Kaum zu glauben, aber der Ioniq 5 ist diesen Sommer schon seit vier Jahren in Deutschland auf dem Markt. Trotz seines leicht futuristischen Äußeren, ein solches Design birgt immer die Gefahr einer schnellen Abnutzung, wirkt der Elektriker immer noch recht frisch – nicht zuletzt wegen einiger Modellpflegen, der letzten 2024.
N-Line bringt Dynamik ins Design
Unser Testfahrzeug, die Version mit Allradantrieb und 325 PS Leistung, überzeugt trotz des hohen Aufbaus dank der neuen Ausstattungslinie N-Line nun auch optisch. Speziell die Heckpartie mit größerem Spoiler, unserer Meinung nach vorher ein Schwachpunkt, wirkt deutlich dynamischer. Endlich gibt es übrigens einen Heckscheibenwischer, der vorher selbst gegen Aufpreis nicht zu haben war. Auch die Front wurde mit der letzten Modellpflege modifiziert, sodass der Crossover insgesamt etwas gefälliger wirkt. Erhalten blieben die stilprägenden, außergewöhnlichen 20-Zoll-Felgen des Hyundai.
Mehr Akku, gleiche Ladepower
Apropos Verbrauch: Eine der wichtigsten Änderungen mit dem Facelift im vergangenen Jahr war die Vergrößerung des Akkus von 77,4 auf 84 kW/h, was die theoretische Reichweite auf 495 Kilometer erhöht. Allerdings lag der Praxisverbrauch unseres Fahrzeugs trotz zurückhaltender Fahrweise, recht warmen Wetters und serienmäßiger Wärmepumpe bei über 23 kW/h, was die Reichweite rechnerisch auf rund 360 Kilometer begrenzt; tatsächlich fährt man im Alltag somit mindestens schon nach 300 Kilometer an einen Lader.

Macht die Schnell-Ladesäule (350 kW) mit, kann man den Akku theoretisch in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent bringen.
Ladezeiten bleiben Benchmark
Während die Praxisreichweite enttäuscht, spielt der Ioniq 5 dank der immer noch seltenen 800-Volt-Technik seine Stärken am Lader aus. Macht die Schnell-Ladesäule (350 kW) mit, kann man den Akku theoretisch in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent bringen. Und selbst wenn es dann tatsächlich 25 Minuten dauert, ist das immer noch sehr schnell.
Ausgereiftes Fahrverhalten
Auch in anderen Bereichen merkt man dem Koreaner die inzwischen langjährige Erfahrung in der Elektromobilität an. Etwa an der Fahrwerksabstimmung, die für solch großes und schweres Auto (ca. 2,2 Tonnen) durchaus eine Herausforderung darstellt. Im Vergleich zum Vor-Facelift gibt sich die Lenkung nun direkter, während das Fahrzeug andererseits weniger direkt Bodenunebenheiten nach Innen weitergibt, ohne allerdings wirklich komfortabel zu sein.
Kräftiger Antritt, limitierte Emotion
Die Beschleunigung fällt angesichts von 325 Pferdestärken erwartbar dynamisch aus, andererseits aber auch wenig emotional, was für Elektroautos allerdings eher normal ist. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf (immerhin) 185 km/h begrenzt, was mehr als ausreicht. Angesichts der hoch bauenden Karosserie und der mächtigen Front schmilzt die Reichweite trotz vollem Akku bei Ausnutzung der Ressourcen schnell Richtung 200 Km/h.

Innen erwartet Fahrer und Passagiere ein routiniert gemachter Innenraum mit gut verarbeiteten Materialien.
Innenraum mit viel Platzgefühl
Innen erwartet Fahrer und Passagiere ein routiniert gemachter Innenraum mit gut verarbeiteten Materialien. Angesichts des Preises von 51.176 Euro (alle Preise netto) für diese Motorisierung mit N-Line als Basis ist die Ausstattung unter anderem mit elektrisch verstellbaren Sitzen, Sitz- und Lenkradheizung, Matrix-LED-Scheinwerfern, Rückfahrkamera oder elektrischer Heckklappe keine Lobeshymne wert, zudem es noch viele Posten in der Optionsliste gibt, die den Preis schnell Richtung 58.824 Euro treiben können.
Reichlich Raum und Stauraum
Eine der größten Stärken des Ioniq 5 ist – wen wundert es bei diesen Karosseriemaßen – das fast schon überbordende Platzangebot. Vor sitzt man sowieso sehr bequem und großzügig, aber auch hinten sind die Raumverhältnisse fürstlich und in den Kofferraum passen über 520 Liter an Gepäck. Wer keine Begleiter im Fond untergebracht hat, verfügt sogar über ein Ladevolumen von 1.580 Liter plus dem vorderen Frunk von 24 Liter, die allerdings fürs Ladekabel draufgehen. Platz für Koffer und Taschen also wie in einem Mittelklasse-Kombi, wobei die Insassen hinten in einem solchen bei weitem nicht so komfortabel reisen.

Eine der größten Stärken des Ioniq 5 ist – wen wunderts bei diesen Karosseriemaßen – das fast schon überbordende Platzangebot.
Intuitive Bedienung, clevere Details
Das Cockpit bietet die gewohnte Konzern-Kost, also ein Display hinter dem Lenkrad mit allen fahrerrelevanten Infos, dazu gegen Aufpreis ein grafisch gelungenes und gut ablesbares Head-up-Display und das horizontal angeordnete Mittendisplay im üblichen 12,3-Zoll-Format. Die Bedienung ist leicht erlernbar und es gibt auch noch eine Leiste mit Tasten für den direkten Zugriff etwa auf Lautstärke oder Temperatur. Eine lobenswerte Besonderheit von Produkten aus dem Hyundai-Konzern, also den Marken Hyundai, Kia und Genesis, sind die Videobilder von der Fahrzeugseite, die beim Setzen des Blinkers im Display auftauchen und zum Beispiel die Gefahr, einen Radfahrer zu übersehen, reduzieren.
Assistenzsysteme mit Nachholbedarf
Weniger überzeugend fallen die Assistenzsysteme aus, leider heutzutage auch keine Besonderheit, sie reagieren übervorsichtig und nerven häufig. Insbesondere der Spurhalteassistent muss, ob seiner Übergriffigkeit, mal sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Wer keinen Allradantrieb benötigt und auch mit weniger Leistung zufrieden ist, der könnte auch mit den beiden schwächeren, jeweils nur mit einem Elektromotor im Heck vorfahrenden Varianten glücklich werde.
Mehr Auswahl für Flotten und Fahrer
Wer keinen Allradantrieb benötigt und auch mit weniger Leistung zufrieden ist, der könnte auch mit den beiden schwächeren, jeweils nur mit einem Elektromotor im Heck vorfahrenden Varianten glücklich werden: Die Version mit 125 kW/175 PS und der kleineren 63-kWh-Batterie ist ab 44.900 Euro zu haben, die mit 168 kW/229 PS und dem 84-kWh-Akku kostet ab 49.900 Euro – beide mit allerdings auch deutlich weniger Ausstattung als beim Allrader. Wem aber vielleicht sogar 325 PS zu wenig sind, für den hat Hyundai den Ioniq 5 N im Angebot, der mit 448 kW/609 PS schon an der Grenze zum Supersportwagen entlang driftet - zum schlappen Preis von 74.900 Euro.
Hyundai Ioniq 5 – Technische Daten
Fünftüriger, fünfsitziger Crossover der Mittelklasse, Länge: 4,66 Meter, Breite: 1,89 Meter (mit Außenspiegeln: 2,12 Meter), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 3,00 Meter, Kofferraumvolumen: 520 bis 1.580 Liter / vorn: 24 Liter
Zwei Elektromotoren (Front/Heck), 325 PS, Drehmoment: 605 Nm, Allradantrieb, 1-Gang-Automatik, 0-100 km/h: 5,3 s, Vmax: 185 km/h, Reichweite (WLTP): 495 km, Akku: 84 kWh, Ladeleistung: 11 kW/260 kW (AC/DC), DC-Laden 10-80 %: 18 Minuten (350-kW-Ladestation), AC-Laden 10-100 %: 7 Std. 35 min., Effizienzklasse: A, Verbrauch: 18,2 kWh/100 km, Testverbrauch: 23,1 kWh/100 km (alle Werte mit 20-Zoll-Felgen)
Preis: ab 51.176 Euro
Kurzcharakteristik
Warum: außergewöhnliches Design, viel Platz, starker Motor, sehr gute Ladeleistung
Warum nicht: teuer, hoher Praxisverbrauch, dadurch eingeschränkte Reichweite, nervöse Assistenten








