Erster Eindruck entscheidet oft mehr als Daten
Ein erster Blick zwischen zwei Menschen kann vieles bewirken. Bisweilen sogar ein gemeinsames Leben nach sich ziehen. Oder eben gar nichts. Passt halt nicht. Ganz ähnlich läuft es bei der ersten Begegnung mit einem neuen Auto ab. Dieses kann eine noch so tolle Technik und Ausstattung vorweisen und auch preislich recht attraktiv sein, wenn das Design nicht das Herz berührt, wird’s schwierig mit einer Beziehung.
Eigenwilliges Frontdesign des EV4
Ähnlich könnte der Fall beim Kia EV4 gelagert sein. Wer sich dem kompakten Crossover-Modell nähert, wird augenblicklich mit dessen ungewohnt niedriger Nase konfrontiert. Sie dürfte nicht jedermanns Geschmack sein und birgt durchaus das Potenzial, dass Kunden sich abwenden. Dabei will Kia gerade im sehr wichtigen C-Segment – in Deutschland ist das jeder 5. Neuwagen – möglichst viele Menschen mit dem EV4 ansprechen.
Professionell gebautes Elektroauto
Wer sich jedoch vom Design der Steilhecklimousine – Kia betont, es ist kein SUV -angesprochen fühlt, kauft ein überaus professionell gemachtes Elektroauto mit viel Platz, Komfort, Fahrspaß und voller technischer Highlights. Hinzu kommen sieben Jahre Garantie aufs Fahrzeug sowie acht Jahre auf die Batterie. Ende des Jahres wird der EV4 zu Preisen ab 31.588 Euro (alle Preise netto) im Handel verfügbar sein. Vorausgeschickt werden muss: Hierbei handelt es sich um die Basisausstattung Air mit der kleinen Batterie (58,3 kWh). Für den großen Akku mit 81,4 kWh Kapazität müssen knapp 5.042 Euro mehr kalkuliert werden.

Nimmt man hinter dem Lenkrad Platz, fällt der Blick auf einen großen, langgestreckten, rechteckigen Bildschirm, der sich von der linken Seite bis zur Mitte spannt und insgesamt drei Displays aufnimmt.
Ausstattungslinien Air, Earth und GT-Line
Über Air liegen die Versionen Earth und GT-Line. Earth für 33.521 Euro bietet sich schon deshalb an, um im Winter wenigstens die Lenkrad- und Sitzheizung genießen und alle Scheiben elektrisch betätigen zu können. Auch das induktive Laden der Smartphones ist ein Argument gegen die Air-Basis. Alles inklusive wiederum plus ein ganzes Bündel an Luxus-Features hält die GT-Line bereit, sie kostet aber auch gleich stolze 41.546 Euro.
Modernes Cockpit mit großem Bildschirm
Aber erst einmal einsteigen: Nimmt man hinter dem Lenkrad Platz, fällt der Blick auf einen großen, langgestreckten, rechteckigen Bildschirm, der sich von der linken Seite bis zur Mitte spannt und insgesamt drei Displays aufnimmt, einen für die Armaturen, einen für die Klimabedienung (geht aber auch noch physisch an der Mittelkonsole) und einen für den Zentralbildschirm mit den üblichen Apps und der Navigation. Das gesamte Cockpit im EV4 wirkt reduziert, aufgeräumt, schick und modern.
Entertainment, Software und Updates
Letztes gilt ebenso für das Entertainment-Angebot. Wer möchte, kann Video-Streaming (YouTube, Netflix, Disney+), Online-Dienste und In-Car-Payment nutzen. Zudem erweitert ein schlauer Ki-Assistent die herkömmliche Sprachbedienung und viele Funktionen lassen sich später Over-The-Air (OTA) updaten. Zwei Navigationskarten sind dabei sogar kostenlos.

Der Fastback ist vor allem für die USA interessant.
Großzügiges Platzangebot für die Klasse
Das Platzangebot im EV4 verdient in Relation zu seiner Außengröße von 4,43 Metern durchaus die Bezeichnung üppig. Komfortable Bein- und Kopffreiheit können ebenso die Passagiere im Fond genießen, dem langen Radstand und dem geraden Dachverlauf sei Dank. Hinter ihnen bietet der Kofferraum Platz für 435 Liter. Das ist guter Durchschnitt und reicht für den Alltag allemal. Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt, erweitert sich das Volumen auf 1.415 Liter. Und ja, auch eine Anhängerkupplung ist möglich, entweder zum Transport von Rädern oder zum Ziehen von Hängern. Die dürfen bis zu einer Tonne Gewicht haben.
400-Volt-Architektur beeinflusst Ladezeiten
Kias Ingenieure haben die EV4 auf die bekannte Konzernplattform E-GMP gestellt, sie allerdings aus Kostengründen nicht mit einem 800-Volt- (wie zum Beispiel im EV9 und EV6), sondern mit einem 400-Volt-System ausgestattet. Zu merken ist dies beim Ladekomfort. Statt 20 Minuten muss der Kunde sich an einer DC-Säule dann gut 30 Minuten gedulden, bis der Akku wieder von 10 auf 80 Prozent gefüllt ist.
Fahrverhalten mit Komfort und Ruhe
Das Fahren selbst gestaltet sich im EV4 unaufgeregt und entspannt. Der große Beschleunigungs-Boost allerdings bleibt aus, da der Elektromotor lediglich 204 PS mobilisiert. Diese Leistung bringt einen aber in keiner Verkehrssituation in Verlegenheit und reicht bestens aus. Umso mehr genießt man im EV4 den Komfort, die Ruhe beim Fahren und das gute, recht direkte Handling. Man hat viel Know-how ins Fahrwerk und in die Geräuschisolierung investiert.

Kia startet mit dem EV4 in der Golf-Klasse.
Verbrauch und Reichweite im Alltag
Ebenso erfreulich: Verbrauch und Reichweite. Bei gelassener Fahrweise kommt der EV4 mit rund 16 kWh pro 100 Kilometer aus, was in etwa dem WLTP-Normwert entspricht. Hier zeigt sich gegenüber einem SUV der bessere cw-Wert einer Limousine. Auch über die Rekuperation ist einiges an Reichweite zu holen. Über Wippen an der Lenksäule lassen sich unterschiedliche Verzögerungen einstellen, bis hin zum One-Pedal-Drive, der jetzt sogar beim Rückwärtsfahren aktiviert bleibt, was das Rangieren vereinfachen soll. Im optimalen Szenario kann Kias Kompaktlimousine bis zu 625 Kilometer mit einer Batteriefüllung schaffen. Übrigens: Rekord im Segment.
Fastback-Variante mit eigenwilligen Proportionen
Beim EV4 als Steilheckvariante bleibt es nicht. Nahezu zeitlich parallel mit dessen Einführung schickt Kia auch eine Fastback-Variante (Schrägheck) an den Start (ab 41.490 Euro), mit technisch gleichem Inhalt, hinten nur deutlich gestreckt um satte 30 Zentimeter. Das ist mehr als eine ganze Klasse Unterschied und lässt die Proportionen wegen des identischen Radstands nicht unbedingt harmonischer wirken. Der eigenwillige Rücken des Fastback-Modells aber dürfte zumindest für viel Gesprächsstoff sorgen.
Kia EV4 – Technische Daten
Fünftürige, fünfsitzige Steilhecklimousine im Kompaktsegment; Länge: 4,43 Meter, Breite: 1,86 Meter, Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,82 Meter, Kofferraumvolumen: 435-1.415 Liter
E-Motor mit 204 PS, Drehmoment: 283 Nm, 0-100 km/h: 7,8 s, Vmax: 170 km/h, Verbrauch: 16,2 kWh/100 km, Akkugröße: 81,4 kWh, Reichweite: 625 km (WLTP), Ladeleistung: 128 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 31 Minuten, AC: 10-100 % in 7:15 Std.
Preis: ab 36.336 Euro
Kurzcharakteristik
Warum: weil einem das eigenwillige Design schlicht gefällt.
Warum nicht: weil einem das eigenwillige Design schlicht nicht gefällt.
Wann kommt er: viertes Quartal 2025