung für 1.900 Euro immerhin 950 Euro. Kurven umrundet der GLC souverän, die zielgenaue Lenkung gibt wie schon bislang gutes Feedback. Neben den schon bekannten Fahrprogrammen ergänzen jetzt noch zwei weitere Offroad-Programme die elektronischen Wahlmöglichkeiten. In Verbindung mit den bis zu 245 Millimetern Bodenfreiheit kommt der GLC im Gelände so ziemlich weit.
Unter der Motorhaube fielen die Neuerungen noch umfangreicher aus. Die neuen Zweiliter-Diesel treiben schon seit einigen Jahren die E-Klasse und andere Mercedes-Modelle an. Ab Juni vertraut auch der GLC auf das nach Euro 6d saubere Aggregat. In verschiedenen Leistungsstufen bringt der Motor 163 und 245 PS auf die Straße. Für die erste Fahrt wählten wir die stärkste Version. Sie glänzt mit bulligen 500 Newtonmetern ab 1.600 Touren und harmoniert sehr gut mit der serienmäßigen Neunstufen-Automatik. Kräftig treibt der Diesel die schwere Fuhre nach vorn, auch bei hohem Autobahntempo beschleunigt der Diesel spürbar. Durch die große Stirnfläche geht dann natürlich auch der Verbrauch über den Katalogwert hinaus, aber weitaus weniger weit als beim vergleichbaren Benziner im GLC 300. Den Zweiliter-Turbomotor ergänzt ein 48-Volt-Mildhybridsystem, das mittels Riemenstartergenerator mit bis zu 17 PS rekuperieren und mit 14 PS beim Beschleunigen unterstützen kann. So spart sich der GLC das ein oder andere Zehntel im Verbrauch, kommt aber nicht an die Dieselmodelle heran. Das dürfte bei passendem Einsatzzweck erst im Herbst der Plug-in Hybrid schaffen, der als 350 e den Benziner mit einem Akku samt Elektromotor kombiniert. Der für Flotten deutlich interessantere Plug-in Diesel ist zwar in C- und E-Klasse schon erhältlich, schafft es aber erst Anfang nächsten Jahres in den GLC.
Bis dahin bleibt als alternativer Antrieb einzig der innovativste Strang übrig: Der GLC F-Cell. Ihn produziert Mercedes weiterhin in Kleinserie als optisches Mittelding zwischen Modellpflege und bisherigem GLC. So bleiben die Scheinwerfer ebenso auf dem alten Stand wie das Infotainment, das wie in der C-Klasse zwar mit neuer Optik, aber ohne neue Technik wie Touchscreen und Sprachsteuerung auskommen muss. Während der Brennstoffzellen-GLC nach wie vor nur als Mietfahrzeug zum Kunden fährt, können die alle anderen Modelle ganz herkömmlich kaufen. Die Preise starten dann bei 40.105 Euro für den 200 d, für das ebenso geliftete GLC Coupé verlangt Mercedes happige 3.600 Euro Aufpreis. Sollte der Fuhrparkleiter bei der Bestellung das ein oder andere Kreuz vergessen, ist das künftig kein Problem mehr: Optionen wie Digitalradio oder die Smartphone-Integration können einfach über das Infotainmentsystem auch nach der Zulassung noch dazugebucht werden.