Auf Eis und Schnee sind Bremswege länger als auf trockener Straße. Doch um wie viel länger ist der Bremsweg tatsächlich?
Bei einer Notbremsung aus Tempo 50 beträgt der Bremsweg bereits bei guten Bedingen rund 14 Meter. Zudem sorgt die Reaktionszeit für weitere Meter, in denen ein Fahrzeug ungebremst auf ein Hindernis auffährt. Auf schneeglatter Fahrbahn ist der Bremsweg nach Ansicht von Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeugexperte der Sachverständigenorganisation KÜS, dagegen rund viermal so lang wie auf trockener Straße. Auf Eis sei der Unterschied sogar noch extremer: Dort dauert das Stoppen mehr als siebenmal so lange wie gewohnt.
Marmit gibt außerdem zu bedenken, dass die genannten Werte lediglich für optimale Reifen gelten. Unabdingbar seien dabei Winterpneus. Sommerreifen sorgen seiner Meinung nach für eine weitere deutliche Verlängerung des Bremswegs. Zudem sollten mindestens vier Millimeter Restprofil vorhanden sein, auch wenn der Gesetzgeber lediglich 1,6 Millimeter vorschreibt.
Mindestens ebenso wichtig wie der richtige Reifen sei eine angepasste Fahrweise. Wer das Auto nicht komplett stehen lassen kann, sollte laut Marmit bei Eis und Schnee besonders langsam und aufmerksam fahren. Der Abstand zum Vordermann müsse dabei deutlich vergrößert werden, am besten um den Faktor drei. Ansonsten drohen seiner Erfahrung nach schon bei alltäglichen Bremsmanövern Auffahrunfälle mit teuren Blechschäden.
Elektronische Helfer seien im Winter zudem nur begrenzt von Nutzen. Das ABS könne unter Umständen sogar den Bremsweg verlängern. Wenn nämlich der Schnee recht locker ist, schieben blockierende Räder einen bremsenden Schneekeil vor sich her. Ist ABS an Bord, blockieren die Räder nicht und die Keilwirkung entfällt. Eine Deaktivierung sei seiner Meinung nach allerdings aus Sicherheitsgründen trotzdem nicht sinnvoll und funktioniere sowieso nur bei den wenigsten Autos. In der Regel funktioniere dies nur bei Geländewagen – denn diese nutzen den Blockade-Effekt auch bei der Fahrt auf Kies und Sand.
