Mazda bringt Limousine statt SUV
Der Markt für Elektrolimousinen ist noch relativ dünn gesät. Die Hersteller setzen überwiegend auf SUV. Grund: Bei dieser Fahrzeuggattung lassen sich Batteriehöhe und das Raumangebot für die Passagiere besser in Einklang bringen. Limousinen erfordern in dieser Hinsicht ein geschickteres Package. Mazdas Designer haben sich der Herausforderung trotzdem gestellt und im Ergebnis ein überzeugendes wie attraktives Auto auf die Räder gestellt: den Mazda6e. Ab September wird das Mittelklasse-Modell im Handel sein. Los geht’s ab 37.395 Euro netto. In Relation zur Konkurrenz ein überaus attraktives Angebot.
Abschied vom Verbrenner – Einstieg in die E-Mittelklasse
Gut 23 Jahre lief die Baureihe 6 in drei Generationen mit Verbrennungsmotor vom Band. Damit ist jetzt Schluss. Mazda setzt bei der Schräghecklimousine vollständig auf Elektroantrieb und bietet den 6e nicht nur in zwei Batteriegrößen, sondern auch mit unterschiedlicher Zellchemie an. Während in der Basisversion ein Lithium-Eisen-Phosphat-Akku (LFP) mit einer Kapazität von 68,8 kWh steckt, sitzt in der Long-Range-Variante ein Nickel-Kobalt-Mangan-Energiespeicher (NCM) mit 80 kWh.
Zwei Leistungsstufen, aber überraschende Priorität
Basis und Long Range gehen zudem mit zwei Leistungsstufen einher, wenn auch nur mit einem geringen Unterschied von 10 kW. Wobei überraschenderweise die Einstiegsversion 258 PS, die Variante mit der größeren Batterie aber "nur" 245 PS hat.
Ladeleistung: Basis schlägt Long Range
Ebenso überrascht ist man beim Thema Ladeleistung. Dem kleineren LFP-Akku der Basisversion gönnt Mazda eine marktübliche DC-Leistung von 165 kW. Dadurch wird es möglich, die Kapazität von zehn auf 80 Prozent in 24 Minuten wieder aufzufüllen. 15 Minuten Nachladen sollen für 235 "frische" Kilometer reichen. Stutzig wird der Kunde allerdings, wenn er sieht, dass die Long-Range-Variante, sie sieht immerhin 552 Kilometer Reichweite vor, am Schnelllader nur mit 90 kW geladen werden kann und entsprechend 47 Minuten benötigt, bis der Akku wieder zu 80 Prozent gefüllt ist. Mazda sagt, dies hänge mit der etwas älteren Zellchemie zusammen. Ohnehin sieht man für die Long-Range-Version nur einen Verkaufsanteil von etwa zehn Prozent. "90 Prozent werden sich für den kleineren Akku entscheiden", sagt Mazda-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Kaplan.

Mit 4,92 Meter kratzt der Mazda6e längenmäßig an der Oberklasse.
Gebaut in China, aber hochwertig wie nie
Erstmals zeigten die Japaner den 6e unter der Bezeichnung EZ-6 vor zwei Jahren in Peking. Die Limousine entstand in einem Joint Venture mit Changan Automotive und wird auch in China gebaut. Wer jetzt denkt, dies hätte irgendeinen negativen Einfluss auf Qualität und Verarbeitung, irrt gewaltig. Nie hatte ein Mazda einen schickeren und edleren Innenraum. Besonders in der Takumi-Plus-Ausstattung mit dem braunen Leder/Alcantara wirkt das Interieur sehr hochwertig, was durch das puristische Layout noch verstärkt wird.
Neue Displays und Bedienlogik
Das Cockpit unterscheidet sich erheblich von den bisherigen Modellen. Erstmals gibt es ein großes, frei stehendes Zentral-Bildschirm, der sich per Touch wie ein Smartphone bedienen lässt. Integriert ist sogar die Steuerung für die Klimatisierung. Sie lief bislang stets getrennt über physische Knöpfe. Gewöhnen muss man sich ein wenig an die Spiegelverstellung, die erst auf dem Screen aktiviert werden muss und dann per Lenkradtasten bedient wird. Serienmäßig an Bord ist sogar ein Head-up-Display. Wer möchte, kann es in verschiedenen Modi konfigurieren, je nachdem, welche Informationen man in der Windschutzscheibe sehen möchte.
Oberklasseformat für die Mittelklasse
Mit 4,92 Meter kratzt der Mazda6e längenmäßig an der Oberklasse - ein Mercedes EQE ist nur drei Zentimeter länger. Vorne sitzt man sehr großzügig, aber auch auf den Rücksitzen muss keiner meckern. Kopf- und Beinfreiheit sind auch für Erwachsene ausreichend. Der Kofferraum bietet mit 466 Litern (inklusive Fach unter dem Ladeboden) ein ordentliches Stauvolumen. Sind die Rücksitzlehnen nach vorne geklappt, erweitert dies die Kapazität auf 1.074 Liter. Praktisch: Unter der Vorderhaube gibt es einen Frunk mit üppigen 74 Liter Volumen, ideal, um beispielsweise das Ladekabel oder eine Reisetasche zu verstauen.

Wie üblich, gehört auch im Mazda6e ein ganzes Bündel an Assistenzsystemen zum Serienumfang
Gutes Fahrverhalten trotz hohem Anspruch
Was das Fahren angeht, überzeugt Mazda einmal mehr mit seiner "Jinba-Ittai"-Philosophie, nach der Fahrer und Fahrzeug eine harmonische Einheit bilden sollen. Das mag zwar etwas nach Marketing-Sprech klingen, doch die Realität sieht genauso aus. Die Entwickler schafften es, der Elektrolimousine ein gutes und ausgewogenes Fahrverhalten mit auf den Weg zu geben. Dazu beitragen sicherlich auch der niedrige Schwerpunkt durch die tiefe Batterie sowie die Achslastverteilung von 47 vorne zu 53 Prozent hinten. Handling, Lenkung, Bremsen und Federung geben keinen Anlass zur Kritik. Kurzum: Der Mazda6e macht fahrdynamisch Spaß, unabhängig davon, für welche Motorisierung man sich entschieden hat. Mit beiden E-Maschinen ist man flott unterwegs.
Keine One-Pedal-Funktion – und das ist gut so
Zur Auswahl stehen drei Fahrmodi (Normal, Sport und Individual). Nur hier lassen sich (über den Touchscreen) dann die unterschiedlich Rekuperationsstufen einstellen, wobei die stärkste immer noch so moderat verzögert, dass es angenehm bleibt. Einen One-Pedal-Modus, der obendrein auch bis zum Stillstand abbremst, gibt es im Mazda6e nicht. Man vermisst diesen auch nicht.
Verbrauch unter Norm – trotz flotter Fahrt
Verbraucht haben wir auf der Testfahrt 16,1 kWh/100 km. Und dies bei teils zügiger Fahrweise und Autobahntempo von 150 km/h. Damit liegt der Stromverbrauch sogar etwas unter dem Normwert von 16,5 kWh/100 km und rangiert insgesamt auf einem recht niedrigen Niveau. Es zeigt deutlich, wie viel schnittiger sich doch Limousinen gegenüber SUV durch den Fahrtwind bewegen.
Assistenzsysteme serienmäßig
Wie üblich, gehört auch im Mazda6e ein ganzes Bündel an Assistenzsystemen zum Serienumfang. Dazu zählen unter anderem Spurhaltung, Notbremsung, Toter-Winkel, Querverkehr, Ausstiegswarnung und Staupilot. Zudem bietet der Mazda6e ein sogenanntes Occupancy Monitoring System, das warnt, falls ein Kind oder ein Haustier unbemerkt im Auto zurückgelassen wird.
Nächster Schritt: Elektrisches SUV folgt
Bei der elektrischen Limousine wird Mazda es nicht belassen. In den Startlöchern steht bereits ein größeres SUV, das in China unter der Bezeichnung EV-60 gezeigt wurde. Ende des Jahres soll das Modell in Deutschland vorgestellt werden und 2026 in den Markt gehen: vermutlicher Name CX-6e.
Mazda6e – Technische Daten
Viertürige, fünfsitzige Limousine der Mittelklasse; Länge: 4,92 Meter, Breite: 1,89 Meter (mit Außenspiegeln: 2,00 Meter), Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraumvolumen: 466-1.074 Liter, Frunk 74 Liter
Basis: E-Motor mit 258 PS, Drehmoment: 320 Nm, 0-100 km/h: 7,6 s, Hinterradantrieb, Vmax: 175 km/h, Verbrauch: 16,6 kWh/100 km, LFP-Akku, Größe: 68,8 kWh, Reichweite: 479 km (WLTP), Ladeleistung: 165 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 24
Minuten, AC: 0-100 % in 7:30 Std.
Preis: ab 37.395 Euro netto
Long Range: E-Motor mit 180 kW/245 PS, Drehmoment: 320 Nm, Hinterradantrieb, 0-100 km/h: 7,8 s, Vmax: 175 km/h, Verbrauch: 16,5 kWh/100 km, NCM-Akku, Größe: 80 kWh, Reichweite: 552 km (WLTP), Ladeleistung: 90 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 47 Minuten, AC: 0-100 % in 8:30 Std.
Preis: ab 39.076 Euro netto
Kurzcharakteristik
Warum: schickes Design und gute Qualität zu einem äußerst attraktiven Preis
Warum nicht: Long-Range-Version mit zu geringer Ladeleistung
Was sonst: Ioniq 6, Mercedes EQE, VW ID.7,
Wann kommt er: September 2025