Mercedes CLA Hybrid im Test: effizient, aber teuer

Fahrbericht: neuer Mercedes Mildhybrid-Antrieb
CLA Hybrid: effizient, aber nicht ganz rund

Der Mercedes CLA Hybrid übernimmt Technik und Digitalwelt des Stromers, kombiniert sie mit einem neuen Mildhybrid-Antrieb – effizient im Alltag, aber nicht in jeder Fahrsituation harmonisch. Der Fahrbericht mit allen Fakten und Bildergalerie.

Roter Mercedes CLA fährt auf schneebedeckter Strasse durch ein Gebirgstal, Front schräg im Bild.
Foto: Mercedes

Elektro-Erfolg als Messlatte

Es wird ja immer noch viel gemeckert über die deutsche Autoindustrie. Zu langsam, zu teuer, zu viel Vergangenheit, zu wenig Zukunft, so tönt es gern. Wie gut ein modernes Elektroauto made in Germany funktionieren kann, zeigt der neue Mercedes CLA mit 800-Volt-Technik, KI-basiertem Betriebssystem und hohem Effizienzanspruch. Schnell fahren, schnell laden, das Ganze in einem sauber abgestimmten Gesamtpaket mit Assistenzsystemen, die den Fahrer dezent unterstützen, ohne zu nerven – selten hat die Stuttgarter Marke ein neues Modell auf den Markt gebracht, das vom Start weg so viel positive Resonanz im Markt bekam.

Hybrid als Brücke zwischen zwei Welten

Jetzt folgt die Mildhybrid-Variante, die auf derselben Plattform steht und den Spagat zwischen Elektroschliff und Verbrennertradition wagt. Der Hybrid sieht dem Elektro-CLA fast zum Verwechseln ähnlich: klassischer Stern im Grill, klare Linien, coupéhafte Silhouette. Interessanter wird’s unter der Haube. Dort arbeitet ein neu entwickelter 1,5-Liter-Vierzylinder, gekoppelt mit einem im Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe integrierten Elektromotor. Das gesamte Antriebspaket wurde eigens für diese Plattform konstruiert, erklärt Motorenentwickler Heiko Schilling. Ziel sei gewesen, "das System wirklich auf Verbrauch und Effizienz zu optimieren". Möglichst kompakt, möglichst leicht, möglichst reibungsarm. Die elektrische Maschine liefert bis zu 22 kW Zusatzleistung und kann in allen acht Gängen Strom rekuperieren.

Neu entwickeltes Antriebspaket

Allerdings zeigt der CLA Hybrid eine Charaktereigenschaft, die man mögen kann, aber nicht muss. Beim Beschleunigen wirkt der Antrieb kurz wie aus zwei Welten zusammengesetzt. Gibt man Gas, dreht der Vierzylinder hörbar hoch, doch der Schub kommt zunächst ausschließlich vom Elektromotor. Der Verbrenner läuft zwar, ist aber noch nicht mit dem Getriebe verbunden. Erst, wenn die Kupplung schließt, übernimmt er. In diesem Augenblick, der sich besonders aus niedrigen Geschwindigkeiten bemerkbar macht, klaffen Ton und Tempo auseinander: Das Auto klingt schneller, als es tatsächlich beschleunigt. Ein Effekt, der sich anfühlt, als würde der Antrieb erst einen Gedanken fassen, bevor er sich entscheidet.

Geöffneter Motorraum eines roten Mercedes CLA, Blick von oben auf Motorabdeckung und Aggregate.
Mercedes

Unter der Haube arbeitet ein neu entwickelter 1,5-Liter-Vierzylinder.

Technische Erklärung des Effekts

Schilling nennt die Ursache offen: Die mildhybride E-Maschine liefert nur begrenzte Leistung, gleichzeitig brauche der Verbrenner einen Moment, um mit Öl- und Kupplungsdruck an den Antriebsstrang angebunden zu werden. „Das ist die Physik des Systems“, sagt er. Im normalen Alltag schleift der CLA diese Übergänge sauber aus, aber wenn es spontaner sein soll, beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven und beim schnellen Losfahren an der Kreuzung, muss sich die Kupplungschoreografie spürbar sortieren. Die Traditionalisten unter den Mercedes-Kunden dürften hier doch schwer schlucken.

Effizienz als große Stärke

Dafür punktet der Hybrid dort, wo die meisten Fahrer den größten Nutzen spüren: beim Verbrauch. Die elektrische Unterstützung arbeitet erstaunlich oft im Hintergrund, lässt den Wagen im Stadtverkehr längere Passagen ohne Verbrenner gleiten und gewinnt beim Bremsen bis zu 25 kW zurück. Wer diszipliniert fährt, kann den CLA mit weniger als vier Litern bewegen, ein Wert, der selbst für Vollhybride mit wesentlich größeren Akkus bemerkenswert niedrig wäre. Möglich macht das eine kleine, aber sehr aktiv genutzte 48-Volt-Batterie, die immer wieder genug Energie speichert, um den Motor abzuschalten oder den Antrieb kurzzeitig rein elektrisch voranzutreiben.

Heckansicht eines grauen Mercedes CLA auf winterlicher Bergstrasse, fahrend in einer Kurve.
Mercedes

Beim Beschleunigen wirkt der Antrieb kurz wie aus zwei Welten zusammengesetzt.

48-Volt-System clever genutzt

Möglich macht das eine kleine, aber sehr aktiv genutzte 48-Volt-Batterie, die immer wieder genug Energie speichert, um den Motor abzuschalten oder den Antrieb kurzzeitig rein elektrisch voranzutreiben.

Motorisierungen im Vergleich

Von den CLA 180 mit 115 kW/156 PS, CLA 200 mit 135 kW/184 PS und dem CLA 220 mit 155 kW/211 PS empfiehlt sich die goldene Mitte. Der CLA 200 fährt sich spürbar agiler als das Basisaggregat, ohne über das Ziel hinauszuschießen.

Fahrverhalten und Komfort

Die Lenkung aller drei Modelle reagiert präzise, das Fahrwerk wirkt kontrolliert und souverän, und auch Geräusch- und Vibrationskomfort passen. Innen übernimmt der Hybrid die digitale Welt des Elektro-CLA: das große Panoramadach, der MBUX-Superscreen mit drei weitläufigen Displays und das neue MB.OS, das per Over-the-Air-Updates lernfähig bleibt. Die Navigation basiert auf Google Maps, die Assistenzsysteme sind sauber abgestimmt.

Preisniveau und Einordnung

Dass der CLA mit Hybridantrieb kein wirklich billiges Auto wird, war zu erwarten. Die Spanne reicht vom CLA 200 für 38.860 Euro (alle Preise netto) bis zum CLA 220 4matic mit Allradantrieb für 45.570 Euro. Der günstigste CLA mit E-Antrieb kostet 41.529 Euro. Die bessere Wahl ist aber definitiv der Stromer.

Mercedes CLA Hybrid – Technische Daten

Viertürige, fünfsitzige Mittelklasse-Limousine; Länge: 4,72 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 405 l

CLA 180

1,5-Liter-Vierzylinder-Mildhybrid-Benziner mit 48-Volt-Texchnik; 100 kW/136 PS plus 22 kW/30 PS E-Motor; Systemleistung: 115 kW/156 PS, maximales Drehmoment: 280 Nm, Frontantrieb, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 8,8 s, Vmax: 218 km/h, Normverbrauch: 4,9-5,4 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 111-123 g/km

Preis: ab 38.860 Euro (Progressive)

CLA 200

1,5-Liter-Vierzylinder-Mildhybrid-Benziner mit 48-Volt-Texchnik; 120 kW/163 PS plus 22 kW/30 PS E-Motor; Systemleistung: 135 kW/184 PS, maximales Drehmoment: 330 Nm, Frontantrieb, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 8,0 s, Vmax: 232 km/h, Normverbrauch: 4,9-5,4 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 111-123 g/km

Preis: ab 41.139 Euro (Progressive)

CLA 220

1,5-Liter-Vierzylinder-Mildhybrid-Benziner mit 48-Volt-Texchnik; 140 kW/190 PS plus 22 kW/30 PS E-Motor; Systemleistung: 155 kW/211 PS, maximales Drehmoment: 380 Nm, Frontantrieb, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 7,2 s, Vmax: 240 km/h, Normverbrauch: 5,0-5,5 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 113-124 g/km

Preis: ab 43.719 Euro (Progressive)

Mercedes CLA Hybrid – Kurzcharakteristik

Warum: sparsam, agil, moderne Plattform

Warum nicht: relativ teuer, unharmonischer Antrieb

Was sonst: Audi A3 Limousine, BMW 2er Gran Coupé, Mazda 3 Fastback

Wann kommt er: bereits bestellbar