Skoda Enyaq Coupé RS iV Test Schicker Stark-Stromer

Skoda Enyaq Coupe RS 2022 Foto: Skoda 12 Bilder

Das Coupé ist das neue Top-Modell der elektrischen Enyaq-Baureihe. Im RS kommt mächtig Spaß auf – und man kann sogar was an den Haken nehmen.

Wer eine Ikone wie den 130 RS in der Ahnengalerie hat, tut sich bei der Kennzeichnung besonders kraftvoller Modelle nicht allzu schwer. Waren die zwei Buchstaben 1974 noch reinen Motorsport-Modellen vorbehalten, adelt Škoda mit dem Kürzel seit 2000 auch serienmäßige Flottflitzer, und über die Jahre sogar Selbstzünder und Doppelherzen. Nun gibt es das Gütesiegel erstmals für pure Hochspannung: das vollelektrische Enyaq Coupé RS iV.

Stolze 220 kW (299 PS) haben sie dem Stark-Stromer ins Steuergerät geschrieben. Das Maximum dessen, was je aus Mladá Boleslav auf die Straße kam. Ein Škoda für Eilige. In 6,5 Sekunden geht’s auf 100, zügig voran bis zu abgeregelten 180 und bissig wieder retour. Pfeil schnell, um im Bild des Markenlogos zu bleiben. Ein Firmenwagen für Vernünftige, die den kleinen Spaß zwischendurch schätzen. Vorteil für Schnellentschlossene: Zum Auftakt des Coupés Ende März gibt’s ausschließlich den Wuchtbrummer. Falls Putins Krieg und Coronas Folgen es überhaupt zulassen. Erst in der zweiten Jahreshälfte frühestens folgen die anderen Coupé-Versionen.

Die Sitzwangen krallen den Fahrer in Kurven fest

Eigentlich führt der Name ein wenig in die Irre. Bedeutet Coupé doch etwas Abgeschnittenes. Die brutale Verkürzung dessen, was vorher irgendwie zu lang war. Da galt schon im Kutschen-Bau, also lange vor der Erfindung des Automobils. Gemeint hingegen ist etwas ganz anderes: ein sportlich eleganter Wagen mit nach hinten abfallendem Dach. Etwas Feines demnach.

Natürlich ist ein Sportlenkrad an Bord

So halten sie es auch beim Enyaq. Vorne thront man wie Gott in Tschechien, dank Sportsitzen vom Typ Abrahams Schoß für schwungvolle Bewegungen um die Hochachse gerüstet. Auch hinten hat man reichlich Platz und wegen des serienmäßigen Glasdachs den Kopf frei. Allerdings erfordert der Einstieg achtern eine kurze Verbeugung vor dem Design. Hinterm Gestühl steckt der RS 570 Liter weg, bei flacher Lehne gut 1,6 Kubikmeter. Das ist nur minimal weniger als im normalen Enyaq.

Räder mitnehmen? Kein Problem

Wenn das nicht reicht: Die Allrad-Modelle dürfen für ein E-Auto stolze 1,4 Tonnen (bis zehn Prozent Steigung) an den Haken nehmen. Genügt für einen ordentlichen Wohnwagen oder einen Pferdetransporter. Ein starkes Argument, denn maue oder gar fehlende Anhängelast hält bislang viele Kunden vom Stromer ab. Und selbst wer nichts ziehen will, freut sich, wenn er wenigstens einen Radträger hinten montieren kann.

Skoda Enyaq Coupe RS 2022 Foto: Skoda
Hinten ist die Schokoladenseite des Coupés

Mit seinen beiden Motoren (204 PS hinten und 109 PS vorne) muss sich das Topmodell trotz 2,3 Tonnen Gewicht vor dem Serien-GTI der Konzernmutter nicht verstecken. Allerdings gilt Buch eins der Batterie-Bibel: Dynamik kostet Distanz. Wer auch nur in die Nähe der maximalen Reichweite von 504 Kilometern kommen will, darf dem 82-kWh-Akku nicht ständig Volllast und Tempo 180 abverlangen.

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Das besondere Vergnügen beschert das Enyaq Coupé RS ohnehin durch sein Handling. Es lenkt per gezieltem Bremseingriff einen Hauch dynamischer ein und assistiert hinter dem Kurvenscheitel mit offenem Differenzial und klug verteilter Kraft für maximale Traktion. Auf Wellen allerdings dürfte das Fahrwerk mit seinen bis zu 21 Zoll großen Rädern gerne etwas weniger schwungvoll regieren. RS verpflichtet.

Gekühlter Akku bringt Reichweite

Nachhaltiger ist dagegen Zurückhaltung: möglichst oft Fuß vom Pedal und per Rekuperation Strom gewinnen. Gut gelungen ist den Škoda-Ingenieuren das Blending. Jene aus der Destillier-Branche entlehnte Kunst des Mischens: in diesem Fall von mechanischer und elektrischer Verzögerung. Und zwar so, dass das Gefühl im Fuß stets gleichbleibt. Apropos: Hinten sitzen Trommeln. Hört sich altmodisch an, bringt aber Vorteile bei Gewicht, Platz – und die Beläge halten ein Autoleben, versprechen die Tschechen.

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Zwar sorgen kluge Kreisläufe dafür, dass es Zellen, E-Motor und Elektronik wohltemperiert haben. Doch egal, wie sparsam man surrt und säuselt – irgendwann ist der Akku leer. Am Schnellader saugt der RS in sieben Minuten Gleichstrom für 100 Kilometer Strecke, an der Wallbox dauert die volle Ladung siebeneinhalb Stunden.

Drei weitere Versionen stehen neben dem RS zur Wahl. Ganz unten 180 PS mit Heckantrieb, 62 kWh-Batterie und 416 Kilometern Radius. Der iV 80 bringt, ebenfalls über die Hinterräder, 204 PS auf die Straße und schafft mit seinem 82-kWh-Akku die größte Reichweite (544 Kilometer). Dasselbe Modell mit Allrad kommt auf 265 PS und 520 Kilometer. Alle jedoch wahren mit Tempo 160 einen Respektabstand zum RS.

Head-up Display sorgt für Orientierung

Verfügbar in Sachen Assistenz ist so ziemlich alles. Auf Wunsch projiziert sogar ein Head‑up‑Display Richtungspfeile virtuell vors Auto. Das ist im Wortsinn großes Kino. Ob das auch für den mit 131 LED beleuchteten Grill namens Crystal Face gilt, muss man mit sich selbst ausmachen. Auf jeden Fall pfiffig: Der Powerpass gibt Zugang zu mehr als 260.000 Ladestellen in ganz Europa.

Skoda Enyaq iV 80X Test
Mehr Grip mit Allradantrieb

Bei den Preisen hält sich Škoda noch bedeckt. Ausstattungsbereinigt dürften die Coupés aber jeweils 1.500 Euro über der Sportline-Ausstattung des normalen Enyaq liegen. Fest steht bislang nur: Die Tür zum RS öffnet sich ab 48.487 Euro netto. Das ist, auch wenn man die Förderung abziehen darf, nicht wenig Geld. Fahrvergnügen aber hatte schon immer seinen Preis. Daran ändert auch ein Akku nichts.