Update des Hyundai Ioniq 6 im großen Wintertest

Hyundai frischt Elektro-Limousine auf
Ioniq 6 erhält mehr Akku und Reichweite

Der schnittige Hyundai-Stromer Ioniq 6 wird frisch gemacht für seine zweite Lebenshälfte. Was neu ist, wie sich das anfühlt, haben wir auf einem ungewöhnlichen Roadtrip über sechs Grenzen und knapp 850 Kilometern erfahren.

Hyundai Ioniq 6 frontal auf verschneiter Landstraße im Wald, Winterwetter, Fahrbahn mit Schneeresten.
Foto: Dani Heyne/Hyundai

Hyundai verpasst dem Ioniq 6 mehr Akku und neues Design

Größerer Akku, Design-Modifikationen, leicht gewachsene Außenabmessungen, überarbeiteter Innenraum, neue Ausstattungsstruktur: Die Hyundai-Crew hat an der Elektro-Limousine Ioniq 6 kräftig Hand angelegt. „Größer, länger“ weiter war das Motto. In Zahlen: Die Akkus wuchsen von 53 und 77,4 auf jetzt 63 und 84 kWh, die Länge um vier Zentimeter auf jetzt 4,93 Meter und die maximale Reichweite gibt Hyundai jetzt mit 680 statt bisher 614 Kilometer an. Doch dazu später mehr.

Überarbeitete Front und Heck bringen mehr Profil

Front und Heck wurden stark modifiziert, der Ioniq 6 wirkt von vorne und hinten einen Tick knackiger, trägt ein Haifischprofil und eine neu gestaltete Beleuchtungsanlage. Die neuen Kanten machen sich gut, der koreanische Sechser wirkt nicht mehr ganz so rund, er hat mehr Persönlichkeit bekommen. Die schwarz gehaltene Heckpartie passt allerdings nicht unbedingt zu allen elf möglichen Farben, neu sind Transmission Blue Matte und Sunset Brown Pearl.

Innenraum mit neuen Materialien und besserer Bedienlogik

Auch der Innenraum wurde überarbeitet und mit neuen, teilweise recycelten Materialien ausgestattet. Die beiden je 12,3 Zoll großen Displays blieben erhalten, Apple CarPlay und Android Auto sind jetzt kabellos verfügbar. Und die neu sortierte Mittelkonsole bietet nun beispielsweise Sitzheizung und -lüftung mit einem Knopfdruck. Nach wie vor nicht ideal für alle, die regelmäßig verschiedene Fahrzeuge fahren: Die Scheibenheber-Schalter zwischen den Sitzen bleiben die zweitbeste Lösung. Gut dagegen ist die Methode zur Deaktivierung des Tempowarners: Die Lautstärkewalze am Lenkrad drei Sekunden drücken – und Ruhe ist.

Hyundai Ioniq 6 von hinten auf Landstraße, Leitungen und Häuser am Straßenrand, klare Wetterlage.
Dani Heyne/Hyundai

Abwechslungsreich: Auch ländliche Straßen durch alte Dörfer fanden sich auf der Roadtrip-Route.

N-Line-Version startet zur Winter-Testfahrt durch Osteuropa

Bei unserer ausführlichen Testfahrt nahmen wir das relativ dezente Klingeln allerdings gerne in Kauf. Die Möglichkeit, sich an einem Tag Strafzettel aus gleich sechs Ländern einzufangen, erschien dann doch nicht erstrebenswert. Startpunkt: Krakau in Polen. Ziel: Zagreb in Kroatien – dazwischen Tschechien, Slowakei, Österreich und Ungarn. Gefahren wurde die neue Ausstattungsversion N Line, optisch an den kommenden Sportler Ioniq 6 N angelehnt.

Winterstart: Reichweite schrumpft drastisch bei Kälte

Erste eindrucksvolle Erkenntnis in der zwei Grad kalten Hoteltiefgarage: Statt der unter Idealbedingungen ermittelten 680-Kilometer-Reichweite laut WLTP standen im Display nur 329 Kilometer. Eine deutliche Differenz – aber physikalisch völlig realistisch, wie sich auf den gut 830 Kilometern quer durch Osteuropa bei konstant niedrigen Temperaturen zeigte. Die entscheidende Frage: Wie oft müssten wir laden? Und: Würde der ambitionierte Eintages-Trip überhaupt gelingen?

Verbrauch deutlich über Normwert – trotz Eco-Modus

Schon die ersten Kilometer in Richtung tschechischer Grenze zerstreuten die Hoffnung, dass der Normverbrauch von 17,5 kWh je 100 Kilometer erreichbar sein könnte – auch nicht mit „warmgefahrener“ Batterie und vorsichtiger Fahrweise im Eco-Modus. Nach den ersten 100 Kilometern pendelte sich der Verbrauch auf 22,6 kWh ein, die Reichweite sank auf 238 Kilometer und der Akkustand auf 60 Prozent. Zum Vergleich: Die von uns im Sommer 2023 gefahrene Heckantriebsversion kam auf 15,8 kWh.

Hyundai Ioniq 6 an Ionity-Ladesaeule, Ladekabel angeschlossen, Heck-Seitenansicht, Parkplatz im Winter.
Dani Heyne/Hyundai

Reisen macht schlau: Der Ladestopp in der Slowakei wurde mit vorkonditioniertem Akku absolviert.

Ladeleistung schwankt stark – abhängig von Batterietemperatur

Die erste Ladestation erreichten wir mit nicht vorkonditionierter Batterie. Folge: Mehr als rund 60 kW Ladeleistung waren nicht drin, trotz erhöhter Maximalleistung von 260 kW. Die gezapften 9,5 kWh steigerten den Akkustand in elfeinhalb Minuten immerhin auf 69 Prozent – ausreichend für die nächste Etappe. Über eine verschneite Bergstrecke zeigte der Ioniq 6 dank Allradantrieb keinerlei Schwächen. Beim zweiten Stopp an einem Ionity-Lader in der Slowakei – dieses Mal mit vorgewärmtem Akku – flossen in gut 20 Minuten 30,9 kWh.

Lange Etappe bis Österreich: Realverbrauch bei 23,4 kWh/100 km

Diese Ladung reichte bis Parndorf in Österreich. Nach 488,4 Kilometern standen dort 57 Kilometer Restreichweite und 18 Prozent Akkustand auf dem Display. Der Durchschnittsverbrauch: 23,4 kWh/100 Kilometer.

Reichweitenpoker: Schafft der Ioniq 6 die finalen 350 Kilometer?

In Parndorf wurde der Akku vollgeladen. Ein Blick auf den Bordcomputer zeigte: Es würde eng. 352 Kilometer Reichweite standen 350 Kilometern Strecke gegenüber. Jetzt musste alles passen.

Letzte Etappe: Mit neun Prozent Restakku ins Ziel

Vier Stunden und 15 Minuten später war klar: Es hatte geklappt. Mit einem Verbrauch von 21,1 kWh/100 km, neun Prozent Restakku und 32 Kilometern Reichweite erreichten wir Zagreb nach knapp 13 Stunden Fahrt. Auf den letzten hundert Kilometern hatten wir den „Schongang“ eingelegt – nötig, da mehrfach die prognostizierte Reichweite unter die verbleibende Strecke fiel. Haupt-Stromfresser: Überholmanöver auf ungarischen Landstraßen mit hoher Lkw-Dichte.

Hyundai Ioniq 6 2026
Dani Heyne/Hyundai

Knappe Angelegenheit: Am Ziel in Zagreb lag die Akkukapazität bei neun Prozent.

Testfazit: Komfort stark, Verbrauch akzeptabel, Kälte bleibt der Gegner

Welche Erkenntnisse bringt der Trip? Die Überarbeitung hat dem Ioniq 6 gutgetan. Er bleibt eine bequeme Reiselimousine, die lange Strecken entspannt meistert. Gleichzeitig zeigte sich erneut, wie massiv niedrige Temperaturen Akkuleistungen beeinflussen. Mit rund 22 kWh/100 km Gesamtverbrauch schlug sich der neue Ioniq 6 dennoch ordentlich.

Positiv: Ladenetz in Osteuropa funktioniert zuverlässiger als erwartet

Überraschend war auch, wie gut das Ladenetz in Osteuropa inzwischen funktioniert. Keine der drei angesteuerten Stationen zögerte beim Ladestart – alles lief reibungslos.

Preis und Marktstart: Ioniq 6 startet zum Jahreswechsel

Bestellstart ist noch vor dem Jahreswechsel. Die ersten Fahrzeuge sollen im ersten Quartal bei den Kunden eintreffen – zu Preisen ab 37.437 Euro netto für den Basis-Hecktriebler mit kleiner Batterie und 125 kW/170 PS. Die N-Line-Version mit großem Akku, wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb und 239 kW/325 PS startet ab 48.992 Euro netto.