Adblue Das sollten Sie über Adblue wissen

Foto: BMW

Für Euro 6 müssen immer mehr Diesel-Pkw Adblue tanken. Ohne den Harnstoff funktioniert ihr SCR-Kat nicht.

1. Eigenschaft und Wirkung

Adblue ist ein geschützter Markenname und bezeichnet eine Mixtur aus 67,5 Prozent Wasser und 32,5 Prozent Harnstoff. Prinzip: Die Abgase durchströmen einen Oxidationskatalysator und Dieselpartikelfilter, ehe Adblue hinzugeführt wird. Durch eine thermische Reaktion wird das Adblue dann zu Ammoniak zersetzt, dieses wiederum reagiert in einem zusätzlich benötigten SCR-Katalysator mit den verbliebenen Stickoxiden und sollte mindestens 80 Prozent von ihnen zu harmlosem Stickstoff und Wasser zersetzen.

2. Tanken und Verbrauch

Adblue wird in separate Tanks mit eigenen Einfüllstutzen (in der Reserveradmulde, neben dem Dieselstutzen oder im Motorraum) gefüllt. Das Auffüllen ist einfach. Aber: Adblue ist kein Kraftstoffzusatz und darf sich keinesfalls mit dem Diesel vermengen. Beim ADAC schätzt man den Adblue-Verbrauch auf 1,5 bis 3 Liter auf 1.000 km, je nach Auto und Fahrweise. Die Tankgrößen variieren je nach Baureihe etwa zwischen 10 und fast 40 Litern. Ein Warnhinweis informiert in verschiedenen Intervallen über den zur Neige gehenden Vorrat. Stellt der Sensor einen leeren Tank fest, kann der Motor nicht gestartet werden. Dafür sorgt die Software der Motorsteuerung. Diese Techniksperre verlangt der Gesetzgeber, weil die Abgasnorm Euro 6 in SCR-Fahrzeugen ohne Adblue nicht einzuhalten ist.

3. Risiken und Garantien

Verunreinigungen machen der Technik den Garaus. Zum Umfüllen von gekauftem Adblue niemals alte Öl- oder Spritkanister verwenden! Selbst kleinere Fettrückstände schädigen den SCR-Kat, dann droht ein Verlust der Fahrzeuggarantie. Ein Risiko ist auch die Falschbetankung, also Adblue in den Dieseltank oder umgekehrt. Hier gilt: Auf keinen Fall anschließend den Motor starten, weil Adblue mit einigen Metallen und Materialien nicht in Berührung kommen darf. Unter Umständen zersetzt es dann mit der Zeit Leitungen und andere Module des Kraftstoffsystems. Das irrtümliche Einfüllen einer falschen Flüssigkeit in den Adblue-Tank ist ein "Betriebsschaden" und kein Fall für die Kaskoversicherung, hat das Landgericht Dresden entschieden (Az.: 8 S 524/11).

4. Qualität und Lagerung

Adblue wird in Normqualität abgegeben, entsprechend der DIN 70070 und der ISO 22241/1. Der VDA erteilt entsprechende Anbieterzulassungen. Wichtig beim Kauf: Behälter müssen versiegelt sein und das geschützte Adblue-Logo tragen. Wer einen nicht vom Autohersteller freigegebenen Ersatzstoff verwendet, verliert gegenüber dem Auto­hersteller Garantieansprüche. Adblue lässt sich problemlos lagern, idealerweise bei Temperaturen bis 25 Grad. Unter minus 11 Grad kristallisiert Adblue. Die Haltbarkeit beträgt je nach Lagerbedingungen etwa 18 bis 36 Monate. Adblue ist kein Gefahrgut und ist in der niedrigsten Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft. Verschüttreste sind für die Umwelt unbedenklich, auf Lacken und Metallen aber sollte man sie wegwischen, da sie eine korrosive Wirkung haben.

5. Einkauf und Mengen

Am einfachsten ist es, den Tank im Zuge der Normwartung auffüllen zu lassen. Reicht der Zyklus nicht aus, bleibt der Zukauf in Tankstellen (manche mit speziellen Zapf­anla­gen), im Autozubehörhandel und mittlerweile auch in großen Supermärkten. Die häufigsten Gebindeformen sind Fünf- oder Zehnliterkanister. Am teuersten sind in der Regel Literflaschen. Auch Mineralöl- und Betriebsstoffhändler verkaufen Adblue, allerdings meist in größeren Mengengebinden oder Bulkcontainern. Nur für sehr große Flotten lohnt eine Betriebstankstelle – nach Angaben der Straßenverkehrsgenossenschaften ab einem Jahresverbrauch von etwa 20.000 Litern. Nachteilig ist die lange "gewöhnliche Nutzungsdauer" einer betrieblichen Tankanlage: Laut AFA-Richtlinien beträgt sie 14 Jahre.

6. Kosten und Buchhaltung

Faustregel: SCR-Autos verbrauchen auf 1.000 Kilometer in etwa so viel Diesel weniger, wie sie Adblue benötigen – im Vergleich zu Fahrzeugen ohne SCR versteht sich. Für Vielfahrer lohnt sich ein Vergleich der Preise, sie variieren sehr stark in Abhängigkeit der Abgabemenge. Zwischen 35 Cent und vier Euro netto je Liter ist alles drin. Erhoben wird darauf noch der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Eine Mineralölsteuer enthält der Preis nicht. Hilfreich sind Tankkarten, die auch den Einkauf von Adblue ermöglichen und dies in der Abrechnung ausweisen. Buchhalterisch zählen die Ausgaben für Adblue zu den (variablen) sonstigen Betriebskosten eines Fahrzeugs, werden also getrennt von Kraftstoffkosten verbucht. 

7. Betrieb und Haftung

Adblue birgt keine Haftungsrisiken durch Fahrlässigkeit beim Umgang mit dem Stoff für Dritte oder die Umwelt. Wohl aber fürs Auto bei Missachtung der Herstellerangaben. Vorsicht also vor allem bei Leasingverträgen oder Mietwagen! Auch betriebliche Abläufe sind betroffen: Ist der Fuhrparkleiter (oder Fahrer) per Vertrag für die "ständige Einsatzbereitschaft" eines Firmenwagens verantwortlich, so muss er dafür sorgen, dass genug Adblue an Bord ist. Der Winterbetrieb ist nach Angaben aller Hersteller auch bei Tiefsttemperaturen gewährleistet – etwa durch separate Heizsysteme. Und: Das Manipulieren oder Abschalten der Software, die die Motorsteuerung blockiert, ist juristisch betrachtet ein Steuerbetrug, da der Wagen ohne Adblue in einer anderen Emissionsklasse läge. De facto erlischt zudem die Betriebserlaubnis, die nur fürs Fahren mit Adblue genehmigt wird.