Unfälle mit SUV Gefahr von oben

CRASHTEST AXA WILDHAUS Foto: CHRISTIAN MERZ

Die hohe Sitzposition und der bequeme Einstieg machen SUV beliebt. Doch die hohen Autos haben nicht nur Vorteile, wie die hohe Unfallquote und Crashtests der Versicherung Axa zeigen.

Schäden sind in großen Fuhrparks an der Tagesordnung. Ganze Abteilungen oder externe Dienstleister kümmern sich um ihre Abwicklung. Doch dahinter steckt mehr: In über elf Prozent der polizeilich erfassten Unfälle im ersten Halbjahr 2020 wurden insgesamt knapp 150.000 Menschen verletzt. 1.281 davon starben an den Unfallfolgen.

Verständlich, wenn Unternehmen besonderen Wert auf möglichst aktuelle und damit sichere Firmenwagen legen. Hohe und schwere Fahrzeuge vermitteln Dienstwagenfahrern erst einmal ein sicheres Gefühl. Doch viele Verkehrsteilnehmer bezeichnen SUV als "Stadtpanzer", sehen gar eine Gefahr darin.

Die Versicherung Axa hat sich diesen Sachverhalt einmal genauer angesehen. Rund 20 Prozent der bei Axa versicherten Autos sind SUV, in den letzten zehn Jahren hat sich ihr Bestand verdoppelt. Diese schnell wachsende Fahrzeuggruppe ist natürlich nicht über einen Kamm zu scheren: Kleine SUV sind häufig nicht viel größer als Kompaktwagen und sind nicht häufiger in Unfälle verwickelt. Modelle der Mittelklasse wie Mercedes GLC oder große SUV wie VW Touareg und BMW X5 dagegen fallen statistisch negativ auf.

"Große SUV haben in den letzten vier Jahren über 40 Prozent mehr Unfälle verursacht, 2019 immerhin noch 27 Prozent mehr als andere Personenwagen", sagt Bettina Zahnd, Leiterin der Unfallforschung und Prävention bei Axa. Über alle SUV-Klassen hinweg waren die Hochbeiner für zehn Prozent mehr Schäden verantwortlich als normale, flachere Autos. Bei Kaskoschäden ist diese Quote noch viel höher.

Wie gefährlich SUV bei einem Unfall wirklich sind, überprüfte Axa auf einem abgesperrten Gelände. Im ersten Versuchsaufbau knallt ein VW Touareg in die linke Seite eines abbiegenden Audi A4, in dem hinten ein Kleinkind im Kindersitz untergebracht ist. Der Touareg fährt mit Tempo 60 in die Seite des Mittelklasse-Kombis – der Einschlag ist gewaltig.

Der hohe Vorderbau des VW trifft den Audi in der Hintertüre oberhalb von dessen Verstärkungen. Die B-Säule hält zwar das Schlimmste ab, doch die Deformation ist gewaltig. Die Seitenairbags schützen Kind und Fahrer, doch Verletzungen sind laut Axa zu erwarten. Ein Notbremsassistent hätte die Unfall­folgen womöglich lindern können. Der Rat für ­Flotten von Spezialistin Zahnd: "Verfügbare Assistenzsysteme sollten genutzt werden."

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Beim nächsten Versuchsunfall fährt mit dem Opel Mokka X ein kleines SUV vor. Es übersieht einen E-Scooter-Fahrer, der die Fahrbahn überquert. Mit Tempo 60 erwischt es den Unachtsamen, die hohe Front schleudert Fahrer und Roller weit davon. Der Kopf prallt auf die Windschutzscheibe, ohne Helm sind schwerste Verletzungen zu erwarten. Bei Pkw wären die Verletzungen geringer, so Zahnd, da die Beschleunigung des getroffenen Körpers langsamer wäre. "SUV-Fahrer müssen sich bewusst sein, dass sie im Straßenverkehr ein größeres Risiko darstellen", sagt Bettina Zahnd. Denn SUV-Fahrer fühlten sich zwar als sichere Fahrer, verursachten aber überdurchschnittlich häufig Unfälle.

Ein wichtiges Thema fürs Riskmanagement im Fuhrpark. Denn mit diesem Wissen kann man die Dienstwagenregelung hinsichtlich der Assistenzsysteme überarbeiten, aber auch die Fahrer entsprechender Autos sensibilisieren.