Der neue Corsa basiert auf derselben Plattform wie der Peugeot 208. Unser Fahrbericht zeigt, dass das kein Nachteil ist. Außerdem schickt sich der Kleinwagen an, eine Lanze für den Diesel zu brechen.
Der neue Corsa ist ein klassischer Kleinwagen. Parklückenfreundliche 4,06 Meter lang, kaum breiter als sein Vorgänger und fast fünf Zentimeter niedriger. Damit stellt sich der Corsa ganz klar gegen die SUV- Mode, überzeugt mit ausgewogenen Proportionen samt flotter Dachlinie. Dass er sich zum ersten Mal die Plattform mit einem Konkurrenzprodukt teilt, sieht man auf den ersten Blick nicht. Der aus dem gleichen Konzern stammende Peugeot 208 war etwas früher dran, aber die Opel-Designer haben ganze Arbeit geleistet. Der Kleine geht direkt als Opel durch.
Die Preise starten bei 11.756 Euro (alle Preise netto), das sind 1.500 Euro mehr als beim Vorgänger. Dafür gibt's den 75-PS-Benziner mit drei Zylindern (Vorgänger: vier Zylinder). Bei der 100-PS-Version (14.731 Euro) beträgt der Aufpreis gar 2.700 Euro.
Auch innen kann das deutsch-französische Gemeinschaftsprodukt überzeugen. Klare Formen, übersichtliche Schalter und ein intuitiv bedienbares Infotainment zeichnen den Neuen aus. Smartphone-Inhalte spiegelt der große Touchscreen via Apple Carplay oder Android Auto. Die Werksnavigation kann sich also jeder sparen, dessen Mitarbeiter ein Diensthandy mit großzügigem Datentarif hat. Apropos Bildschirminhalte: Auf die digitalen Instrumente kann man getrost verzichten. Sie sind zwar scharf, aber im Konkurrenzvergleich ist die Displayfläche etwas klein geraten. Die herkömmlichen Zeiger können da nichts schlechter.
Auf den Vordersitzen finden auch lange Recken genügend Bewegungsfreiheit vor. Die niedrigere Dachlinie macht sich hier nicht negativ bemerkbar. Erst die Passagiere auf den billigen Plätzen, also den hinteren, müssen den Kopf einziehen. Auch große Füße suchen dort vergeblich einen angenehmen Abstellplatz unter den tief montierten Vordersitzen. Tröstlich: Ein Ford Fiesta kann das auch nicht besser, aber der musste sich in Vergleichstests auch schon die üppigeren Platzverhältnisse der VW-Konzernmodelle um die Ohren schlagen lassen. Der Gepäckraum ist klassenüblich, lediglich eine recht große Innenstufe und dünne Verkleidungsmaterialien trüben hier etwas die Freude.
Letztere haben aber eine gute Ausrede parat: Der kleine Opel baut recht leicht. Über 100 Kilogramm wollen die Ingenieure im Vergleich zum Vorgänger eingespart haben. Alleine die Rohkarosserie wiegt 40 Kilo weniger. Das ist gut für den Verbrauch, und zwar sowohl von Ressourcen beim Fahrzeugbau als auch für den von Kraftstoff unterwegs. Da hilft dann auch der Nachschliff an Karosseriekanten und Unterboden, der den Luftwiderstandswert ebenso senkt wie die flache Karosse. So schlüpft der Corsa gut durch den Fahrtwind, was sich auch durch angenehm leise Windgeräusche positiv auf den Fahrkomfort auswirkt. Durchaus erwähnenswert, ist doch die Federung nicht gerade schüchtern in ihren Mitteilungen über die Fahrbahnbeschaffenheit. Speziell als GS-Line mit 17-Zoll-Rädern werden die Insassen recht genau über jeden Gullideckel informiert.
Dafür geht’s dann mit direkter Lenkung voll Elan ins Kurvengetümmel. Da hilft natürlich auch das niedrige Gewicht, aber auch im weiteren Kurvenverlauf verhält sich der Corsa stets sicher. Dabei sorgt der 130-PS-Topbenziner unter recht deutlichem Dreizylinder-Trommeln für kräftigen Vortrieb. Dafür, dass immer der passende Gang eingelegt ist, sorgt die sehr gute Achststufen-Automatik. Für die Flotte tut’s auch der 100-PS-Benziner, für Vielfahrer gibt es eine echte Empfehlung: den Diesel (16.260 Euro). Er setzt auf 1,5 Liter Hubraum und vier Zylinder, was der Laufkultur gut tut. Mit seinem leicht schaltbaren und passend gestuften Sechsganggetriebe geht er stämmig vorwärts und bleibt dabei auf den ersten Testfahrten überzeugend sparsam. Der Bordcomputer zeigte Werte von unter vier Litern an, wobei wir verkehrsbedingt nicht über Tempo 130 kamen. Eine bewusste Sparfahrt war die Testfahrt allerdings auch nicht.
Bei den Tankkosten kommt da höchstens der 25.126 Euro teure Corsa-e mit. Während die Verbrennungsmotoren schon beim Händler stehen, müssen sich Elektro-Kunden noch etwas gedulden. Erst im März geht es mit den Auslieferungen los. Dann aber könnte die auf 6.000 Euro erhöhte Kaufprämie in Verbindung mit der attraktiven Dienstwagensteuer manchen Fuhrparkleiter und Dienstwagenfahrer zumindest ernsthaft überlegen lassen, ob man es nicht doch mal elektrisch probieren soll.