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Test Dacia Spring Ohne Kompromisse geht´s nicht

https://www.spotpress.de/beitrag/viel-gespart/61619 Foto: Dacia 7 Bilder

Der Dacia Spring ist beliebt in Service-Flotten. Der Crossover-Kleinstwagen ist derzeit das günstigste E-Auto auf dem Markt, das hat Spuren hinterlassen. Nun hat Dacia den Spring aufgewertet.

Weil das Basismodell doch ein wenig zu billig wirkte und zu schwache Fahrleistungen bot, hat Dacia den Spring kräftig aufgewertet. Die kürzlich nachgereichte "Extreme"-Variante ist optisch gelungen und endlich auch auf Autobahnen nicht mehr völlig fehl am Platz. Trotzdem müssen Käufer viele Kompromisse eingehen.

Neue Variante bleibt preislich unter Konkurrenz

Mit einem Basispreis von 19.118 Euro (alle Preise netto) ist der Crossover-Kleinstwagen immer noch der günstigste Elektro-Pkw auf dem deutschen Markt. Und auch die getestete "Extreme"-Ausführung bleibt mit 21.378 Euro deutlich unter den nächst-billigen Modellen Renault Zoe und VW E-Up, die jeweils an der 25.210-Euro-Grenze kratzen.

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Innen finden vier Persone.n Platz

Allerdings: Stärker als bei anderen Dacia-Modellen merkt man dem Spring den Stress des Preiskampfes an. Gut lässt sich das schon daran erkennen, was ihm alles fehlt. Unter anderem: die "P"-Position auf dem Fahrstufen-Schalter (es gibt nur D, N und R), die Option auf eine Sitzheizung, beheizbare Außenspiegel, ein mehr als nur marginaler Bordcomputer, Android Auto oder Apple Car Play, ein Menü für die Ladeplanung, ein Schloss am Handschuhfach, ein verstellbares Lenkrad, Audio-Bedientasten an selbigem und ein dreiphasiger Bordlader. Von Assistenzsystemen gar nicht zu reden: Gerade mal der vorgeschriebene Notbremshelfer und der Schleuderschutz ESP sind an Bord. Im EuroNCAP-Crashtest reichte es unter anderem deswegen nur für einen einzigen Stern.

Noch Halogen-Technik beim Licht

Dass ein Auto im untersten Preissegment nicht feudal ausgestattet sein kann, ist verständlich. Aber auch das, was hier dann doch an Bord ist, kann nicht immer überzeugen. Besonders unangenehm fielen während der Testfahrten im herbstlichen Schmuddelwetter die funzeligen Scheinwerfer auf. Dacia setzt als beinahe einziger Hersteller noch auf Halogen-Technik für das Abblend- und Fernlicht. Lediglich im Tagfahrleuchten arbeiten LED. Die Sicht bei miesem Wetter wird noch dadurch verschlechtert, dass die Scheibenbelüftung der Klimaanlage ihre liebe Not hat, den Kondensnebel vom Glas zu bekommen. Bei mehr als einem Insassen und nassen Klamotten braucht sehr viel Geduld, wer nicht im Blindflug losfahren möchte.

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In der Extreme-Ausstattung kann sich der Kleinwagen sehen lassen.

Design-Upgrade überzeugt optisch

Es gibt aber auch einiges zu loben: Die an Geländewagen-Optik orientierten Design-Upgrades der "Extreme"-Ausstattung, die nur in Verbindung mit dem stärkeren der beiden Antriebsoptionen zu haben ist, stehen dem 3,73 Meter langen City-Stromer ausgezeichnet. Die kupferfarbenen Applikationen und das weiße Markenlogo an der Front sorgen für einen Lifestyle-Anstrich, der bei anderen Marken mit viel Geld erkauft werden muss. Der Innenraum wiederum ist weiterhin sehr einfach gehalten und wird von hartem Kunststoff dominiert. Ergonomie und Sitzposition sind – trotz fehlender Einstellmöglichkeiten – aber durchaus akzeptabel. Auch im Fond mit seinen zwei Plätzen können es Kinder zumindest für die üblichen Innenstadt-Strecken gut aushalten. Der Kofferraum ist für ein Auto dieser Klasse fast schon groß. Weil das serienmäßige Typ-2-Ladekabel unter den Ladeboden passt, bietet er auch für größere Wochenendeinkäufer ausreichend Platz.

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Das Cockpit ist eher einfach gehalten.

Cityflitzer mit rund 15 kWh Test-Verbrauch

Solange der Spring in der Stadt unterwegs ist, kann er auch fahrerisch durchaus überzeugen. Der flotte Antritt und der gute Durchzug bis Tempo 60 machen ihn in Kombination mit einem Wendekreis unter 10 Metern zum agilen Cityflitzer, der mit rund 15 kWh Test-Verbrauch auch noch ziemlich effizient unterwegs ist. Dass die Lenkung sehr unpräzise arbeitet und kaum Rückstellmoment aufbaut, stört beim Rangieren aber etwas. Spätestens auf der Landstraße kommt sie und das hölzern arbeitende Fahrwerk aber an ihre Grenzen; Fahrspaß hat da wenig Chancen. Zumindest erlaubt der im "Extreme" auf 65 PS erstarkte Antrieb auf sehr freier Strecke auch den ein oder anderen Überholvorgang. Und selbst auf der Autobahn kann man einigermaßen im Verkehr mitschwimmen. Mit dem 44 PS starken Basismodell hingegen wird schon das Einfädeln zur Mutprobe.

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Reichweite von 220 km

Bleiben wir also in der Stadt. Dort ist die Praxis-Reichweite von rund 200 Kilometern (Herstellerangabe: 220 km) durchaus angemessen, auch weil der Bordcomputer transparent rechnet und beruhigend genaue Angaben zum verbleibenden Energievorrat macht. Ist der 26,8 kWh große Akku leer, braucht es allerdings Geduld. einer öffentlichen AC-Ladesäule tankt der Dacia einphasig mit maximal 3,7 kW statt der mittlerweile üblichen 11 kW, so dass sich das Einstöpseln bei Restaurant- oder Shopping-Besuchen kaum lohnt. Wer unterwegs nennenswerte Mengen Strom nachtanken muss, tut das besser am Schnelllader, wo der Crossover bis zu 30 kW Ladeleistung entwickelt. In der Regel dürfte das Stadtauto aber in der heimischen Garage geladen werden, wo es rund achteinhalb Stunden für die Füllung benötigt.

Während andere Dacia-Modelle zwar preissensibel und teils auch etwas frugal gemacht sind, im Grund aber von der Wertigkeit durchaus mindestens mit einem vergleichbaren Gebrauchtwagen mithalten können, ist der Spring wirklich ein Sparmodell. Dem in China gebauten und für den dortigen Markt entwickelten Kleinstwagen merkt man den Kostendruck aus jeder Perspektive an. Das Ganze resultiert zwar in einem günstigen Preis – ein Schnäppchen ist der Rumäne aber trotzdem nicht. Wenn in den kommenden Monaten ähnlich preiswerte, aber wahrscheinlich deutlich vollwertigere E-Autos wie der Citroen E-C3 oder der Renault 5 auf den Markt kommen, dürfte es für den Rumänen noch schwerer werden als ohnehin schon. Das weiß auch Dacia – und hat bereits eine umfangreiche Überarbeitung in Aussicht gestellt.

Technische Daten – Dacia Spring Extreme Electric 65

Fünftüriger, viersitziger Kleinstwagen im Crossover-Stil
Länge: 3,73 Meter
Breite: 1,58 Meter (mit Außenspiegeln: 1,77 Meter)
Höhe: 1,51 Meter
Kofferraumvolumen: 290 Liter.
PSM-Elektromotor vorne
65 PS
maximales Drehmoment: 113 Newtonmeter
Vorderradantrieb
Batteriekapazität: 26,8 kWh (netto)
max. Ladeleistung (AC/DC): 3,7/30 kW
Ladezeit 10-80 % (AC/DC): 8:28/0:58 min
0-100 km/h: 13,7 s
Vmax: 125 km/h
WLTP-Normverbrauch: 14,5 kWh/100 Kilometer
Reichweite: 220 km
Testverbrauch: 15 kWh/100 Kilometer
Preis: 20.630 Euro

Kurzcharakteristik – Dacia Spring

Warum: niedriger Preis, für seine Größe gutes Raumangebot
Warum nicht: mäßige Fahrleistungen, niedriges Sicherheitsniveau, schwache Materialqualität
Was sonst: VW E-Up, Renault Twingo Electric, Dayun ES3