X was? XPeng! Den Namen des kleinen Elektroauto-Herstellers hat in Deutschland bislang kaum jemand auf dem Schirm. Kein Wunder, haben die Chinesen im letzten Jahr doch insgesamt weniger als 200.000 Einheiten verkauft. In Deutschland wurden 2024 rund 400 Fahrzeuge der Marke zugelassen. Drei Modellreihen werden derzeit angeboten, neben den SUV G6 und G9 auch die knapp 41.700 Euro netto teure Mittelklasse-Limousine P7; unser Begleiter für 14 Test-Tage im kühlen Vorfrühling.
Reichweite im Winter – überraschend gut
Kühle und Elektroauto? Da steht doch sofort die virtuelle Reichweiten-Rechnung im Raum: Kalt = deutlich weniger Reichweite. Das gilt natürlich auch für den P7. Aber, zu dessen Ehre muss gesagt werden, dass die Kälteverluste deutlich weniger ausgeprägt waren, als wir es schon bei anderen E-Autos erleben mussten. Tatsächlich lagen wir mit unserem Verbrauch von 20,4 kWh je 100 Kilometer inklusive Ladeverluste über den gesamten Testzeitraum nur etwa 20 Prozent über dem Normwert. Von der Normreichweite (576 km) blieben 420 Kilometer übrig. Und da man bei einem Elektroauto doch eher früher als später an die Säule oder Wallbox fährt, konnten wir den XPeng zwischen zwei Ladestopps real rund 350 Kilometer bewegen. Da mag ein Dieselfahrer leicht die Augenbrauen heben, aber für ein E-Auto – noch dazu in dieser Jahreszeit - geht der Wert durchaus in Ordnung.
Design & Verarbeitung: Fast schon Premium
Effizienz können die Ingenieure der chinesischen Marke also. Aber was kann der XPeng noch? Zum Beispiel Design und Qualität. Was beim Einstieg in den Viertürer sofort auffällt, ist das moderne und hochwertig wirkende Interieur. Immerhin ist der P7, obwohl bei uns erst seit einem Jahr auf dem Markt, tatsächlich schon fünf Jahre alt. Das sieht man dem Fahrzeug zumindest auf den ersten Blick nicht an.

Das Interieur wirkt sehr hochwertig und modern.
Cockpit mit Schwächen in der Bedienung
Das Cockpit wirkt edel, auch weil es ziemlich radikal reduziert wurde. Das kennen wir schon seit den ersten Tesla. Leider macht das die Bedienung im Einzelfall durchaus mal umständlich, etwa, wenn die Außenspiegel nicht, wie es sich lobenswert eingebürgert hat, direkt an der Fahrertüre, sondern über den Touchscreen verstellt werden müssen.
Viel Platz, aber schwache Heizung
Ansonsten ist am Innenraum nicht viel auszusetzen. Es gibt viel Platz für alle Passagiere, auch auf den drei Plätzen hinten, wobei der Mittelsitz ja in praktisch keinem Auto wirklich kommod ist. Dank des serienmäßigen Panoramadachs kommt viel Licht in den Innenraum, der dadurch noch ein wenig freundlicher wirkt. Enttäuscht hat an den kälteren Tagen Ende Februar lediglich die schwache Heizung. Und ja, die Sitze könnten etwas straffer sein und mehr Seitenhalt bieten.
Ungewöhnlich durchdacht – aber nichts für Umsteiger
Aber insgesamt ist der Innenraum, selbst gemessen an deutschen Premium-Wettbewerbern erstaunlich gut und routiniert gemacht und hat wenig von der häufig übertriebenen Verspieltheit anderer chinesischen Autos. Wobei man durchaus als Besitzer des P7 einige Zeit in die Feinheiten, die Infotainments und die persönlichen Einstellungen investieren sollte. Der XPeng ist nichts für Fahrer, die in ihrer Karriere von Polo über Golf zu Passat aufgestiegen sind und die sich ungern umstellen.

Die Türen öffnen normal, auf Wunsch gibt es in China aber auch Flügeltüren.
Fahreindruck: Sportlich, aber nicht übertrieben
Apropos deutsche Fahrzeuge. Vom teilweisen Over-Engineering heimischer Produkte ist der P7 weit entfernt. Der Chinese fährt solide, ist aber eher sportlich als komfortabel ausgelegt. Was bei einer längeren Fahrer-Fahrzeug-Liason vielleicht doch für Beziehungsprobleme sorgen könnte. Wie stets in Beziehungen kommt es auch auf die Kommunikation an, hier dürfte die Spracherkennung noch zulegen.
Ladeleistung und Vmax: Durchschnitt mit Potenzial
Am besten fährt es sich auf der Autobahn um die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Theoretisch sollen 200 km/h möglich sein, eine für ein E-Auto durchaus bemerkenswerte Vmax, die aber weder für den Akku gut ist, noch zum Fahrzeug passt. Das Nachladen ist mit bis zu 175 kW an der DC-Ladesäule durchschnittlich. An der Wechselstrombox geht es mit maximal 11 kW voran. Das können andere Anbieter im Premium-Segment durchaus besser.
Fazit: Mehr als nur ein Geheimtipp
Trotzdem gehört der P7 zu den positiven Überraschungen unter den Angeboten chinesischer Hersteller, vor allem wenn man bedenkt, dass das Fahrzeug schon vor fünf Jahren Premiere hatte. Vor allem die Qualität der Verarbeitung, die komplette Ausstattung, das Design und nicht zuletzt der Praxisverbrauch der E-Limousine gehen mehr als in Ordnung. Man darf gespannt sein, auf welchem Niveau sich kommende neue Modelle der Marke bewegen werden.
Xpeng P7 – Technische Daten
Viertürige, fünfsitzige Limousine der gehobenen Mittelklasse; Länge: 4,89 Meter, Breite: 1,90 Meter, Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 3,00 Meter, Kofferraumvolumen: 440 - 915 Liter
Elektromotor, 276 PS, Hinterradantrieb, Drehmoment: 440 Nm, 0-100 km/h: 6,7 s, Vmax: 200 km/h, Batterie-Kapazität (netto): 86,2 kWh, Normverbrauch: 16,8 kWh/100 km, Reichweite: 576 km, Ladedauer 10-80%: 29 min., Testverbrauch: 20,4 kWh/100km
Preis: ab 41.680 Euro netto
Kurzcharakteristik
Warum: hohe Reichweite, bestens ausgestattet, moderne Software, hohe Qualität
Warum nicht: recht hart abgestimmt, zu wenig Direktfunktionen, Sitze sollten straffer sein, Heizung schwach
Was sonst: BYD Seal, Mercedes EQE, Mazda 6e