Warum Toyotas bZ4X neu durchstarten muss
Der Name allein ist natürlich nicht schuld daran, dass sich Toyotas erster Vollelektriker schwergetan hat. Doch ein Kürzel wie bZ4X – für „Beyond Zero“, die Größenordnung eines RAV4 und die Crossover-Bauform – vermittelt wenig Emotion. Für ein neues Elektro-Flaggschiff wirkt die Bezeichnung weder eingängig noch attraktiv, was den Marktstart sicher nicht erleichtert hat.
Schwacher Absatz und Kritik an Ladeleistung und Reichweite
Während der Stromer in Norwegen zum Bestseller avancierte, schaffte Toyota hierzulande seit Mitte 2022 nur rund 10.000 Zulassungen. Die frühen Modelle mit einphasigem AC-Laden machten Langstrecken unnötig mühsam. Auch Preis-Leistungs-Verhältnis und reale Reichweiten boten Flotten- wie Privatkunden wenig Anreiz, in Toyotas erstes BEV einzusteigen.
Modellpflege bringt Technik-Update und neue Preise
Drei Jahre später startet Toyota den Neustart und überarbeitet den bZ4X technisch wie optisch. Das Facelift wirkt fast wie ein Generationswechsel: neue Frontgestaltung, modernisierte Assistenzsysteme, zwei Batteriegrößen und eine optimierte Ladeperformance. Der Einstiegspreis liegt nun bei 36.126 Euro netto, dazu kommen die Ausstattungen Comfort, Teamplayer und Lounge – mit Preisaufschlägen zwischen 90 und 2.521 Euro.
Überarbeitetes Exterieur mit besserer Aerodynamik
Äußerlich hat Toyota den Crossover einmal glattgezogen und auf den aktuellen Familienlook getrimmt. Vor allem die Front, die Toyotas "Hammerhead-Gesicht" erhält. Die Scheinwerfer sind jetzt schmaler, eingerahmt von dünnen Leuchtleisten für Tagfahrlicht und Blinker, der Hauptscheinwerfer wandert in den neuen Stoßfänger. Die bislang unlackierten und kratzempfindlichen Verkleidungen um die Radhäuser präsentieren sich fortan hochglänzend schwarz. Zusammen mit den aerodynamischen Optimierungen am Unterboden verbessert sich der Cw-Wert von 0,29 auf 0,27.

Zwar bleibt innen die grundlegende Designsprache eher kühl und technisch, doch Materialien, Haptik und Bedienung zeigen sich sichtbar aufgewertet.
Kofferraum und Ausblick auf neue Dachoptionen
Der Kofferraum bleibt mit 450 Liter unverändert. Das Glasdach hat jetzt keinen Mittelsteg mehr, optional wird es später ein Solardach geben, das zusätzliche Kilometer Reichweite bringt.
Innenraum-Update mit neuer Bedienlogik und Display
Häufig kritisiert wurde der Innenraum für seine Mischung aus Nüchternheit und einer nicht immer intuitiven Bedienlogik. Hier setzte Toyota ebenfalls an. Zwar bleibt die grundlegende Designsprache eher kühl und technisch, doch Materialien, Haptik und Bedienung zeigen sich sichtbar aufgewertet. Der zentrale Touchscreen-Bildschirm wächst auf 14 Zoll (vorher 12,3 Zoll), wurde von der Mittelkonsole getrennt und ragt weniger dominant hervor. Die Temperaturanzeige im Monitor lässt sich über Drehregler einstellen, ebenso gibt es einen Drehknopf für die Lautstärke der Audioanlage.
Infotainment wurde verbessert
Das Infotainment startet schneller, reagiert flüssiger und versteht komplexere Sprachbefehle, auf der neu gestalteten, schlankeren Mittelkonsole sind zwei induktive Ladeflächen für Handys immer serienmäßig an Bord. Toyota hat außerdem die Assistenzsysteme harmonisiert, etwa die adaptive Geschwindigkeitsregelung und die Spurführung. Beide Systeme agieren nun weniger abrupt und lassen dem Fahrer mehr Kontrolle.
Zwei Batteriegrößen und neue Leistungsvarianten
Einen deutlichen Sprung nach vorne verspricht vor allem das Update der Antriebstechnologie. Bislang gab es nur eine Batterievariante, jetzt sind zwei zur Wahl. In der Basis hat der Stromspeicher 57,7 kWh und soll mit Frontantrieb und 18 Zoll-Rädern 444 Kilometer weit kommen. Die Version mit 73,1 kWh-Batterie schafft laut Toyota bis zu 569 km. Der kleinere Akku kommt mit einer Leistung von 123 kW/167 PS und dürfte für alle interessant sein, denen es mehr um Effizienz als um maximale Power geht. Gekoppelt mit dem größeren Akkupaket beträgt die Leistung in der Frontantriebsversion 165 kW/224 PS und als Allradler 252 kW/343 PS. Bei der AWD-Version verdoppelt sich die Anhängerlast auf jetzt 1.500 Kilo.

Äußerlich hat Toyota den Crossover einmal glattgezogen und auf den aktuellen Familienlook getrimmt.
Laden mit 11 bis 22 kW AC und stabiler Schnellladung
In der Basisversion fließt Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW, in der höheren Launch-Ausstattung kann auch mit 22 kW geladen werden. Am Schnelllader bleibt es bei maximal 150 kW. Die neue Batterievorkonditionierung dürfte allerdings Ladezeiten deutlich verkürzen, vor allem im Winter, wo der bZ4X früher bei kalter Witterung zu abrupten Ladeabfällen tendierte, zeigt das neue Modell ein stabileres Profil. Der Schnellladebereich zwischen 20 und 60 Prozent – entscheidend auf Langstrecken – bleibt ab sofort weitgehend konstant.
Effizienzgewinne durch Technik- und Softwareupdates
Die Software erkennt jetzt die Art der Ladesäule und passt das Ladeprofil dynamischer an. Zur Optimierung des Energieverbrauchs hat Toyota zudem die E-Achsen sowie den Inverter überarbeitet und die Reibungsverluste im gesamten Antriebsstrang reduziert. Die nun vierstufige Rekuperation (fast bis zum Stillstand) lässt sich besser an den Fahrstil koppeln und feinfühliger einstellen.
Erste Fahreindrücke im Frontantriebsmodell
Genug der Zahlen, ran ans Lenkrad. Auf der ersten Testrunde begleitet uns die frontgetriebene Version mit großem Akku und 224 PS. Auffällig schon nach wenigen Metern, wie leise der bz4X geworden ist. Doppelverglasung in den vorderen Türen sowie zusätzliches Dämmmaterial, vor allem in den Radkästen, haben unliebsame Fahr- und Reifenabrollgeräusche gut im Griff. Auch die Abstimmung des Fahrwerks hat Toyota grundlegend angepackt und neu definiert. Hinten sind die Dämpfer etwas weicher, vorne etwas straffer. Für ein direkteres Einlenkverhalten wurden zudem die Buchsen an der Vorderachse härter ausgelegt.
Fahreindruck: stabil, leise und bewusst unsportlich
Alles Maßnahmen zusammen bringen eine Qualität ins Auto, die Handling und Komfort spürbar verbessern. Die Beschleunigung des 1,9 Tonnen schweren Stromers erfolgt weniger per Schlag-in-den-Nacken-Kick, sondern harmonisch. Laut Datenblatt spurtet der Stromer in 7,4 Sekunden auf Tempo hundert und schafft maximal 160 km/h. Das Fahrgefühl selbst ist Toyota-typisch geblieben: ruhig, kontrolliert, unaufgeregt – ein Alltagsfreund, weitgehend ohne sportliche Ambitionen. Genau darin liegt auch die Stärke dieses Modells, das sich nicht in den Vordergrund drängen will, sondern seinen Zweck erfüllt.

Zusammen mit den aerodynamischen Optimierungen am Unterboden verbessert sich der Cw-Wert von 0,29 auf 0,27.
Allradversion mit mehr Leistung und Traktion
Umstieg ins Topmodell. Die Allradversion mit zusätzlichem E-Motor an der Hinterachse ist nochmal aus ganz anderen Kabeln gewickelt. Das Drehmoment wird in Bruchteilen von Sekunden auf die Räder mit dem besten Gripp verteilt, neu abgestimmte Fahrmodi sollen laut Toyota verbesserten Gripp auf matschigem Untergrund oder tief verschneiten Pisten bieten. Die volle Leistung fällt - na klar – noch einmal deutlich nachhaltiger über den Crossover her. Insgesamt eher untersteuernd abgestimmt, bedient das Doppelmotor-Modell die Instinkte derjenigen, die Power vor Effizienz setzen. Allein die 20 Zöller an unserem Testwagen kosten über 30 Kilometer an Reichweite – und natürlich auch etwas Komfort.
Fazit: bZ4X erreicht endlich das erwartete Niveau
In Summe wirkt der überarbeitete bZ4X wie ein Auto, das jetzt den Zustand erreicht, den viele schon beim Debüt erwartet hätten. Die nächste Chance, diese Form zu bestätigen, hat Toyota bereits im Frühjahr. Dann startet der bZ4X Touring. Mit kryptischen Namen, aber wahrscheinlich reifer Leistung.
Technische Daten der bZ4X-Modelle im Überblick
Fünftüriger Elektro-Crossover mit Frontantrieb; Länge: 4,69 m, Breite: 1,86 m, Höhe: 1.165 m, Radstand: 2,85 m. Kofferraumvolumen 452 Liter,
Elektroantrieb, Leistung 123 kW/167 PS, Automatikgetriebe, Leergewicht 1.845 – 1.910 kg, Lithium-Ionen-Batterie mit 57,7 kWh, max. DC-Ladeleistung 150 kW, Ladezeit 10 – 80 % in 28.min, max. Reichweite 444 Kilometer (WLTP), Energieverbrauch 13,9 kWh/100 km (WLTP), 0-100 km/h: 8,6 s, Vmax: 140 km/h.
Preis: ab 36.126 Euro
Toyota bz4X Teamplayer (Frontantrieb, 165 kW)
Fünftüriger Elektro-Crossover mit Frontantrieb; Länge: 4,69 m, Breite: 1,86 m, Höhe: 1.165 m, Radstand: 2,85 m. Kofferraumvolumen 452 Liter,
Elektroantrieb, Leistung 165 kW/224 PS, Automatikgetriebe, Leergewicht 1.930 – 2.015 kg, Lithium-Ionen-Batterie mit 73,1 kWh, max. DC-Ladeleistung 150 kW, Ladezeit 10 – 80 % in 28 min., max. Reichweite 556 - 569 Kilometer (WLTP), Energieverbrauch 13,9 – 14,2 kWh/100 km (WLTP), 0-100 km/h: 7,4 s, Vmax: 160 km/h.
Preis: ab 40.328 Euro
Toyota bz4X Teamplayer (Allradantrieb, 252 kW)
Fünftüriger Elektro-Crossover mit Allradantrieb; Länge: 4,69 m, Breite: 1,86 m, Höhe: 1.165 m, Radstand: 2,85 m. Kofferraumvolumen 452 Liter,
Elektroantrieb, Leistung 252 kW/343 PS, Automatikgetriebe, Leergewicht 2.040 – 2.045 kg, Lithium-Ionen-Batterie mit 73,1 kWh, max. DC-Ladeleistung 150 kW, Ladezeit 10 – 80 % in 28 min., max. Reichweite 503 - 516 Kilometer (WLTP), Energieverbrauch 14,5 – 14,9 kWh/100 km (WLTP), 0-100 km/h: 5,1 s, Vmax: 160 km/h.
Preis: ab 42.849 Euro
Kurzfazit, Alternativen und Marktstart
Warum: weil das Update den bZ4X auf ein neues Level hebt.
Warum nicht: weil der Preis nicht wirklich heiß ist
Wann kommt er: ab Januar











