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Neuer Fiat 500 (2021) Fahrbericht Die Fakten zum Elektro-Fiat

Fiat 500 C 2021 Foto: Fiat 15 Bilder

Der nächste Fiat 500 fährt elektrisch. Bleibt der Kultflitzer trotzdem seinen Charakter treu?

Das Bild mag etwas schief sein, aber der Fiat-Konzern will jetzt mit E-Autos richtig Gas geben. Auf die ersten Plug-in Hybride von Jeep folgt der ausschließlich elektrisch angetriebene neue Fiat 500, zu Preisen ab 29.327 Euro netto für die La Prima-Edition (minus 9.000 Euro Umweltprämie). „Für den FCA-Konzern ist der neue Cinquecento das wichtigste Modell der letzten zehn Jahre“, sagt Marketing Manager Charles Fuster. Parallel zum aktuellen Cinquecento sollen bis zu 80.000 E-500er pro Jahr vom Band laufen. Nicht in Polen, wo der aktuelle 500 weitergebaut wird, sondern in Turin, wo das Herz Fiats schlägt. „Wir holen die Produktion wieder zurück ins Stammwerk Mirafiori.“

Rund zwei Milliarden Euro investiert Fiat dazu in Turin. Es entsteht eine Art Kompetenzzentrum für E-Autos, später sollen sogar Batteriemodule gebaut werden. Bis dahin liefert Samsung aus Ungarn die 42-kWh-Batterie des Elektromodells. Tief unten im Boden einer komplett neuen Elektroplattform bildet der 290 Kilo schwere, flache Akku das Herzstück des Kleinwagens. Weitere Rahmendaten: 117 PS starker E-Motor, 320 Kilometer Reichweite und nur 13,8 kWh Verbrauch.

Trotz des neuen Antriebs bleibt auch dieser 500 seinem Konzept treu. Chefdesigner Klaus Busse ist es gelungen, die Form nicht neu, sondern behutsam weiter zu entwickeln.

Fiat 500 C 2021 Foto: Fiat
Höhere Rückleuchten und die breitere Karosserie lassen den 500 maskuliner aussehen.

Sechs Zentimeter breiter und länger, etwas mehr Radstand: Erst neben dem aktuellen Modell werden die Unterschiede sichtbar. Der Neue steht strammer auf der Straße, wirkt maskuliner, nicht mehr so knuffig. Vor allem von hinten, wo der aus Deutschland stammende Chefdesigner die Heckleuchten höher setzte. Vorne trägt er weiter das modelltypische Gesicht ohne Kühlergrill, dafür aber mit geteilten LED-Scheinwerfern.

Auch innen wirkt der Kleinwagen gereifter. Digitale Instrumente hat zwar schon der aktuelle 500. Doch jetzt wird das System bunter, besser ablesbar und vielseitiger mit einer Navianzeige hinterm Lenkrad. Dazu kommt ein 10,25 Zoll großer Bildschirm über der Mittelkonsole. Jede Menge Fahrassistenten vom Abstandstempomat bis zum Spurhalter bringen den 500 nun auf das Niveau der Konkurrenz rund um BMW i3, Mini Cooper SE oder Honda e. Auch das neue und schnelle Infotainmentsystem Uconnect 5 mit frei konfigurierbarem Menü, 360-Grad-Kamera, Wlan-Hotspot und allen aktuellen Überwachungsmöglichkeiten per App überzeugt. So lassen sich Smartphones nun kabellos per Apple Car Play oder Android Auto einbinden und in einer Ablage kabellos laden. Passagiere können sogar zwei Smartphones parallel nutzen.

Fiat 500 C 2021 Foto: Fiat
Breiter Bildschirm und Ladeschale für Smartphone.

Die E-Plattform erlaubte es den Designern, eine komplett neue Karosserie mit mehr Platz für die Passagiere zu entwickeln. Die ist innen im Vergleich zum aktuellen Modell gut vier Zentimeter breiter und einen Fingerbreit höher, was durchaus spürbar ist. Endlich gibt es auch eine Mittelarmlehne zwischen den Vordersitzen. Sogar für eine Schirmablage in der Tür fand Busses Team Platz.

Die Italiener nehmen das Thema E-Mobilität ernst. Das zeigen die vielfältigen Lademöglichkeiten, die den kleinen Flitzer sogar langstreckentauglich machen. Mit Hilfe des serienmäßigen 85-kW-Lader tankt der Fahrer an den vorwiegend entlang der Autobahn verbreiteten Schnellladern in nur 10 Minuten Strom für 100 Kilometer nach. Und dank des dreiphasigen Laders halten sich auch die Stopps an normalen Wchselstromsäulen in Grenzen. Dort fließt der Strom mit elf kW und füllt einen leeren Akku in etwas über etwa vier Stunden. Außerdem lassen sich drei Ladezeiten vorwählen, beispielsweise um günstigen Nachtstrom zu nutzen.

Wie schon bei den neuen Plug-in Hybriden von Jeep baut FCA eine ganze Infrastruktur an Apps und Dienstleistungen rund um das Auto herum, will Wallbox ebenso wie Stromtarife und Full-Service-Angebote über die hauseigene Leasinggesellschaft Leasys liefern.

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Wie gut fahren die Hybride?

Auf unserer kurzen Testfahrt durch die Innenstadt von Turin spüren wir: Dort ist der Cinquecento zuhause. Menschen winken, zeigen aus vorbeifahrenden Autos auf den kleinen Elektroflitzer. Und wundern sich, dass er ihnen an der Ampel im Nu die Rücklichter zeigt. Denn E-Auto-typisch geht’s flott voran. Entweder im normalen Modus mit geringer Rekuperation oder im Ein-Pedal-Betrieb im Range beziehungsweise Eco-Mode, der die Leistung auf 57 kW begrenzt. Das spürbar auf Komfort ausgelegte Fahrwerk überzeugt ebenso wie der harmonisch, nicht übertrieben agile Antrieb.

So ergibt es auch Sinn, dass Fiat auf der Motorhaube das Fiat-Logo gegen die Ziffern 500 getauscht hat. Im Jahre 63 nach seiner Erstauflage ist der Cinquecento quicklebendig und endgültig zur eigenen Marke geworden. Wie stolz man in der Hauptstadt des Piemonts auf den Kleinen ist, zeigt sich im Detail. „Made in Torino“ steht in den Griffschalen der Türen, und die unter dem breiten Bildschirm befindliche Smartphone-Ladeschale ziert eine Silhouette der Stadt. Und sobald er nach dem ersten Start 20 km/h erreicht, ertönt ganz leise eine Sequenz aus Fellinis Kultfilm Amarcord. Nicht als Ode an Turin, sondern ans italienische Dolce Vita.