Alltagstest beim Laden
Einstöpseln, Karte ans Display, Laden starten. Jetzt ein paar Schritte Richtung Rasthaus - und kurzer Kontrollblick auf die App … Läuft, oder besser: säuft, der SUV an der Ladesäule. Kurz aufs Örtchen, ein Espresso und ein Keks, zurück zum Auto. Im Laufschritt. Denn die App hat schon "Vollgeladen" angezeigt. Die Fahrerin vom Benziner an der Zapfsäule ein paar Meter weiter kommt da auch gerade erst vom Capuccino zurück.
Schnellladen mit bis zu 525 kW Ladeleistung
Mission erledigt. Der chinesische Hersteller Xpeng hat hart daran gearbeitet, die Ladegeschwindigkeit im Zug der neuesten Modellüberarbeitung der SUV G6 und G9 aufbrezeln. Auf einer Fahrt von München durchs Voralpenland wird schnell deutlich, wie die Weiterentwicklung den automobilen Alltag verändert. In zwölf Minuten aus zehn Prozent wieder auf 80 Prozent Ladestand. Der G6 erreicht das an geeigneten Ultra-Schnellladesäulen mit bis zu 451 Kilowatt, der G9 sogar mit 525 Kilowatt Ladeleistung. Im Test sauste jede Sekunde ein Kilometer Reichweite mehr in den Akku. Entsprechend leistungsfähige Säulen wird es etwa bei Ionity im kommenden Jahr geben.
Xpeng G6 und G9 für Mittel- und Oberklasse
Der 4,76 Meter lange Xpeng G6 startet schon jetzt in verschiedenen Akku- und Antriebskonfigurationen. Die Long-Range-Version mit Hinterradantrieb nutzt einen 80,8-kWh-Akku und erreicht bis zu 525 Kilometer Reichweite nach WLTP. Die Performance-Variante mit Allrad und 476 PS Spitzenleistung beschleunigt in vier Sekunden auf Tempo 100. Eine Standard-Range-Version mit 66 kWh bietet bis zu 435 Kilometer Reichweite. Der mit 4,89 Meter noch größere G9 kommt zum Marktstart nur mit großer Batterie und bis zu 585 Kilometern Reichweite.
Zielgruppe: Komfortorientierte Langstreckenfahrer
Er richtet sich vor allem an Käufer, die großen Wert auf Langstreckentauglichkeit und luxuriösen Fahrkomfort legen. Übrigens: Im kommenden Jahr wird es wohl neben den Limousinen P7 und P7 Plus auch ein kompakteres SUV für den europäischen Markt geben. Im Moment sind aber die mächtigen G6 und G9 die Fahrzeuge, mit denen der Volkswagen-Partner Xpeng in Europa punkten will.

Die Performance-Variante des G6 mit Allrad und 476 PS Spitzenleistung beschleunigt in vier Sekunden auf Tempo 100.
Nachhaltige LFP-Batterie ohne Kobalt und Nickel
Beide Modelle nutzen eine 800-Volt-Architektur mit Siliziumkarbid-Halbleitern. Ein wesentliches Merkmal der neuen Generation ist der Einsatz einer LFP-Batterie. Diese Lithium-Eisenphosphat-Technologie enthält weder Kobalt noch Nickel oder Mangan. Das schont die Umwelt, verringert potenzielle Abhängigkeiten von kritischen Rohstoffen und bietet dennoch hohe Leistungsfähigkeit. Nach Herstellerangaben verlängert sich die Lebensdauer dieser Akkus zudem um etwa dreißig Prozent gegenüber bisherigen Typen. Außerdem bleiben die Zellen über einen größeren Temperaturbereich stabil.
Stabiles Ladeverhalten bei allen Bedingungen
Das beweist sich auf der Testfahrt: Die Ladeleistung ist auch bei kühleren Bedingungen stabil. Die Batterien ohne Kobalt, Nickel oder Mangan zeigen eine bemerkenswerte Konstanz in der Leistungsabgabe, auch bei den wechselhaften Temperaturen im Voralpenland, wo der Spätsommertag ziemlich abrupt in einen kühlen Herbstschauer wechselt. 'Wenn´s ruppiger wird, kann sich auch das Fahrwerk bewähren. Der G6 überzeugt im Alltag durch sein zurückhaltendes, komfortorientiertes Fahrverhalten und ein angenehmes Geräuschniveau.
Sicheres Fahrverhalten und starke Fahrleistungen
Das Lenken ist präzise, das steife Chassis lässt den Wagen auch auf kurvigen Straßen sicher und angenehm fahren, während die Beschleunigung – je nach Modellvariante – dank des kraftvollen Elektroantriebs sofort und spürbar einsetzt. Im G9 ist die Beschleunigung mit bis zu 551 PS und 3,9 Sekunden von null auf hundert für ein SUV dieser Größe beeindruckend - und das adaptive Luftfahrwerk sorgt für entspanntes Gleiten sowie Extra-Komfort selbst im Alltagsbetrieb.

Der G9 bietet 525 Kilowatt Ladeleistung. Im Test sauste jede Sekunde ein Kilometer Reichweite mehr in den Akku.
Gute Reichweite trifft niedrigen Verbrauch
Beim G6 liegt der Verbrauch auf den knapp 100 gefahrenen Kilometern bei 17,5 kWh, beim G9 bei 18,4 kWh. Die Reichweite reicht mit bis zu 535 Kilometern für längere Fahrten, im G9 sind es 450 Kilometer. In Verbindung mit dem ultraschnellen Nachladen könnte sich die Reisezeit auf Langstrecken also deutlich verkürzen.
Zentrale Bedienung per Touchscreen und KI
Die Bedienung erfolgt wie bei so vielen neueren Fahrzeugen fast komplett digital über ein zentrales Display und ist prinzipiell übersichtlich aufgebaut. Wer aber etwa den Luftstrom der Klimaanlage weg vom Körper Richtung Kopf lenken möchte, muss sich dazu im G9 durch zahlreiche Untermenüs wühlen, Hebelchen dafür gibt es keine. Und der putzige Roboter, den der Sprachbefehl "Hey Xpeng" auf den Bildschirm zaubert, kann solche und manche andere Basisarbeit auch nicht erledigen - trotz KI-Unterstützung aus dem Zentralrechner.

Für den Beifahrer bietet der Xpeng G9 einen großen Touchscreen mit vielen Entertainmentoptionen.
Innenraum mit Premium-Anspruch und viel Licht
Im Innenraum beeindrucken bei beiden Fahrzeugen die hochwertigen Materialien, durchaus mit Luxus-Anspruch. Im G6 hat Xpeng etwa sechzig Prozent der Innenraumflächen neugestaltet und das digitale Zentraldisplay jetzt mit Apple CarPlay und Android Auto und den populärsten Streaming-Apps aufgeschlaut. Das Panoramadach mit Wärmeschutzfolie sorgt für ein helles, aber klimatisch angenehmes Raumgefühl.
Nützliche Extras und viel Platz im Alltag
Abgerundet werden die Neuerungen durch die weiter verbesserte Geräuschdämmung und neue Funktionen wie NFC-Schlüsselkarten, eine effizientere Wärmepumpe sowie praktische Zusatzausstattungen wie die Möglichkeit, das Auto per Schlüssel ein- und auszuparken. Das Kofferraumvolumen ist mit bis zu 1.374 Litern alltagstauglich, und auch auf den hinteren Plätzen profitieren große Passagiere von verbessertem Raumgefühl.
Komfort auf Oberklasse-Niveau im Xpeng G9
Auch beim Komfort im großen Bruder G9 gibt es spürbare Verbesserungen: Das Platzangebot gehört zum Besten seiner Klasse, mit großzügiger Kopf- und Beinfreiheit, Panoramaglasdach und flüsterleisem, hochwertig verarbeitetem Innenraum. Die Sitze mit echtem Nappaleder und Zwölfschicht-Aufbau bieten vorne und hinten elektrische Verstellung, Heizung, Belüftung sowie ein Shiatsu-Massagesystem, das mit orthopädischen Spezialisten entwickelt wurde. Hinten sorgt eine elektrisch verstellbare Rückbank für Komfort, außerdem gibt es einen großen Bildschirm zur Unterhaltung.

Ein großzügiger Kofferraum mit 660 Litern (bis maximal 1.576 Liter bei umgelegten Rücksitzen) und zusätzlichem Frunk erleichtern den Alltag mit dem G9.
Xpeng G9: Luxus-SUV mit Massagesitzen und Komfortdetails
Praktische Details wie fast von selbst schließende Türen, eine sensorgesteuerte elektrische Heckklappe sowie ein großzügiger Kofferraum mit 660 Litern (bis maximal 1.576 Liter bei umgelegten Rücksitzen) und zusätzlichem Frunk erleichtern den Alltag. Diese Bandbreite an serienmäßiger Ausstattung ist in der Preisklasse der Fahrzeuge nicht selbstverständlich und könnte Druck auf europäische Hersteller ausüben.
Xpeng Assistenzsysteme: gut, aber verbesserungsfähig
Gemischte Eindrücke hinterlassen die Assistenzsysteme, bei denen Xpeng grundsätzlich auch nachgebessert hat: Beide Modelle verfügen über Xpilot, ein umfangreiches System mit Spurhalte-, Stau- und Parkassistenten sowie 360-Grad-Kameras. Der Abstandshalte-Tempomat erkennt aber nicht immer alle Verkehrszeichen, die Anpassung der Geschwindigkeit an die Vorgaben mittels Gangwahlschalter verlangt etwas Übung.
Preis-Leistungs-Verhältnis als Kaufargument
Beim G6 gehen die Preise ab 40.000 Euro (alle Preise netto) los, wer Allradantrieb will, muss nur mäßige 3.361 Euro drauflegen - da dürfte die Wahl leichtfallen. Beim G9 liegt der Einstieg bei 50.084 Euro, für 3.361 Euro mehr gibt es die größere Batterie. Nur mit der ist auch Allradantrieb zu erhalten. Dann wandern aber schon 61.008 Euro über den Ladentisch.
Mehr Ausstattung als bei Audi, BMW & Co.
Damit positionieren sich die Chinesen unterhalb vergleichbarer E-SUV von Audi, BMW oder Mercedes-Benz – bei teils höherer Ladeleistung und deutlich umfangreicherer Serienausstattung. Für Flottenbetreiber ebenso wie für private Langstreckenfahrerinnen und -fahrer ein interessantes Angebot. Wenn sie denn mit dem noch dünnen Händler- und Servicenetz leben können.
Xpeng G6 – Technische Daten
Fünftüriger, fünfsitziger SUV der Mittelklasse; Länge: 4,75 Meter, Breite: 1,92 Meter, Höhe: 1,65 Meter, Radstand: 2,89 Meter, Kofferraumvolumen: 571-1.374 Liter
E-Antrieb: E-Motor mit 218 (Allrad + 140) kW, Drehmoment: 440 Nm (+220) Nm , 0-100 km/h: 6,7 (4,1) s, Vmax: 202 km/h, Verbrauch: 17,5 (18,4) kWh/100 km, Akkugröße: 80,8 kWh, Reichweite: 525 (510) km (WLTP), Ladeleistung: 451 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 12 Minuten, AC: 5-100 % in 9:20 Std.
Preis: ab 40.000 (43.361) Euro
Xpeng G9 – Technische Daten
Fünftüriges, fünfsitziges Oberklasse-SUV; Länge: 4,89 Meter, Breite: 1,94 Meter, Höhe: 1,68 Meter, Radstand: 3,00 Meter, Kofferraumvolumen: 660-1.576 Liter, Zuladung: 470 kg, Anhängelast: 1.500 kg
Standard Range mit Hinterradantrieb und einem Elektromotor, maximale Leistung: 258 kW, maximales Drehmoment: 465 Nm, 0-100 km/h: 6,6 s; Vmax: 200 km/h, Batterie-Kapazität: 78,2 kWh, Normverbrauch: 18,4 kWh/100 km, Reichweite: 502 km, Ladeleistung: 445 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 12 Minuten, 11 kW AC: 5-100 % in 9:00 Std.
Preis: ab 50.084 Euro.
Long Range mit Hinterradantrieb und einem Elektromotor (Allrad), maximale Leistung: 258 (423) kW, maximales Drehmoment: 465 (695) Nm, 0-100 km/h: 6,4 (4,2) s; Vmax: 200 km/h, Batterie-Kapazität: 93,1 kWh, Normverbrauch: 18,6 (20,1) kWh/100 km, Reichweite: 585 (540) km, Ladeleistung: 451 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 12 Minuten, AC: 5-100 % in 9:20 Std.
Preis: ab 53.445 (61.008) Euro
Xpeng G6 - Kurzcharakteristik
Warum: starke Ladeleistung, gute Verarbeitung
Warum nicht: teils umständliche Bedienung
Xpeng G9 – Kurzcharakteristik
Warum: Lademeister, sehr wertig
Warum nicht: teils komplexe Bedienung