Seat Leon 1.5 eTSI FR (2020) Fahrbericht Segelndes Kurventalent

Seat Leon 2020 Foto: Thomas Kueppers 24 Bilder

Die vierte Generation des Seat Leon bekommt elektrische Unterstützung. Im ersten Test kann der mild hybridisierte 150-PS-Benziner seine Sparkunst ebenso beweisen wie das Fahrwerk seine gelungene Abstimmung.

Mit dem neuen Seat Leon wollen die Spanier alles noch besser machen als bislang, ohne völlig neue Wege zu gehen. Der VW Golf hat es vorgemacht, und so ist auch der neue Leon kein Designexperiment. Ein paar schärfere Linien, mit Leuchtband verbundene Heckleuchten und fast neun Zentimeter mehr Außenlänge machen die Unterscheidung zum Vorgänger dennoch leicht. Lobenswert und gut in Parkhäusern und Baustellen ist übrigens die gegen den Trend leicht auf 1,80 Meter geschrumpfte Breite.Während gerne andere beurteilen dürfen, ob Leuchtbänder schön sind, ist doch eines objektiv feststellbar: Die darin integrierte dritte Bremsleuchte wäre über der Heckscheibe deutlich besser aufgehoben. So geht sie zwischen den beiden anderen Bremslichtern fast unter.

Seat Leon 2020 Foto: Thomas Kueppers

Doch genug der Äußerlichkeiten, auch innen gibt es viel Neues. Digitale Instrumente und einen großen Touchscreen beispielsweise. Der steuert nicht nur das Radio, sondern auch Klimaanlage sonst alle anderen Funktionen. Wer nicht in den durchaus logisch aufgebauten Menüs suchen will, bemüht lieber die verständige Sprachsteuerung, die auf zweimaliges „Hola“ aufwacht. Für 164 Euro (alle Preise netto) bindet das System auch Smartphones per Android Auto oder Apple Car Play ein, was die Echtzeit-Navigation für 622 Euro erübrigt. Wir empfehlen unbedingt den DAB+-Empfang für unverständliche 181 Euro Aufpreis. Ansonsten ist die Serienausstattung erstaunlich komplett, selbst Spurhalter und Tempomat fehlen ebenso wenig wie LED-Scheinwerfer und Alufelgen.

Viel Platz dank langem Radstand

Auch das Platzangebot fällt erfreulich aus. Hier macht sich der längere Radstand von 2,69 Metern bemerkbar. Der Leon ist technisch ein Zwitter aus VW Golf und Skoda Octavia: Vom einen hat er das kompakte Steilheck, nutzt aber den langen Radstand des Skoda. Entsprechend üppig fällt die Kniefreiheit hinten aus.

Seat Leon 2020 Foto: Thomas Kueppers

Der Gepäckraum bleibt mit 380 Litern unverändert groß. Allerdings stört die hohe Ladekante nach innen beim Zuladen schweren Gepäcks. Das kann der Kombi besser, der jetzt mit 620 bis 1.600 Litern deutlich mehr schluckt als bislang. Doch zurück zum Testwagen, ein üppig ausgestatteter Fünftürer in FR-Ausführung. Er setzt auf bequeme Sportsitze mit leider schweißtreibenden Stoffbezügen.

Da hilft auch die serienmäßige Klimaanlage nicht viel, zumal das Fahrwerk die Stimmung im Auto zusätzlich anheizt: Die nur für die höheren Ausstattungen erhältliche adaptive Dämpfung leistet ganze Arbeit. In der mittleren Stellung findet die Federung einen gelungen Kompromiss aus zackigem Einlenkverhalten und ruhigem Abrollen. In Komfort-Stellung bügelt der Leon selbst fiese Schlaglöcher glatt, im Sport-Modus merkt man in Verbindung mit den optionalen 18-Zöllern fast jeden Kiesel. Immer passend und nie stößig zeigt sich die direkte und zielgenaue Lenkung.

Gelungene Fahrwerksabstimmung, gute Geräuschdämmung

Für lange Strecken empfiehlt sich dann der im Touchscreen-Menü wählbare Öko-Modus. Er beeinflusst neben Fahrwerk und Lenkung auch den Antrieb. Unser Testwagen hat einen 1,5-Liter Benziner mit 150 PS unter der Haube. Allerdings mit einer Besonderheit: Ein Riemenstartergenerator samt 48-Volt-Bordnetz unterstützt den Vortrieb, außerdem hilft eine Zylinderabschaltung beim Sparen. Im Alltag hilft diese Technik sehr effektiv. Selbst bei Autobahntempo schaltet sich der Benziner ab, sobald man vom Gaspedal geht. Nähert sich das Auto dem Vordermann, aktiviert sich der Motor beinahe unmerklich, der Zusatzantrieb rekuperiert nun und bremst das Auto passend ab – auch wenn der Abstandstempomat gerade nicht aktiv ist. Nebenbei berücksichtigt das System auch Tempolimits und Kurven, sodass man nur dann ohne Motor rollt, wenn es sinnvoll ist. Die zurückgewonnene Energie unterstützt dann bei der nächsten Beschleunigung. In Verbindung mit dem schnellen Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe ergibt sich so ein harmonischer Antriebsstrang. Kein Anfahrruckeln mehr, der Motor startet an der Ampel verzögerungsfrei, jede Gaspedalbewegung wird umgesetzt. Auch die schon bekannte Zylinderabschaltung bei Teillast gibt es weiterhin.

Seat Leon 2020 Foto: Thomas Kueppers

Unter 6-Liter auf der firmenauto-Normrunde

Auf unserer Normrunde gab sich der neue Leon so mit 5,9 Litern auf 100 Kilometer zufrieden. Selbst bei zügiger Autobahnfahrt genügten gut sieben Liter. Wer noch sparsamer fahren will, muss zu den Zweiliter-Dieseln greifen oder auf Leistung verzichten. Los geht die Modellpalette mit einem 90-PS-Dreizylinder, bald folgen noch zwei starke Plug-in Hybride sowie der in den Betriebskosten unschlagbare Erdgas-TGI mit 130 PS. All die Neuerungen gibt es nicht zum Nulltarif: Der Leon kostet jetzt knapp 1.000 Euro mehr. Auch da folgt Seat eben ganz dem großen VW-Vorbild.

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